29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.07.12 / Unterdrückte wehren sich / Schwarzafrikaner haben den Süden Libyens unter Kontrolle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-12 vom 14. Juli 2012

Unterdrückte wehren sich
Schwarzafrikaner haben den Süden Libyens unter Kontrolle

Der seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Gaddafi im letzten Jahr amtierende Übergangsrat (NTC) hat Libyen nicht im Griff, die eigentlichen Beherrscher des Landes sind die vielen oft islamistischen Milizen, die sich gegenseitig bekämpfen. Der Zerfallsprozess Libyens nimmt ständig größere Dimensionen an. Nach der Autonomieerklärung der Cyrenaika im Osten des Landes zu Beginn des Jahres haben nun die schwarzafrikanischen Stämme des Fezzan im Süden Libyens, die Tubus, zu den Waffen gegriffen und verteidigen ihre Region, die fast die Hälfte des libyschen Territoriums umfasst, gegen die Streitkräfte der Übergangsregierung. Diese kontrolliert nur noch die beiden größten Städte der Region, Kufra und Sebha. Nach einem Bericht des Fernsehsenders „France24“ haben die Tubu-Rebellen die Kasernen der alten libyschen Armee an der Grenze des Tschad erobert und bedienen sich nun aus den reichen Waffen-Arsenalen.

In den 42 Jahren seiner Herrschaft hatte Gaddafi auch ein groß angelegtes Umsiedlungsprogramm in die Wege geleitet, um den schwarzafrikanischen Süden Libyens zu arabisieren. So sind in den beiden Oasenstädten Kufra und Sebha große Mengen von hellhäutigen Arabern angesiedelt worden, die diesen einst schwarzafrikanischen Städten ein arabisches Gesicht verliehen haben. Gegen dieses massive Umsiedlungsprogramm hatte sich schon seit Jahren der Widerstand der Tubus gebildet, der jedoch immer wieder erstickt wurde. Nach einem Aufstand der Tubus im Jahre 2009 hatte Gaddafi ihnen die libysche Staatsangehörigkeit aberkennen lassen und sie zu Bürgern zweiter Klasse gemacht. Der Süden Libyens ist zwar sehr dünn besiedelt, aber große Teile des libyschen Erdöls lagern in der Nähe von Sebha; deshalb war hier bereits im April ein erster Aufstand der Tubus am internationalen Flughafen der Stadt niedergeschlagen worden. Die Tubus haben die Stadt jetzt weitgehend verlassen und sind zu ihren Stammesbrüdern in die Wüste geflüchtet. Auch die Oase Kufra haben die Tubustämme weitgehend verlassen, nachdem bei Kämpfen zwischen den beiden Volksgruppe in den letzten Wochen mindestens 50 Menschen getötet worden waren. Die Tubukrieger finanzieren sich hauptsächlich aus den Erlösen vom Schmuggel und dem einträglichen Menschenhandel zwischen Schwarzafrika und Europa, der durch das Gebiet verläuft. Aus diesem Grund dürfte auch die EU, die einst Gaddafi Milliarden für die Eindämmung des Menschentransits durch Libyen anbot, ein Interesse am Ausgang des Aufstandes der Schwarzafrikaner haben.

Um den von der Nato unterstützten Aufstand gegen seine Herrschaft niederzuschlagen, hatte Gaddafi Zigtausende schwarzafrikanischer Söldner für seine Armee anwerben lassen, die nach seinem Tod vielfach verfolgt wurden. So wurde die von schwarzafrikanischen Libyern bewohnte Küstenstadt Tawergha, von wo aus Gaddafi die Belagerung von Misrata aus gesteuert hatte, nach dem Sturz Gaddafis von den Rebellen eingenommen und die Bevölkerung vertrieben. Tawergha ist heute eine Geisterstadt, seine Bewohner leben nach Angaben von Amnesty International in Flüchtlingslagern in ganz Libyen. B.B.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren