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07.07.12 / Totenruhe in Rakhine

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-12 vom 07. Juli 2012

Totenruhe in Rakhine

Wir sind voller Sorge, dass solche Unruhen jederzeit wieder passieren können“, sorgte sich Mitte Juni der Buddhist Myat Hla im Kloster Sutaung Pyae am Rand der Stadt Sittwe in Birma. Hier sind rund 2000 Einwohner untergebracht, deren Häuser zerstört wurden, abgefackelt, in die Luft gesprengt in einem blutigen Sturm ethnischer und religiöser Differenzen in der birmesischen Provinz Rakhine.

Dutzende wurden ermordet, Tausende Häuser brannten nieder. Buddhisten gegen Muslime, Muslime gegen Buddhas Anhänger. Als Resultat der Randale leben 52000 Menschen in 66 provisorischen Behelfssiedlungen, die Zahl der Betroffenen wird sogar auf über 90000 geschätzt. Krankheiten, Durchfall breiten sich aus, Epidemien drohen.

Das alles ist die Folge einer menschenverachtenden Politik der ehemaligen Militärjunta. Sie erklärte die 800000 Muslime vom Stamm der Rohingya für staatenlos, beschnitt den Zugang zu Erziehung und Gesundheitswesen. Reisen innerhalb des kleinen Provinzgebiets waren für sie genehmigungspflichtig – ein sich immer wieder neu aufbauender Konfliktstoff, Anlass zu Hass, Zündfunke an einem Pulverfass.

Am 8. Juni explodiert es – wieder einmal, wie schon so viele Jahre davor. Junge Muslime vergewaltigten eine Buddhistin, Buddhisten überfielen als Rache einen Bus mit Moslems und töteten zehn Passagiere. Der Brandsatz war gelegt, Häuser gingen in Flammen auf, Dutzende ließen ihr Leben. Aufgebrachte Buddhisten schworen Rache. Die Behörden zwangen die Rohingyas, die Stadt zu verlassen. Eine Rückkehr zur Normalität und einem friedlichen Zusammenleben der dunkelhäutigen Söhne des Propheten und der hellhäutigen Birmesen scheint vielen kaum mehr denkbar. J.F.

 

Zeitzeugen

Dalai Lama – Der 77-jährige Mönch Tendzin Gyatsho ist die Symbolfigur des Buddhismus in der Welt und der 1950 inthronisierte 14. Dalai Lama der Geschichte. Für seine Anhänger ist er die lebende Inkarnation des Buddha Avalokiteshvara und Schutzherrn Tibets. Von 1959 bis 2011 galt der Tibetaner als Chef der Exilregierung seines von China besetzten Heimatlandes. Seitdem beschränkt er sich auf seine Funktion als geistiges Oberhaupt. Davor allerdings war er weltweit als unermüdlicher Reisender für die Rechte seines Volkes unterwegs, und es gibt kaum einen Regierungschef, dem er nicht seine Aufwartung machte. Für die Machthaber in Peking ist er ein ebenso rotes Tuch, wie das seiner Mönchstracht. Aber er ist nicht, wie vielfach angenommen, das Oberhaupt aller Buddhisten, denn als spiritueller Führer der sogenannten Gelugschule fungiert beispielsweise der weniger bekannte Ganden Thripa, ebenfalls im Exil lebend. Zudem gibt es weitere Schulen mit jeweils anderen Oberhäuptern.

Hossain Mohammad Ershad – Von 1971 an Generalmajor des neugegründeten Staates Bangladesch und von 1977 an Staatspräsident, 1982 zum Obersten Administrator des Kriegsrechts hochgeputscht, trug er die Verantwortung für die Islamisierung des Landes. Als Folge kam es zu Pogromen gegen buddhistische Minderheiten. 1990 wurde er verhaftet und sieben Jahre später gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt. 2000 wanderte er erneut für fünf Jahre wegen Korruption ins Gefängnis.

Buddha-Statuen von Bamiyan – Die Zerstörung der weltweit größten stehenden Buddha-Statuen in Afghanistan im März 2001 durch die Taliban war eine Kampfansage des militanten Islams an den Buddhismus, denn diese Figuren galten als Heilige Stätte des Buddhismus.

Arthur Schopenhauer – Der deutsche Vorzeigephilosoph (1788–1860) trug wesentlich zur Verbreitung des Buddhismus in Deutschland bei. Er sah in dieser fernöstlichen Religion einen Gegenentwurf zur abendländischen Methaphysik und eine Bestätigung des Atheismus. Die Indienbegeisterung damaliger Intellektueller fußte auf seinen Schriften.


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