24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
28.07.12 / Schriftsteller mit Ecken und Kanten / Vor 60 Jahren starb Waldemar Bonsels − Sein größter Erfolg: »Biene Maja«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-12 vom 28. Juli 2012

Schriftsteller mit Ecken und Kanten
Vor 60 Jahren starb Waldemar Bonsels − Sein größter Erfolg: »Biene Maja«

Und diese Biene, die ich meine, nennt sich Maja, kleine, freche, schlaue Biene Maja“. Jeder fühlt sich bei diesen Zeilen unweigerlich an Karel Gotts Ohrwurm erinnert. So begann der Refrain des Titelsongs zur erfolgreichen TV-Serie „Biene Maja“, die erstmals Ende der 1970er Jahre im ZDF ausgestrahlt wurde.

Die Abenteuer der aufmüpfigen Maja hingegen sind bereits vor 100 Jahren als Buch erschienen. Maja, eine individuelle Honigbiene, flieht aus der Gemeinschaft ihres Bienenstocks. Sie trifft auf ihren zahlreichen Ausflügen viele Tiere, erlebt brenzlige Situationen, gerät schließlich in Gefangenschaft des feindlichen Hornissenvolkes. Ihr gelingt die Flucht, sie kehrt nach Hause zurück und warnt ihr Volk vor dem bevorstehenden Hornissenangriff. Die Schlacht geht gut aus für das Bienenvolk, Maja steigt zur Beraterin der Bienenkönigin auf. In der Urfassung muss Maja allerdings auf die Hilfe von Willi und Flip, dem Grashüpfer, verzichten. Sie sind eine Erfindung der Fernsehmacher der 70er Jahre.

In Vergessenheit geraten ist indessen Waldemar Bonsels, der Schöpfer der Biene Maja, dessen Todestag sich am 31. Juli zum 60. Mal jährt. Jakob Ernst Waldemar Bonsels war in den 1920er Jahren einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Als er 1910 an dem Manuskript der Biene Maja schrieb, war er 30 Jahre alt. Seine Frau hatte ihn gebeten, sich eine Geschichte für die gemeinsamen Kinder auszudenken. Entstanden ist das Buch „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“. Das 1912 erschienene Kinderbuch wurde in 40 Sprachen übersetzt und machte Bonsels weltberühmt.

Waldemar Bonsels kam am 21. Februar 1880 in der schleswig-holsteinischen Schlossstadt Ahrensburg als Sohn einer Apotheker- und Arztfamilie zur Welt. Schon 1932 benannte Ahrensburg einen Weg nach ihm. Waldemar besuchte in Kiel das Gymnasium. In Bielefeld absolvierte er eine kaufmännische Lehre, arbeitete zwei Jahre in einer Karlsruher Druckerei, bis er 1903 für die Baseler Mission nach Indien ging.  Doch auch dort blieb er nur wenige Monate. 1904 äußerte er Kritik an der Arbeit der Basler Mission. In einem offenen Brief bezeichnete er sie als „Missions-Industrie“. Erschienen war der Brief im „E.W. Bonsels und Co. Verlag“, den Bonsels mit Freunden in München-Schwabing nach seiner Rückkehr aus Indien gegründet hatte. Wie sein beruflicher Werdegang, war auch Bonsels Privatleben von Wechseln geprägt. Der „schöne Waldemar“ heiratete insgesamt drei Mal. Aus den Ehen gingen vier Söhne hervor. Als 1912 die Biene Maja erschien, zog er sich aus dem Verlag zurück. Im Ersten Weltkrieg wurde Bonsels Kriegsberichterstatter und zunächst in Galizien, dann im Baltikum eingesetzt. 1918 bezog er mit seiner Familie ein Haus in Ambach am Starnberger See, in dem er bis zu seinem Tod wohnte. Bis in die 40er Jahre veröffentlichte er in regelmäßigen Abständen Bücher und war in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA auf Lesereisen unterwegs.

Obwohl Bonsels Werke − außer der Biene Maja − im Rahmen der Aktion „Wider den undeutschen Geist“ wegen sexueller Details als „dekadent“ geächtet und verbrannt worden waren, wird ihm seine Nähe zum Nationalsozialismus vorgeworfen. Sein Jugendfreund Hanns Johst hatte ihm als Präsident der Reichsschrifttumskammer zur Mitgliedschaft verholfen und später Bonsels Image zurechtgerückt, so dass dieser ab 1935 wieder veröffentlichen durfte. Während des Zweiten Weltkriegs war Bonsels Herausgeber der Münchner Feldpostbriefe. Seine antisemitischen Äußerungen bezeichnete Bonsels später als religionsphilosophische Betrachtungen.

Die 1977 gegründete Waldemar-Bonsels-Gesellschaft hält den Schriftsteller für einen unpolitischen Menschen, dessen Biografie von Mythen und Widersprüchen durchsetzt sei, die es zu erforschen gelte. So lobt denn auch Kindlers Neues Literaturlexikon Bonsels autobiografische „Indienfahrt“ wegen des Fehlens des damals üblichen Überlegenheitsanspruchs des Weißen gegenüber dem andersrassigen Kolonialvolk. Manuela Rosenthal-Kappi


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren