© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-12 vom 14. Juli 2012

»Immer der gleiche Ablauf«
Sinn benennt Masche, mit der das Volk für dumm verkauft wird

Getretene Hunde bellen. Entsprechend heftig, ja feindselig fällt die Reaktion des politischen Establishments und seiner Claqueure auf die Warnung von Hans-Werner Sinn und mehr als 200 weiterer Wissenschaftler vor einer Vergemeinschaftung der Bankenschulden aus. Der Leidensdruck muss in der Wirtschaftswissenschaft schon ziemlich groß sein, dass – eine Ausnahme im ansonsten traditionell eher staatskonformen deutschen Wissenschaftsbetrieb – ein Großteil der entsprechenden Fachdisziplin sich eine politisch unkorrekte Kritik der Stammtische an einer Handlungsweise der politischen Klasse zu eigen macht.

Sinn hat zusammen mit Walter Krämer auf – um im Bild zu bleiben – das Gebell der getretenen Hunde reagiert und in der „Frankfurter Allgemeinen“ noch einmal nachgelegt. In dem lesenswerten Beitrag setzt er sich unter anderem mit der Kritik auseinander, die mit den Worten des Bundesfinanzministers wie folgt lautet: „Im Kern geht es ja nicht darum, die Haftung zu vergemeinschaften, sondern eine gemeinsame Aufsicht in Europa zu schaffen.“

Sinn und Krämer antworten darauf, der Ablauf sei immer der gleiche: Erst würden die Deutschen mit dem „Placebo“ der politischen Schranken und Verhaltensmaßregeln bewogen, das Portemonnaie zu zücken. Danach aber würden sie bedrängt, auf die Schranken und Regeln zu verzichten. Ungläubig formulieren Sinn und Krämer: „Das Spiel hat sich mittlerweile so häufig wiederholt, dass wir nicht verstehen, woher die deutsche Regierung und einige unserer Kollegen die Hoffnung nehmen, dieses Mal könnte alles anders sein.“ Die Frage, ob diese Hoffnung wirklich besteht oder dem Publikum nur vorgegaukelt wird, lassen die beiden unerörtert.   Manuel Ruoff