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04.08.12 / In Aufruhr statt Besinnung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-12 vom 04. August 2012

In Aufruhr statt Besinnung

Das Fasten, wie es heute im Islam praktiziert wird, unterscheidet sich ganz entscheidend von dem christlichen oder jüdischen Fastengebot. Ursprünglich war auch im Islam das Fasten wie im Judentum und Christentum eine Zeit der Besinnung und des Gebetes. In den letzten Jahrzehnten ist jedoch auch der Ramadan, ähnlich wie das Wallfahrtsgebot nach Mekka, zu einer Zeit der intensivierten islamischen Selbstdarstellung geworden. Dadurch haben sich in der Zeit des Ramadan in den letzten Jahren die Konflikte in der islamischen Welt potenziert, so als ob gerade der Ramadan solche Konflikte anheize.

Da der Ramadan nach dem Mondjahr berechnet wird, verschiebt er sich von Jahr zu Jahr um etwa zehn Tage. Zumindest rund um das Mittelmeer fällt der Ramadan in diesem Jahr in die Hochsommerzeit. Nicht nur deshalb rechnen Beobachter in der Region mit einer Erhitzung der Gemüter und einer Eskalation der Konflikte in Syrien, in Afghanistan oder auch in Mali, wo Islamisten der Gruppe Ansar ed-Din zuletzt mehrfach islamische Heiligtümer zerstört haben.

Gerade im Ramadan ist die soziale Kontrolle innerhalb der muslimischen Bevölkerung noch größer als sonst. Immer mehr kommt es in den letzten Jahren zu Verurteilungen von Fastenbrechern, auch in nicht von Islamisten beherrschten Ländern, wie zum Beispiel Algerien. Obwohl es in Algerien kein Gesetz gibt, das Nahrungsaufnahme während des Fastenmonats Ramadan bei Gefängnisstrafe verbietet, wurden dort 2009 mehrere junge Muslime von einem algerischen Gericht zu zwei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet 1000 Euro wegen „Verletzung einer der fünf Säulen des Islams“ verurteilt. Das Verbrechen dieser Jugendlichen war, tagsüber ein Sandwich gegessen zu haben. B.B.

 

Zeitzeugen

Mohammed – Das arabische Wort für Fasten „sawm“ hat die Grundbedeutung: „sich enthalten“ – vom Essen, Trinken, Rauchen, Geschlechtsverkehr. Mohammed kannte das Fasten von Medina, wo viele Juden lebten, die das Aschura-Fasten (das Fasten am Versöhnungstag, 3. Mose 16) ein-hielten. Da er an einem Bündnis mit den Juden interessiert war, forderte er auch seine Glaubens-brüder auf, zu fasten. Als sich die Juden nicht auf ein Bündnis ein-ließen, ließ Mohammed sie nach seinem Sieg über die Mekkaner vernichten; das Fasten wurde nun bezogen auf die Herabsendung des Koran (Sure 2,185). In der 27. Nacht des Monats Ramadan („Nacht der Macht“; Sure 97 und 44,3) soll Mohammed seine erste Offenbarung durch den Engel Gabriel empfangen haben. So wurde der Monat Ramadan, der 9. Monat des muslimischen Mondjahres, zur vorgeschriebenen Fastenzeit.

Jesus – Das christliche Fasten geht auf das Fasten Jesu in der Wüste zurück. Deshalb beträgt die Länge der Fastenzeit 40 Tage und Nächte. Das Fasten diente zur inneren Vorbereitung der großen christlichen Feste Ostern und Weihnachten. Im Mittelalter waren die Fastenregeln sehr streng, sie wurden im 20. Jahrhundert merklich gelockert.

Buddha – Das Fasten kann zu bestimmten Anlässen durchaus ein probates Mittel sein, um Körper und Geist zu reinigen. Reglements findet man jedoch im Buddhismus nur selten. Der historische Buddha sagte zum Fasten und der Askese: „Nicht Nacktheit, Fasten, Schmutz, noch sonstiges Kastei'n macht den in Sinnenlust befang'nen Menschen rein.“ Es ist überliefert, dass sich der historische Buddha (Sidd-hartha Gautama), bevor er selbst die Buddhaschaft erreichte, unter der Führung mehrerer Lehrmeister in der Askese übte. Später erkannte er jedoch, dass auch die Askese nicht zum gewünschten Ziel führt.

Ahmed ibn Abd al-Aziz – Das von ihm geleitete Innenministerium von Saudi-Arabien hat auch Ausländer dazu angehalten, sich während des Ramadans an die Fastenregeln zu halten. Ausländer müssten die Gefühle der Muslime respektieren und während des Ramadans auf Essen, Trinken und Rauchen auf öffentlichen Plätzen und bei der Arbeit verzichten, so das Innenministerium. Verstöße können mit der Ausweisung aus dem Land bestraft werden.


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