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14.07.12 / Säbelrasseln für den Profit / Iranische Blockadedrohung soll Ölpreis in die Höhe treiben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-12 vom 14. Juli 2012

Säbelrasseln für den Profit
Iranische Blockadedrohung soll Ölpreis in die Höhe treiben

Pünktlich mit dem Inkrafttreten des EU-Embargos gegen den Iran zum 1. Juli haben iranische Parlamentarier mit einer Blockade der Straße von Hormus gedroht. Öllieferungen aus den Anrainerstaaten des Persischen Golfs in die EU sollen den Seeweg künftig nicht mehr passieren. So ernst die Ankündigung auch klingt, es handelt sich mehr um Säbelrasseln als um eine echte Gefahr für die Ölversorgungung Europas. Zwar passieren täglich bis zu 18 beladene Tanker und auf dem Rück­weg in den Persischen Golf genauso viele unbeladene diesen Seeweg, Hauptziel der meisten Lieferungen ist aber Ostasien: 85 Prozent des Öls aus dem Persischen Golf sind für die Märkte in China, Südkorea, Japan und Indien bestimmt.

Eine vom Iran in der Straße von Hormus provozierte Krisensituation, die begrenzt bleibt, könnte allerdings trotzdem den eigentlich vom Iran gewünschten Effekt hervorrufen: einem Wiederanstieg des Ölpreises. Seit März ist der Preis für ein Fass Öl (159 Liter) von 129 Dollar bis in den 90-Dollar-Bereich gefallen. Ein Ende der Abwärtsspirale ist nicht in Sicht. Die Ölwirtschaft Libyens und des Irak haben sich wieder stabilisiert, in Erwartung eines kommenden Iran-Konflikts hat vor allem Saudi-Arabien seine Ölförderung massiv nach oben gefahren. Der Iran-Krieg ist ausgeblieben, gleichzeitig ist der weltweite Ölverbrauch wegen der wirtschaftlichen Abkühlung eher niedrig.

Sollte es dem Iran durch Rühren der Kriegstrommeln an der Straße von Hormus gelingen, die Preise wieder ansteigen zu lassen, dann wird dies einer ganzen Reihe von ölproduzierenden Ländern durchaus gelegen kommen. Für die 50 weltgrößten Ölkonzerne außerhalb der Opec und Russlands liegen einer Analyse des Unternehmens Sanford C. Bernstein zufolge die Grenzkosten ihrer Produktion bei 90 Dollar pro Fass. Im Klartext: Die Verkaufspreise drohen unter die Förderkosten zu fallen. Das weltgrößte Förderland Saudi-Arabien kann zwar preiswerter fördern, braucht aber mittlerweile auch einen Ölpreis von 80 Dollar für einen ausgeglichenen Staatshaushalt. Für Russland wird die kritische Grenze in Bezug auf die staatlichen Ausgaben sogar bei 100 Dollar gesehen. Spuren haben die gesunkenen Öl-Preise und ein bereits länger verhängtes US-Embargo gegen den Iran aber vor allem bei den iranischen Einnahmen hinterlassen: Geschätzte zehn Milliarden Dollar sollen dem Iran seit Jahresanfang bereits entgangen sein. Das Ziel, den Iran wirtschaftlich in die Knie zu zwingen, ist allerdings noch weit. Schätzungen über Teherans Devisenreserven schwanken zwischen 60 und 100 Milliarden Dollar, die immer noch vorhanden sein sollen. Einem Bericht der BBC zufolge versucht der Iran, das gegen ihn verhängte Öl-Embargo mit einem Trick zu umgehen: 15 der 39 Öltanker des Iran fahren inzwischen unter der Flagge des Pazifik-Inselstaates Tuvalu. Vermutet wird, dass so iranisches Öl über Ägypten an europäische Raffinerien geliefert wird.      Norman Hanert


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