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28.07.12 / Anschlag in Freundesland / Attentat in Bulgarien ist besonders hinterhältig, da unerwartet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-12 vom 28. Juli 2012

Anschlag in Freundesland
Attentat in Bulgarien ist besonders hinterhältig, da unerwartet

Das bulgarische Schwarzmeerbad Burgas war am Abend des 18. Juli Schauplatz eines Bombenanschlags auf 154 Passagiere einer Chartermaschine, die gerade aus Israel eingetroffen war. Burgas liegt zwei Flugstunden von Israel entfernt, 150000 Israelis werden in diesem Jahr in Bulgarien erwartet, aber ökonomische Aspekte spielen keine große Rolle bei dem Anschlag.

Bulgariens Staatspräsident Rosen Plevneliev und Kristalina Georgieva, EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe und Krisenbewältigung, erklärten übereinstimmend, dass mit Bulgarien Europa Opfer des Anschlags war. Auch die „Organisation der Juden in Bulgarien Schalom“ warnte: „Das war ein Akt feindlicher Gruppen und Kräfte, nur eine Mobilisierung aller Bulgaren kann die Eskalation des Terrors stoppen.“

Es trifft nicht zu, dass Bulgarien leichtfertig mit israelischen Warnungen vor islamischem Terrorismus umgegangen sei. Bereits 2010 vereinbarten Bulgariens Premier Bojko Borisov und Meir Dagan, Chef des israelischen „Mossad“, enge Kooperation im Sicherheitsbereich. Bulgarien genießt in Israel den besten Ruf – als das (neben Dänemark) einzige Land, das seine Juden vor dem Holocaust rettete. 5000 dänische Juden wurden in einer Nacht ins sichere Schweden geschafft – um 55000 bulgarische Juden wurde vier Jahre lang ein verbissener Kampf geführt, woran alle Bulgaren teilnahmen, bis bei Kriegsende feststand: Es fehlen nur wenige Hundert Juden, die bei den Partisanen fielen. Vorkämpfer der Judenrettung war der Geistliche Konstantin Markov, später Patriarch der Bulgarischen Kirche. Im April 1962 besuchte er Israel, was ein Triumphzug wurde. Ähnlich war Ende 1944 Ben Gurion in Bulgarien gefeiert worden, als er die bulgarischen Juden „abwarb“, was bulgarische Behörden ungerührt geschehen ließen. Etwa 40000 Juden gingen nach Israel, das so viele gute Journalisten, Ärzte und Soldaten bekam.

Seither besteht ein bilaterales Musterverhältnis, wie Dr. Emil Kalo, der frühere Schalom-Vorsitzende, 2005 im Sofioter „Jüdischen Kulturhaus“ erläuterte: „Israel ist ein Teil von uns. Wir haben die besten Beziehungen zu israelischen Institutionen, hier im Haus residiert die Israelische Agentur Suhnut, die klassische Agentur, die seit Ende des 19. Jahrhunderts europäischen Juden half, nach Palästina zu kommen. Die bulgarischen Juden waren immer Teil der bulgarischen Gesellschaft.“

Bulgariens 5000 Juden, fast alle Sepharden, bemühen sich um gute Kontakte zu Juden des Balkans und aller Welt, wofür Kalos Vorgänger Edi Svarc mit der Zeitschrift „Mabat“ („Blick“) steht. Zudem hat sich Bulgarien als „passender Ort für israelisch-palästinensische Gespräche erwiesen“, wie Anfang 2010 der damalige Präsident Georgi Pyrvanov rühmte, nachdem Israels Premier Benjamin Netanjahu mit Palästinapräsident Mahmud Abbas in Sofia mit Erfolg konferiert hatten. Netanjahu hält jetzt den Iran für den Hauptschuldigen des Anschlags von Burgas, dessen Opfer auch Bulgarien ist.     Wolf Oschlies


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