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07.07.12 / Verirrung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-12 vom 07. Juli 2012

Verirrung
von Manuel Ruoff

Das für uns alles, was mit Krieg zu tun hat, negativ besetzt ist, ist im Angesicht der verlorenen Weltkriege ebenso verständlich, wie es notwendig ist zu respektieren, dass andere Nationen ihre Kriegssiege feiern. Was nun aber aus Anlass des Beginns – nicht etwa des siegreichen Endes – des sogenannten Vaterländischen Krieges (Napoleons Russlandfeldzug von 1812) im Königsberger Gebiet stattfand, ist schlichtweg eine Geschmacksverirrung und der Russen nicht würdig. Russlands Sieg über Frankreich brachte die Kriegswende in den napoleonischen Kriegen und damit uns Deutschen die Befreiung vom napoleonischen Joch. Aber bevor es dazu kam, erlebten die Russen, nachdem die Grande Armée die Memel überschritten hatte, erst einmal Monate größten Leides und wüstester Zerstörung eigenen Landes. So sollten die Russen schon aus reiner Selbstachtung und Respekt vor ihren eigenen Opfern darauf verzichten, den Beginn des französischen Überfalls auf das Zarenreich zum Anlass für eine große Show im US-Stil zu nehmen. Im Gegensatz zu Uncle Sam, der es gewohnt ist, Kriege anderswo zu führen, sollte dem Iwan eigentlich noch bewusst sein, was ein Krieg im eigenen Land bedeutet.


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