© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-12 vom 14. Juli 2012

Vertane Chance
von Manuela Rosenthal-Kappi

Eigentlich liegen Deutsche und Russen gar nicht so weit auseinander in dem, was sie sich für die Zukunft vorstellen und erreichen wollen: Beiden Seiten ist an einem partnerschaftlichen, wenn nicht gar freundschaftlichen Umgang miteinander gelegen und wenn sich daraus auch noch fruchtbare Geschäftsbeziehungen generieren lassen, umso besser.

Lediglich bei der Umsetzung der Vorhaben hapert es gelegentlich, wie auch das vor kurzem durchgeführte Wirtschaftsforum in Berlin bewiesen hat. Seit Jahren bemühen sich die jeweiligen Regierungen der Königsberger Exklave darum, aus der aufgrund ihrer geopolitischen Lage isolierten Situation herauszufinden. Dank der Privilegien der Sonderwirtschaftszone „Kaliningradskaja oblast“ ist es auch schon gelungen, westliche Investoren, auch aus der Bundesrepublik anzulocken. Die Firma Avtotor, wo BMWs vom Band laufen oder das Kindernahrungswerk von Hipp bei Heiligenbeil sind Beispiele hierfür.

Aufgrund der zurückliegenden Erfahrungen ist es daher unverständlich, dass Gouverneur Nikolaj Zukanow, ein Mann, der in seiner Heimatstadt Gumbinnen vieles zum Positiven verbessert hat, trotz seiner Erfahrungen mit Investoren lediglich mit Beamten, nicht aber mit russischen Unternehmern nach Berlin gereist ist. Sicher ist eine Erklärung, dass es in Russland kaum mittelständische Firmen gibt, aber um die Errichtung eines gesunden Mittelstandes geht es ja gerade.

Verständlich, dass deutsche Mittelständler, die Ideen und konkrete Vorschläge im Gepäck hatten, enttäuscht sind ob der vertanen Chance.