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04.08.12 / Der blinde Öl-Fleck / Lage der saudischen Schiiten ist »kein Thema«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-12 vom 04. August 2012

Der blinde Öl-Fleck
Lage der saudischen Schiiten ist »kein Thema«

Passend zur einseitigen Syrien-Berichterstattung lassen westliche Medien die Unterdrückung der Schiiten in den sunnitisch beherrschten Golfstaaten ziemlich unterbelichtet. Obwohl es dort immer wieder zu blutig niedergeschlagenen Demonstrationen kommt. In Bahrein, wo 2011 die Saudis dem dortigen König sogar mit Panzern beistanden, sind 70 Prozent der Einwohner Schiiten und in Saudi-Arabien zehn bis 15 Prozent, also mindestens drei Millionen, die seit jeher in der ölreichen Küstenregion leben.

Jüngster Anlass für Unruhe unter den Schiiten war die Verhaftung des prominenten schiitischen Geistlichen Nimr Al-Nimr Anfang Juli in der Kleinstadt Awamiah nahe Katar. Bei Protesten gegen die Inhaftierung wurden drei Schiiten erschossen, deren Begräbnisse wiederum zu Großdemonstrationen wurden. Al-Nimr war bereits 2009 durch regimekritische Predigten „aufgefallen“, nach massiven Beschimpfungen durch die offiziellen Medien aber zwei Jahre nicht mehr aufgetreten. Zu Beginn des „arabischen Frühlings“ im Februar 2011 stellte er sich auf die Seite der Demonstranten und nach der Erschießung mehrerer Schiiten im November rief er zum zivilen Widerstand und sogar zum Sturz des Königshauses auf.

Als der Innenminister und Kronprinz Naif bin Abdelaziz, der als hauptverantwortlich für die Missstände im Osten und generell für Repression galt, im Juni starb, erklärte Al-Nimr den Todestag zum Feiertag – und das reichte. Al-Nimr ist vor allem unter jungen Schiiten beliebt, die aber zunehmend auf ihren Glaubensbrüdern in Bahrein blicken, wo es fast jede Nacht zu Blockaden aus brennenden Autoreifen und vereinzelt sogar zu Anschlägen auf Polizei-Stationen und Polizei-Fahrzeuge kommt. Die saudische Propaganda macht natürlich den Iran verantwortlich, doch die Unterdrückung ist hausgemacht, und die Wut von Regimekritikern ganz allgemein hat wesentlich auch mit der zuletzt noch verstärkten US-Truppenpräsenz in der Region zu tun. R. G. Kerschhofer


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