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14.07.12 / Der Krieg im Comic

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-12 vom 14. Juli 2012

Der Krieg im Comic

Der Begriff Comic leitet sich vom englischen „comic strip“ (komischer Streifen) ab. Ein Comic beschreibt in einer Folge von gezeichneten Bildern nebst Text einen Vorgang oder erzählt eine Geschichte. Auch wenn dies meistens der Fall ist, muss ein Comic nicht zwangsläufig komisch sein. Als eigenständige Kunstform der sequenziellen Darstellung hat sich der Comic seit jeher auch ernster, ja dramatischer Geschehnisse angenommen. Selbst ein so schreckliches Ereignis wie ein Krieg lässt sich im Comic darstellen, ohne dass dies verharmlosend oder gar despektierlich wirkt.

Einen Eindruck davon kann man sich in der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus – Deutsch-Osteuropäisches Forum in der Ausstellung „Tout le monde kaputt. Der Erste Weltkrieg im Comic“ verschaffen. Die Ausstellung entstand im Rahmen des langjährigen Projektes „Studenten im Museum“ des Historischen Seminars II der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf in Zusammenarbeit mit dem Museum Historial de la Grande Guerre im französischen Péronne. Um die Aussagen der ausgestellten Comics der französischen Autoren und Zeichner Kris, Maël und Pendanx zu veranschaulichen, werden originale Comiczeichnungen gemeinsam mit Objekten aus den Beständen des französischen Weltkriegsmuseums gezeigt. Die Ausstellung wird von einem Rahmenprogramm begleitet, das historische Vorträge zur Ost- und Westfront sowie zur Literatur über den Ersten Weltkrieg umfasst. Daneben gibt es eine Filmreihe mit klassischen und modernen Antikriegsfilmen. In einem sogenannten Workshop sollen explizit Schüler und Studenten angesprochen werden. Die Ausstellung ist bis zum 14. September montags bis donnerstags 10 bis 17 Uhr und freitags 10 bis 14 Uhr zu sehen. Nähere Informationen erteilt die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf, Telefon (0211) 169910, Fax (0211) 353118, E-Mail: info@g-h-h.de

Auch das aktuelle Kriegsgeschehen in Afghanistan ist jetzt Gegenstand eines Comics. „Wave and Smile“ (Winke und lächle) nennt der Autor und Zeichner Arne Jysch seinen im Carlsen Verlag erschienenen „gezeichneten Roman“. Mehr als zweieinhalb Jahre hat Jysch recherchiert, mit Soldaten gesprochen, geschrieben und gezeichnet. Obwohl er selbst nie Soldat und schon gar nicht in Afghanistan war, zeichnet er ein klares Bild der Einsatzrealität. Auf knapp 200 Seiten hat er fast alle Facetten des Afghanistan-Einsatzes verarbeitet, von der permanenten Bedrohung durch Selbstmordattentäter, Heckenschützen und Sprengfallen über die sinnlose, den Einsatz behindernde deutsche Regelungswut bis hin zur posttraumatischen Belastungsstörung, die die Bundeswehrsoldaten mit nach Hause nehmen. Die durchgehend farbigen Illustrationen werden, dem Sujet der fiktiven Romanhandlung entsprechend, überwiegend von Ocker- und Grautönen oder dem Fleck­tarnmuster der deutschen Uniformen, eben den Farben dieses Krieges, dominiert. Die Zeichnungen weisen eine erstaunliche Athentizität und Detailtreue auf. In einer Situation, in der wir uns noch immer schwer damit tun, den Afghanistan-Einsatz als Krieg wahrzunehmen, führt Jysch uns mit seinem Comic vor Augen, dass Krieg nicht historisch, sondern Realität ist.       J.H.


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