20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
28.07.12 / »Deutsche gegen Hitler« im Fort Nr. 5 / Ausstellung in Königsberg thematisiert den Widerstand gegen die NS-Herrschaft im Dritten Reich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-12 vom 28. Juli 2012

»Deutsche gegen Hitler« im Fort Nr. 5
Ausstellung in Königsberg thematisiert den Widerstand gegen die NS-Herrschaft im Dritten Reich

In dem Gebäude des neuen Museums „Fort Nr. 5“, einer Außenstelle des Gebietsmuseums für Geschichte und Kunst, ist eine Ausstellung zu sehen, die dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Deutschland gewidmet ist.

Die aktuelle Ausstellung „Deutsche gegen Hitler“ will ein breites Publikum über antinationalsozialistische Bewegungen in Deutschland vor und während des Zweiten Weltkriegs informieren. Vorgestellt werden Jugendorganisationen, die sich an Untergrundbewegungen des Widerstands beteiligt haben, Priester, die Juden vor der tödlichen Gefahr gerettet haben, sowie Personen des öffentlichen Lebens und Beamte, die aktiv an der Bekämpfung des NS-Regimes beteiligt waren.

Symbolträchtig wurde die Ausstellung am 20. Juli, dem diesjährigen Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler, in der „Wolfsschanze“ eröffnet. Die Ausstellung zeigt interessante Fotos zu diesem Attentat. Darunter befindet sich ein Foto, das Adolf Hitler zeigt, wie er kurz nach dem Anschlag Benito Mussolini und anderen befreundeten beziehungsweise verbündeten Staatsoberhäuptern den beschädigten Bunker zeigt.

Die Vorbereitung für diese Ausstellung dauerte fast ein halbes Jahr. Laut der Koordinatorin Darja Timirjowa wurden über 100 historische Aufnahmen, persönliche Briefe und offizielle Dokumente gesichtet. Ein Großteil des ausgestellten Materials stammt aus den Beständen des Berliner Gedenkstätte „Deutscher Widerstand“.

In den Kasematten des Forts sind Informationstafeln aufgestellt. Sie erzählen von der Jugendorganisation „Weiße Rose“ und dem Träger des sowjetischen Rotbannerordens Harro Schulze-Boysen, der am 19. Dezember 1942 wegen Vorbereitung zum Hoch- und Landesverrat zum Tode verurteilt und auf Befehl Hitlers am 22. Dezember 1942 in Berlin-Plötzensee erhängt wurde.

Die größte Aufmerksamkeit erzielte eine Tafel über einen einzigen Menschen, der Hitler auf einer Massenveranstaltung den Hitlergruß verweigerte. Dieses symbolische Ereignis spielte sich 1938 während eines Treffens Hitlers mit Arbeitern einer Schiffswerft ab. Der Name des Mannes war August Landmesser. Er war seit 1931 Mitglied der NSDAP und teilte für einige Zeit die Ansichten der nationalsozialistischen Partei. Als einziger seiner Kollegen traute er sich jedoch, seine ablehnende Haltung gegenüber der Politik Hitlers zu äußern. Kurz darauf fiel er der Gestapo in die Hände, die ihn des Verstoßes gegen das Gesetz zur Reinhaltung des deutschen Blutes bezichtigte: Landmesser war mit einer Jüdin verheiratet. Seine Frau starb 1942 im Konzentrationslager Ravensbrück. Landmesser selbst wurde 1941 nach zweieinhalbjähriger Lagerhaft vorzeitig entlassen und kam bei einem Kriegseinsatz ums Leben.

Die Ausstellung zeigt auch Auszüge aus Hitlers Instruktionen bezüglich der Politik und Sitten in den okkupierten Ostgebieten. Zum Beispiel die Instruktion „Aktuelle Aufgaben in den Ostgebieten“, in der dazu aufgerufen wird, Arbeitskräfte nach Deutschland zu schicken, die für die Kriegsindustrie von Nutzen sind und Auszüge aus „12 Verhaltensregeln für Deutsche im Osten und ihr Verhalten gegenüber Russen“.

Der ehemalige deutsche Generalkonsul im Königsberger Gebiet, Aristide Fenster, hat beratend bei der Organisation dieser Ausstellung mitgewirkt. Er unterstrich die Bedeutung einer solchen Ausstellung, die zeige, dass es während des Nationalsozialismus Deutsche gab, die am Widerstand teilgenommen haben. Das Datum der Eröffnung 20. Juli sei symbolisch, da der Tag der Ausstellungeröffnung auf  das Datum der Verschwörung von 1944 gelegt worden ist, deren Teilnehmer gebürtige Ostpreußen gewesen seien und die schließlich das Attentat selbst auch auf ostpreußischem Territorium durchgeführt hätten.

Die Ausstellung ist noch bis Dezember dieses Jahres zu sehen. Jurij Tschernyschew


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren