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30.06.12 / Straßenbahn statt Ringstraße / In Allenstein ist eine grundlegende Veränderung der Verkehrsinfrastruktur im Gange

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-12 vom 30. Juni 2012

Straßenbahn statt Ringstraße
In Allenstein ist eine grundlegende Veränderung der Verkehrsinfrastruktur im Gange

Nach dem Scheitern letzter Hoffnungen auf die Entstehung einer Ringstraße um Allenstein stehen innerhalb des Stadtkerns mehrere Straßenbauvorhaben an. Begonnen wurde mit einem Entwurf, der unzählige Kontroversen bei den Stadtbewohnern hervorgerufen hat. Es handelt sich um den Bau der Busfahrstreifen entlang der Ausfahrtstraße nach Hohenstein und einer weiteren Hauptverkehrsader, die Allensteins Zentrum mit den im Süden gelegenen Plattenbausiedlungen verbindet. Beide sollen in den kommenden Monaten um zusätzliche Busspuren erweitert werden, um den Stadtbussen eine flüssigere Fahrt zu ermöglichen. Diese an sich sehr plausible und brauchbare Idee stieß aber auf ernste Proteste in erster Linie seitens der besorgten Umweltschützer, da viele relativ gesunde Bäume am Wegesrand entfernt werden mussten.

Die mit dem Baubeginn eingetretenen Staus, vornehmlich während des Berufsverkehrs, lösten eine Kritikwelle bei den geplagten Pkw- und Busfahrern aus, weil seitdem jede Durchfahrt sehr nervenaufreibend geworden ist. Die Beamten versuchen, die Unzufriedenheit der Stadtbewohner mit Trostparolen zu beschwichtigen, und versprechen für die absehbare Zukunft eine bessere Verkehrsflüssigkeit. Der Stadtpräsident, Piotr Grzymowicz, verzichtete auf seinen Wagen und stieg auf ein Fahrrad um, um mit seiner Entscheidung allen Schwarzsehern zu beweisen, dass man die in der Tat prekäre Lage mit mehr Verständnis und Lässigkeit durchstehen kann.

Seine persönlichen Bemühungen um einen Abbau der Staus hat Unterstützung bekommen. Dem Verkehr wurde nämlich eine parallel zu der bestehenden Schienengleisführung verlaufende Ost-West-Achse übergeben. Der Transitverkehr in Richtung Grenzübergang Beisleiden kann von nun an auf einer modernen Strecke abgewickelt werden, die mit Fahrradwegen und Lärmschutzwänden ausgestattet wurde.

Mit dieser wichtigen Investition ging eine Revitalisierung des Vorstädtischen Bahnhofs einher, auf dem historische Überdachungen über den Unterführungen restauriert wurden. Gleichzeitig wurde dort eine unterirdische Anbindung des Nord- an den Südteil der Stadt geschaffen. Zu den unerwünschten Folgen der Fertigstellung dieser unentbehrlichen Verkehrsader zählen mindestens zwei Faktoren: eine sichtbare Verunstaltung der existierenden Backsteineisenbahnbrücke über die Alle durch einen zu nahen Verlauf der neuen Straße und eine durch das ganze Vorhaben zustande gekommene gewisse Isolierung des Kasernenviertels vom übrigen Stadtteil.

Eine revolutionäre Maßnahme für den reibungslosen Stadtverkehr stellt die geplante Wiederaufnahme des Straßenbahnverkehrs dar. Hier sind die Arbeiten schon weit über eine Vorbereitungsphase hinausgegangen. Der Auftragnehmer, ein spanisches Unternehmen, hat nämlich mit den ersten Tiefbauarbeiten begonnen. Das erste Teilstück der Hauptlinie der Allensteiner Trambahn wird in der dicht besiedelten Südstadt fertiggestellt.

Mit der Einführung des neuen Transportmittels sollen demnächst die Beförderungskonditionen neu geregelt werden. Gültig wird nämlich die sogenannte Stadtkarte sein. Weiterhin sollen elektronische Fahrkartenautomaten angebracht werden, die es bereits in mehreren Metropolen der Republik Polen wie Warschau und Krakau an fast jeder Haltestelle gibt.

Das grüne Licht für die von den meisten Allensteinern so ersehnte Tram bedeutete gleichzeitig eine Absage an die von den Beamten vor kurzem so geförderte Umgestaltung eines nordwestlichen Abschnitts der Eisenbahnstrecke in eine Art lokale S-Bahn. Die geplante Entwicklung betraf die paar Kilometer zwischen dem Bahnhof Göttkendorf und dem Hauptbahnhof Allenstein. Erwogen wurde eine Einrichtung mehrerer kleiner Bahnsteige unterwegs, die den Anrainern eine schnelle Verkehrsanbindung gewährleisten könnten. Die Urheber dieses Projekts mussten eine arge Absage an ihr Projekt hinnehmen. Laut Meinungsumfragen wurde festgestellt, nur wenige hätten sich bereiterklärt, auf dieses neue Beförderungsmittel umzusteigen. Folglich hat man den ganzen Entwurf als unrealisierbar abgelehnt. Dies hätte jedenfalls zahlreichen Verkehrsbehinderungen vorbeugen sollen, die schon bald spürbar sein werden, da die zurzeit recht schmale und sehr befahrene Ausfahrtstraße nach Mohrungen modernisiert wird. Grzegorz Supady


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