28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
04.08.12 / Teurer Imagegewinn mittels Klimaschutz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-12 vom 04. August 2012

Gastbeitrag
Teurer Imagegewinn mittels Klimaschutz
von Wolfgang Thüne

Es war im Jahr 2007, als in Oslo dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore und dem indischen Vorsitzenden des Weltklimarats (IPCC) Rajendra Pachauri der Klima-Friedensnobelpreis zugesprochen wurde. Absicht war, dass beide die Welt vor dem Klimakollaps retten, indem sie mäßigend und bändigend auf das Globalklima einwirken, damit dieses, durch Treibhausgase bis aufs Äußerste gereizt, den geplanten Klimakrieg einstellt und die gefährlichen Wetterextreme als Waffe nicht einsetzt. Diese Mission ist offensichtlich gescheitert, wie am 16. Juli bei dem 3. Petersberger Klimadialog die Bundeskanzlerin Angela Merkel vor Vertretern von 31 Staaten aus aller Welt andeutete. Sie warb angesichts einer Erderwärmung um bis zu vier Grad Celsius mit Nachdruck für ein Kyoto-Nachfolgeabkommen. Sollte sich die Internationale Gemeinschaft nicht auf strengere und für alle Länder verbindliche Klimaschutzzusagen einigen, drohten verheerende Folgen.

Grundlage der gesamten Klimapolitik ist die Modellannahme, dass die Menschheit in gemeinsamer Anstrengung das Klima im „Treibhaus Erde“ so regulieren könne, wie der Gärtner es in seinem Gewächshaus mit Hilfe eines Thermostaten tun kann. Auf dieser gigantischen Illusion beruht der Glaube an den Schutz des Klimas, der sich wie ein Steppenbrand über den Globus ausgebreitet hat. Die Löscharbeiten der beiden Friedensnobelpreisträger sind bisher völlig erfolglos geblieben, so dass die Kanzlerin die Chance witterte, nun selbst das Kommando über das Unternehmen „Schutz des Globalklimas“ und „Schaffung von Klimagerechtigkeit“ in die Hand zu nehmen und Tempo zu machen, bevor die Welt im Klima-Chaos versinkt.

Merkel will sozusagen ihr „Kind“ retten, denn sie hat als Bundesumweltministerin 1995 in Berlin bei der ersten Rio-Nachfolgekonferenz deren Scheitern dadurch abgewendet, dass sie als Kompromiss den „Kyoto“-Prozess in Gang setzte und daraus ein gigantisches klimatouristisches Reise-Unternehmen machte. Bei der jüngsten Großveranstaltung „20-Jahre-Rio“ versammelten sich schätzungsweise 45000 Klimaexperten aus aller Welt, um Rio de Janeiro zu genießen, aber nichts zu beschließen. Der „Petersberger Klimadialog“ bot dann der Kanzlerin eine wunderbare Plattform, um sich in Szene zu setzen. Sie knüpfte damit an ihren Erfolg beim „G8-Gipfel“ 2008 im Ostseebad Heiligendamm an, wo sie das Zwei-Grad-Ziel politisch absegnen ließ und der ihr in den Medien den Titel „Klimagöttin“ einbrachte. Merkel liebt die Dramatik und die Show sowie die Macht. Das dramaturgische Drehbuch schreiben derweil die bestens bezahlten und in quasistaatlichen Forschungsinstituten wie dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung angestellten Klima-Experten.

Solch international vernetzte Experten wollen, so „Spiegel Online“, herausgefunden haben, dass die Waldrodungen ab dem Jahr 850 v. Chr. seit Jahrhunderten das Klima erwärmen und heute immer noch zu knapp zehn Prozent an der Erderwärmung schuld seien. Dies wäre eigentlich Stoff für Kabarettisten, Komiker und Satiriker, wenn dieses Forschungsergebnis nicht im Fachmagazin „Environmental Research Letters“ publiziert worden wäre. Solche Meldungen werden von den Medien unkritisch übernommen und verbreitet, als wären sie sakrosankt. So ist man als Bürger praktisch gezwungen, solche Ergüsse blind zu glauben, tragen sie doch den Mantel der Wissenschaftlichkeit. Das vorgestellte Modell wird als relevant für politische Diskussionen angesehen, um die Verteilung der Lasten des Klimawandels stärker von den Industrieländern auf die Entwicklungs- und Schwellenländer zu verlagern und dem Neokolonialismus neue Nahrung zu geben.

