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14.07.12 / Das Rätsel um das Kreuz im Acker ist gelöst / Ein deutscher Kirchenkünstler schuf das sakrale Kunstwerk

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-12 vom 14. Juli 2012

Das Rätsel um das Kreuz im Acker ist gelöst
Ein deutscher Kirchenkünstler schuf das sakrale Kunstwerk

Das Geheimnis um das in einem Acker in Petrikatschen gefundene Kreuz ist schneller gelöst worden, als ich gedacht hatte. Denn es handelt sich um keinen historischen Fund, wie ich vermutet – und insgeheim erhofft – hatte, sondern um ein Wandkreuz, das von einem heute über 90-jährigen deutschen Kirchenkünstler geschaffen wurde. Ein modernes Kunstwerk, das durch eine Anlehnung an die frühromanische Ausdrucksgestaltung schon zu irreführenden Vermutungen Anlass geben konnte. Aber durch die zahlreichen Zuschriften wurde der vermeintliche Schatz im Acker schnell entzaubert, besonders durch eine, die nicht nur über den Künstler berichtet, sondern auch den Hinweis gibt, dass es als Wandkreuz noch heute erhältlich ist. Aber schön der Reihe nach.

In Folge 24 hatten wir über das Kreuz berichtet, das vor kurzem von Frau Oxana Kharlamova in der Nähe von Stallupönen/ Ebenrode beim Graben entdeckt worden war. Fundort: Schützenort [Prigorodnoj], das frühere Petrikatschen. Die Russin hatte schon öfters Gegenstände aus der Vorkriegszeit ausgegraben, aber dieser schien ihr ein besonderer Fund zu sein, und deshalb wandte sie sich an Herrn Hans Dieter Minge in Berlin mit der Bitte um Deutung oder Klärung. Da er diese ungewöhnliche Arbeit nicht einordnen konnte, wandte er sich an die „Ostpreußische Familie“ und so erschien ein Bericht mit Fotos von dem Bronzekreuz in Folge 24. Wie gesagt, ich vermutete ein älteres Kunstwerk, aber Zweifel waren doch vorhanden, vor allem durch die Auslegung des Vaterunsers auf der Rückseite in der heute allgemein gültigen Form.

Diesem Hinweis gingen sofort einige Leser nach. Als Erster meldete sich Herr Michael Schuncke – über dessen Archiv hatten wir vor einiger Zeit berichtet –, der meinte, dass der Fund nicht schwer einzuordnen sei. Er stamme aus dem (Nach-)Jugendstil und sei der Schaffenszeit von Barlach im weitesten Sinne zuzuschreiben. Herr Schuncke wies auch auf das Vaterunser in der angegebenen Form hin, mit der er auch Schwierigkeiten habe – er selber „verspreche“ sich noch heute. Auch Frau Hanna Hoefer aus Wanderup erklärte, dass die auf dem Kreuz lesbare Form seit einigen Jahren in der Nordelbischen Kirche – heute Nordkirche – Gültigkeit habe. In ihrem Gesangbuch aus den frühen 90er Jahren sei das Vaterunser bereits so abgedruckt. Herr Heinz Ney aus Potsdam ordnete es sogar noch früher ein und meinte, dass die Festlegung auf die neue Form in den 60/70er Jahre erfolgt sei.

Damit war schon die Richtung vorgegeben: Das Kreuz muss in der Nachkriegszeit entstanden sein. Auch Herr Cornelius Werhahn aus Kirchnüchel erkannte dies und schrieb uns, dass er schon beim ersten Blick auf die Fotos das Stück für ein modernes Kreuz hielt, etwa aus den Endvierzigern bis 60er Jahren. Die Form sowie die bewusst unregelmäßige Schriftgestaltung wiese nicht auf ältere oder wirklich alte Kunst oder Handwerk hin, auch das selbst im Zeitungsdruck erkennbare glatte, nicht verwitterte Aufhängerloch widerspreche einem alten Fundstück. Der Architekt sieht Ähnlichkeit zu den im Wiederaufbau neu gestalteten Kirchenportalen und sonstigen Nachkriegs- Sakralplastiken.

Und damit hatte er einen wesentlichen Stein für das Mosaik geliefert, zu dessen Vollendung dann Frau Christa Kraemer, eine Königsbergerin, entscheidend beitrug. Denn das ist die eigentliche Überraschung: Frau Kraemer besitzt ein identisches Kreuz, das sie vor zehn Jahren geschenkt bekam und zweifellos aus derselben Werkstatt kommt wie der Fund aus Petrikatschen. Sie recherchierte weiter und konnte uns nun genaue Details über den Künstler und die Zeit, in der er diese Arbeiten gefertigt hat, übermitteln. Für diese großartige Hilfe sagen wir ihr schon einmal unseren herzlichen Dank. Geschaffen wurde das Kreuz von dem Kirchenkünstler Egino Günther Weinert, *3. März 1920 in Berlin-Schöneberg, der heute in Spanien lebt. Auf ihn und seine Arbeiten werden wir in einem anderen Beitrag genauer eingehen, denn sein Leben und Schaffen galt und gilt der sakralen Kunst. Der vielfach ausgezeichnete und geehrte Maler, Bildhauer und Goldschmiedemeister schuf das Kreuz etwa um das Jahr 2004  Er arbeitete für die Ursula- Werkstätten in Köln, wo er auch sein erstes Atelier besaß. Das gefundene Kreuz ist also kein Unikat, denn dieses sakrale Kunstwerk im Format sieben mal neuneinhalb Zentimeter ist als „Wandkreuz, klein“ unter der Artikelnummer K22K im Online-Shop gelistet. Die Anschrift der Ursula- Werkstätten Köln: Marzellenstraße 47 in 50668 Köln, Telefon (0221) 135469. Damit wäre wohl jede wichtige Information gegeben bis auf eine: Wer verlor oder vergrub das Kreuz in Petrikatschen? R.G.


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