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07.07.12 / Bewegung bei Garnisonkirche / Wiederaufbau: Siemens-Familie spendet eine Million – Kontrahenten kommen sich näher

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-12 vom 07. Juli 2012

Bewegung bei Garnisonkirche
Wiederaufbau: Siemens-Familie spendet eine Million – Kontrahenten kommen sich näher

Das Vorhaben, die 1968 gesprengte Potsdamer Garnisonkirche wieder aufzubauen, scheint einen Schritt näher gerückt zu sein: Aus dem Kreis der Familie Siemens kam für die Rekonstruktion der Kirche die bisher größte Einzelspende. Noch entscheidender könnte allerdings eine Personalentscheidung an der Spitze der Fördergesellschaft sein.

Eine Million Euro für den Aufbau der Garnisonkirche – auf Nachrichten wie diese hat man bei der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche (FWG) lange warten müssen. Tatsächlich ist nun aber eine Spende von einer Million Euro von einer Stiftung aus dem Umfeld der Siemens-Familie zugesagt und nach Angabe der Fördergesellschaft auch bereits überwiesen worden.

Der Geldbedarf bleibt dennoch immens: Allein für den Aufbau des barocken Kirchturms, der bis zum 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017 wiedererstehen soll, werden rund 40 Millionen Euro benötigt. Noch ist nicht einmal genug Geld vorhanden, um wie geplant im Jahr 2013 überhaupt mit dem Bau des Kirchturms beginnen zu können. Die nun eingegange Großspende scheint aber zumindest die Finanzierung des Bauantrages sicherzustellen, der im Herbst gestellt werden soll.

Der eingegangene Millionenbetrag ist allerdings nicht die einzige Neuigkeit, die den Wiederaufbau der Garnisonkirche etwas wahrscheinlicher macht: Noch entscheidender könnte der personelle Neuanfang an der Spitze der Fördergesellschaft sein. Nach sechs Jahren im Amt ist der bisherige Vorsitzende Johann-Peter Bauert aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Wiederwahl angetreten. Mit deutlicher Mehrheit ist nun Burkhart Franck zum Vorsitzenden des Fördervereins gewählt worden.

Franck, der zuletzt Standortältester der Bundeswehr in Potsdam war, sieht sich zwar selbst nur als „Überganglösung“, tatsächlich könnte er allerdings derjenige sein, dem es gelingt, die seit dem Jahr 2005 zersplitterten Bemühungen zum Wiederaubau erneut zu vereinen. Konkret lässt die Wahl Francks eine Annäherung des Potsdamer Fördervereins an die von Oberstleutnant a.D. Max Klaar initiierte „Stiftung für Preußisches Kulturerbe“ (SPKE) wieder in den Bereich des Möglichen rücken.

Klaar kann mit Fug und Recht als Pionier bei den Bemühungen zum Wiederaufbau der traditionsreichen Garnisonkirche angesehen werden. Bereits 1987 brachte er mit 470000 Mark an Spendengeldern die Neuanfertigung des Kirchturm-Glockenspiels zustande, das 1991 an die Stadt Potsdam übergeben wurde. Auch bei der Sammlung von Spendengeldern für den Wiederaufbau des Kirchengebäudes scheint Klaar bisher sehr viel erfolgreicher gewesen zu sein als der seit 2005 existierende Potsdamer Förderverein. Die von ihm geleitete Stiftung und die Vorgänger-Organisation Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V. haben insgesamt 6,3 Millionen Euro an Spendengeldern eingesammelt. Die Gelder stehen als Projektrücklage für den Wiederaufbau der Garnisonkirche bereit, allerdings hat eine weitgehende Politisierung des Projekts Klaar dazu veranlasst, sich 2005 vom Vorhaben zurückzuziehen.

Seitdem unterstützt die SPKE zahlreiche Projekte beim Denkmalschutz und Sanierungsarbeiten an brandenburgischen Kirchen, die gesammelten Spenden für die Garnisonkirche bleiben angesichts der unübersehbaren politischen Überfrachtung des Projekts zunächst einmal nur als Rücklage. Klaar befürchtet, dass mit dem Wiederaufbau eine „christlich verkleidete polit-historische Propaganda- und Bußstätte“ entsteht.

Was in der Vergangenheit an Details, etwa zu Ausstellungskonzepten, bekannt geworden ist, scheint ihm Recht zu geben. So soll beispielsweise zwar der Widerstandskreise des 20. Juli gedacht werden, die tatsächlich zahlreiche Bezugspunkte zur Garnisonkirche hatten. Fraglich ist aber, was die Darstellung des kommunistischen Widerstands bezwecken soll, der mit dem Gotteshaus keinerlei Verbindung hatte.

An sich sind die Voraussetzungen, eine Annäherung zwischen der Fördergesellschaft und der Stiftung für Preußisches Kulturerbe herbeizuführen, günstig: Den neuen Vorsitzenden der Potsdamer Wiederaufbaustiftung Franck verbindet mit Klaar eine gemeinsame Ausbildungszeit bei der Bundewehr zu Anfang der 1960er Jahre.

Auch scheinen die Ansichten zur Ausrichtung des Wiederaufbauprojekts nicht mehr so unüberbrückbar zu sein wie früher. In einem Interview mit den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ sprach sich Franck unter anderem gegen ein internationales Versöhnungszentrum in dem Sakralbau aus: Eine derartige Einrichtung „wäre zu anspruchsvoll“, so Franck. Die Kirche solle aber ein Ort für eine Friedens- und Versöhnungsarbeit sein, „die für uns naheliegend und erreichbar sein sollte“.

Thematisieren will Franck aber ebenso die Frage um die Aussöhnung mit der deutschen Geschichte. Erwartungsgemäß ließ heftige Kritik an den Äußerungen Francks, etwa der Potsdamer Linken und Grünen, nicht lange auf sich warten. Im festgefahrenen Streit um die Garnisonkirche könnte die Herangehensweise Francks allerdings den entscheidenden Durchbruch bewirken, der den stockenden Wiederaufbau in Gang bringt. Norman Hanert


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