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07.07.12 / Allah und der Buddhismus / Das diametrale Verhältnis zweier Weltreligionen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-12 vom 07. Juli 2012

Allah und der Buddhismus
Das diametrale Verhältnis zweier Weltreligionen

Die Gegensätze zwischen Buddhismus und Islam sind weniger religionsphilosophischer Art, obwohl beide Religionen ganz diametral verschiedene ethische und philosophische Anschauungen haben, als machtpolitischer Natur. Im Islam begann schon zu Lebzeiten Mohammeds die Ausbreitung durch gewaltsame Eroberungen, während der Buddhismus wie der Hinduismus jahrhundertelang auf geistige Eroberungen aus war. Das Bild des Islams als Religion des Krieges und des Buddhismus als Religion der Liebe und des Friedens passte allerdings nicht immer. Auch nach seiner Konsolidierung als Weltreligion bedurfte der Islam weiterhin politischer und militärischer Rückendeckung, um als Religionsgebilde zu bestehen. Der Islam als Religion ist dadurch kaum von seiner politischen oder wirtschaftlichen Ausprägung zu unterscheiden. Moscheen im Bereich des Islams werden nicht nach Heiligen benannt, sondern nach großen Feldherren, in der Ukraine heute zuweilen auch nach Mafiabossen und ermordeten Oligarchen. Der Buddhismus als philosophische Lehre hat dagegen die Völker Zentralasiens und Indiens auf geistigem Wege erobert und ist anschließend eine geistige Symbiose mit den sich zu ihm bekennenden Völkern und Kulturen eingegangen. Auch an den gesellschaftlichen Entwicklungen dieser Kulturen hat der Buddhismus teilgenommen und sich weiterentwickelt, während der Islam als starres Lehrgebäude in seiner Entstehungszeit zurückgeblieben ist. So kommt es, dass nach der historischen Begegnung zwischen Christentum und Buddhismus beide Religionen Bereicherungen von der jeweils anderen erfahren haben, während der christlich islamische Dialog bis heute noch nicht weiß, welches Ziel er überhaupt hat.

Zum Aufbau eines ohnehin nur sekundären philosophischen und theologischen Gerüsts hat der Islam Anleihen bei allen anderen bereits vor ihm existierenden Religionen gemacht. Dies waren in erster Linie das Christentum, Judentum und der Zoroastrismus Persiens, von denen sich zahlreiche Spuren und Anleihen im Koran finden. Auch mit dem Buddhismus, dessen Einflussgebiet in West Turkestan der Islam schon sehr früh tangiert hat, finden sich Spuren im Koran. So weist der Kaaba Kult in Mekka, der zu den fünf Säulen des Islams gehört, bis hin zur Kleidung der Wallfahrer buddhistische Züge auf.

Lange bevor die Araber den Islam in der Mitte des 7. Jahrhunderts nach Zentralasien brachten, hatte der Buddhismus dort Jahrhunderte lang geblüht. Besonders vorherrschend war er entlang der Seidenstrasse, auf welcher der Handel zwischen Indien und Han-China verlief. Über die Seidenstraße ist der Islam schon früh in urbuddhistisches Gebiet in Zentralasien und Vorderindien vorgestoßen. Erst die Annahme des Islams durch die Türken infolge des Mongolensturms im 13. Jahrhundert und die Mogulherrschaft in Indien führten zur Dominanz des Islams in weiten Teilen Asiens und schließlich zur Ausbreitung des Islams auf wirtschaftlichem Wege bis nach Hinterindien, wo mit Indonesien heute das größte islamische Land der Welt liegt. Bodo Bost


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