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14.07.12 / »Der Kunst ihre Freiheit« / Museen feiern 150. Geburtstag Gustav Klimts, des Begründers der Wiener Moderne und des Jugendstils

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-12 vom 14. Juli 2012

»Der Kunst ihre Freiheit«
Museen feiern 150. Geburtstag Gustav Klimts, des Begründers der Wiener Moderne und des Jugendstils

Die 150. Wiederkehr des Geburtstags von Gustav Klimt nimmt die Stadt Wien zum Anlass, das Jahr 2012 ihrem großen Sohn zu widmen. Alle Wiener Museen und viele private Galerien richten für den Maler Sonderausstellungen aus und ermöglichen so dem Besucher einzigartige, einmalige und eindrucksvolle Sichtweisen auf Klimt, seine Werke und sein Wirken.

In der österreichischen Hauptstadt Wien, unweit der Akademie der bildenden Künste, zwischen Karlsplatz und Naschmarkt gelegen, steht ein beliebtes Postkarten- und Fotomotiv: die Wiener Secession. Das Gebäude mit der markanten, aus goldenen Blättern und Beeren der Krone des Lorbeerbaums nachempfunden Kuppel ist nicht nur Magnet für Touristen und Kunstliebhaber gleichermaßen, es ist auch Sinnbild einer kunsthistorischen Entwicklung und einer kulturpolitischen Wende. Dem konservativen Kunstverständnis entfliehend,  gründeten einige Künstler um Gustav Klimt 1897 die Wiener Secession. Unter dem Leitgedanken der Secession „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit“ begann die Wiener Moderne und Klimt wurde zu einem der renommierten Vertreter dieser Epoche und des ganzen Jugendstils.

Das Wien um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert war eine sich im Aufschwung befindende, pulsierende Metropole, die zu der Zeit mit fünf Millionen Einwohnern mehr als das Zweieinhalbfache der heutigen Größe hatte. Inmitten dieser Zeit, im „fin de siècle“, entstand eine künstlerische und kulturelle Hochkultur. Was Arthur Schnitzler oder Hugo von Hofmannsthal für die Literatur waren, war Gustav Klimt für die Kunst. Nicht jemand, der bloß das Ende einer vorherigen Epoche heraufbeschwor, sondern einer, der eine neue maßgeblich be- und gegründet hat. Dies zeigt auch sein neuer Kunststil, der sich gewandelt hatte. Die Farben wurden intensiver, die Flächengestaltung ornamentaler und die Darstellung symbolischer. Der am 14. Juli 1862 in Wien geborene Klimt zählt zu den bedeutendsten Malern Österreichs und war ein bekannter Vertreter des Jugendstils. Bevor Klimt 1918 in seiner Geburtsstadt verstarb, schuf er nicht nur viel gerühmte Kunstwerke, er hatte auch maßgeblichen Einfluss auf die kulturpolitische Entwick-lung Österreich-Ungarns und der restlichen Welt.

Auch wenn das Gemälde „Adele Bloch-Bauer I“ („Goldene Adele“) von Klimt 2006 für kolportierte 135 Millionen US-Dollar verkauft wurde und daher zu den teuersten Gemälden der Welt gehört, sind seine Werke nicht nur von einem hohen materiellen Wert, sie sind auch Zeugnis einer neuen Kunstauffassung und eines neuen Selbstverständnisses der Künstler. Klimt wurde durch seine internationale Anerkennung, die er schon zu Lebzeiten erhielt, innerhalb der Gesellschaft der österreichisch-ungarischen Monarchie immer stärker geschätzt, unter anderem als beliebter Porträtist. So gelang es Klimt, den Wandel der Gesellschaft und das neue Selbstbewusstsein des Bürgertums malerisch festzuhalten.

Zwischen Arkaden und Doppelsäulen des großen Stiegenhauses des Kunsthistorischen Museums Wien, an der Nordwand gelegen, schuf Klimt in den Jahren 1890/91 mehrere Wandbilder. Sind diese Bilder normalerweise nur für Besucher mit sehr guten Augen oder durch transportable Okulare zu sehen, hat das Kunsthistorische Museum eine zwölf Meter hohe Brücke gebaut, die einen direkten und unverfälschten Blick auf die Bilder des jungen Klimt ermöglichen. Die Museen der Stadt haben sich auf das Klint-Jahr 2012 eingestellt: Das Wien Museum zeigt neben rund 400 Werke des jungen Klimt die größte zusammenhängende Sammlung von Zeichnungen, das Künstlerhaus Wien sein Wirken in einzelnen Institutionen. Alle Museen zeigen ihre gesammelten Werke des Malers sowie sein Wirken aus unterschiedlichen Perspektiven: das Leopold Museum unter anderem anhand von Reisekorrespondenz.

Keine Einrichtung ist so mit Klimt verbunden wie die Wiener Secession. Sie ist nicht nur viel zitiertes Exponat des Jugendstils ob ihrer Bauweise, sondern vor allem durch einen von Klimt erschaffenen Wandfries. Richard Wagners Interpretation von Ludwig van Beethovens 9. Symphonie hielt Klimt in einem Wandzyklus fest. Das deswegen auch „Beethovenfries“ genannte Kunstwerk, welches sich im linken Seitensaal der Secession befindet, ist eines der ersten Werke der Wiener Moderne und das zentrale Kunstwerk dieser Epoche.

„Der Kuss“ von Klimt, welches einen Mann und eine Frau in innigster Umarmung zeigt, ist das bekannteste und am meisten reproduzierte Gemälde von Klimt. Das Bild, in der von Klimt oft gewählten dominierenden Farbe Gold gehalten, wird als Allegorie der Liebe verstanden, als die Darstellung der unendlichen, sinnlichen Liebe zwischen Mann und Frau. Das Museum „Oberes Belvedere“ in Wien, als Besitzer dieses Bildes, zeigt seinen Besuchern im Jubiläumsjahr im Rahmen einer einmaligen Ausstellung dieses Bild zusammen mit seiner kompletten Klimt-Sammlung, welche die größte ihrer Art weltweit ist.      Sascha Günther


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