Wenn diese Waldrodungs-Hypothese den Charakter einer Naturgesetzlichkeit beanspruchen will, dann muss sie in der Naturgeschichte nachweisbar sein. Da stellt sich die Frage, wer im Höhepunkt der letzten Eiszeit vor 20000 Jahren, als große Teile Nordamerikas wie Nordeuropas unter einem dicken Eispanzer lagen und menschenleer waren, auf dem Eis Wälder gepflanzt hat, damit diese durch CO2-Bindung vor etwa 10000 Jahren die Eiszeit abrupt beenden und gleich ins „Klimaoptimum des Holozäns“ überleiten konnten. Es müssen grüne Marsbewohner gewesen sein, die auf Eis Bäume pflanzten, um die Eiszeiten zu beenden. Nein, als Skandinavien vom Eis frei war, gab es dort keine Menschen. Es war einzig und allein die Natur, die das Eis schmelzen ließ, mit dem Wind Samen dorthin trug und Wälder wieder wachsen ließ. Erst als der „Garten Eden“ angelegt war, wanderten Menschen ein und besiedelten Mittel- und Nordeuropa.

Doch die Waldrodungs-Hypothese wird noch abstruser und wirklichkeitsferner, wenn man nicht nur die Weichsel-Eiszeit betrachtet, sondern auch die vorhergehende Saale-Eiszeit, die Elster-Eiszeit oder die Elbe-Eiszeit, wo Menschen absolute Mangelware waren. Die Rodungs-Hypothese kann nicht stimmen, wenngleich sie wunderbar in das politisch-wissenschaftliche Klischeebild passt.

Vorbei sind die Zeiten von Immanuel Kant (1724–1804), wo jeder Student der Naturwissenschaften an der Königsberger Universität, der „Albertina“, als Pflichtfach Philosophie belegen musste. Die Konstruktion wissenschaftlicher Hypothesen ist nämlich keineswegs mit der Wahrheitssuche identisch. Die Rekonstruktion dessen, was wir Klima nennen, zeigt ein unregelmäßiges Auf und Ab der Temperaturen, aber deren Rekonstruktion, und mag sie auch noch so exakt sein, beantwortet nicht die Frage, warum dies geschah. Statt sich nun auf die Wahrheitssuche zu machen, werden wilde Spekulationen in die Welt gesetzt und Kausal-Beziehungen erfunden, die nicht existieren. Eine erwiesene Falschbehauptung ist, dass der CO2-Gehalt der Luft die „Globaltemperatur“ steuert. Doch exakte Detailuntersuchungen an Eisbohrkernen haben eindeutig ergeben, dass immer zuerst die Temperaturen angestiegen sind und erst mit 400 bis 800 Jahren Verzögerung die CO2-Werte. Erst müssen die Eiszeiten enden, dann bilden sich im Rahmen der natürlichen Sukzession auf den Moränen zuerst Tundren, dann Mischwälder. Zum Schluss kommt der Mensch und genießt das „Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen“.

Zum Abschluss des 3. Petersberger Klimadialogs forderte der Umweltminister Peter Altmaier eine erhöhte Bereitschaft bei Industrie- und Schwellenländern, die Erderwärmung durch verstärkte nationale Maßnahmen zu bekämpfen: „Wir brauchen mehr Ehrgeiz schon vor 2020.“ Wenn er dann kraftvoll ruft: „Das Klima kann nicht länger warten. Wir dürfen nicht weiter Zeit verlieren“, dann wird er als Macher gefeiert. Dabei ist er ohnmächtig und der Spruch an Sinnlosigkeit nicht zu überbieten. Der Klimawandel ist so alt wie die Erde und vom Wetter abhängig. Wetter bedeutet „Zeit“ und ändert sich mit der Zeit. Zeit kann man weder aufhalten noch „verlieren“. Wie die Zeit schreitet das Wetter voran und kein Mensch kann es daran hindern! Mit der Zeit verändert sich auch das vom Wetter abgeleitete Klima. Es hinkt als gleitendes Mittel dem chaotischen Wettergeschehen hinterher.

Merkel und Altmaier mögen die Finessen politischer Macht- und Meinungsspiele beherrschen, all ihre Bemühungen um den Klimaschutz scheitern an der Unmöglichkeit, das Wetter zu schützen. Sie sollten lieber der Aussage des EU-Klima-Beraters Hans Joachim Schellnhuber beherzigen, der die „Mission“ der Klimawissenschaftler für erfüllt ansieht. Der konsequente Schritt wäre, dass auch die „Mission“ der Klimapolitik zu Ende ist. Der nächste Weltklimagipfel in Katar ist überflüssig.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren