24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.07.12 / Hauptstadt der Kampagnen / Berlin gibt Geld für zweifelhafte Werbung mit schillernden Werbern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-12 vom 21. Juli 2012

Hauptstadt der Kampagnen
Berlin gibt Geld für zweifelhafte Werbung mit schillernden Werbern

Berlins Senat setzt die Werbe-Kampagne „Sei Berlin“ (be Berlin) trotz zweifelhaften Nutzens fort. Rund 18 Millionen Euro kostete das Projekt bis März insgesamt. Jährlich kommen weitere drei Millionen Euro dazu. Jetzt steht ein „Sei Berlin“-Werbebotschafter wegen Vergewaltigung vor Gericht. Die Stadt wirbt mit Rappern und Rütli-Schülern, während die neue Industrie-Kampagne „Ich bin ein Berliner“ seit 2010 statt Arbeitsplätzen bisher nur mäßige Erfolge bringt.

Berlin feilt seit vier Jahren an seinem Bild in der Öffentlichkeit. Was als „Sei Berlin“-Kampagne begann, weitete der Senat 2010 aus, um Investoren anzusprechen. Im Mai feierte die Stadt eine „Lange Nacht der Industrie“. Die lockte Jugendliche in gut 30 Firmen, zehn davon sind Partner der Senats-Industriekampagne „Ich bin ein Berliner“. Unter den Partnerfirmen sind Siemens, Bayer und Bombardier, aber auch einige eher regionale Größen. „Ziel ist es, die Industrie als Wachstumsmotor in der Hauptstadtregion bekannter zu machen“, verkünden die „Be Berlin“-Macher im Internet.

Die 1100 Plätze für insgesamt 14 nächtliche Bustouren waren schnell ausgebucht, die angesprochenen Jugendlichen zeigten viel Interesse. Insgesamt 34 Projekte sollen bis 2020 im Rahmen der Industriekampagne gefördert werden, doch ein Blick in den Plan offenbart wenig Konkretes außer bunten Leitmotiven. Von „aktiver Flächenpolitik“, aber auch von „PR-Strategie“ ist die Rede. Indes fehlt es weiter an neuen Investoren und Arbeitsplätzen. Der Umsatz der Berliner Industrie geht zurück. Von Januar bis Mai setzten die Industriebetriebe 8,9 Milliarden Euro um und damit 5,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Industriebeschäftigten lag mit 80091 nur um 1,7 Prozent höher als ein Jahr zuvor, und das trotz deutschlandweiten Aufschwungs am Arbeitsmarkt.

Jetzt steht Christopher O. (32), einst stadtweit plakatiertes Werbegesicht von „Sei Berlin“, wegen des Verdachts der Vergewaltigung einer 65-Jährigen auf deren morgendlichem Arbeitsweg als Putzfrau vor Gericht. Dort behauptete der Modedesigner, angeblich beiderseits freiwilligen „Fast-Food-Sex“ mit der Frau gehabt zu haben. Demnach habe er sie für sexuelle Handlungen sogar bezahlt. O. sagte vor Gericht überdies, er habe „nicht gewusst, dass sie Hörgeräte hat“. Eine zentrale Botschaft der „Sei Berlin“-Kampagne lautet übrigens Respekt. SV


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren