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04.08.12 / Inspirierende Identitätssuche / Hamburger Kunsthalle zeigt »Alice im Wunderland der Kunst«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-12 vom 04. August 2012

Inspirierende Identitätssuche
Hamburger Kunsthalle zeigt »Alice im Wunderland der Kunst«

Versteh einer diesen Sommer. Erst ist der gesamte Juli in Hamburg trüb und verregnet und dann plötzlich bricht die Hitze aus. Das Thermometer zeigt 31,5 Grad und schon ist jeder kühler Platz willkommen. Einer dieser kühlen Plätze ist die Kunsthalle. Also schnell Ticket gelöst und hinein, in das kühle Gebäude und zu „Alice im Wunderland der Kunst“. Die Ausstellung, die noch bis zum 30. September in der Galerie der Gegenwart zu sehen ist, war zuvor in der Tate Liverpool zu bestaunen, wo sie auch konzipiert wurde.

Kaum haben sich die Türen des Fahrstuhls auf dem Weg in die erste Etage, wo die Ausstellung beginnt, geschlossen, hüpft das Kaninchen aus der weltberühmten Erzählung an einem vorbei. Gleich danach kommt Alice selbst und rennt hinter dem Kaninchen her. Es ist ein Stummfilm aus dem Jahr 1903, der an die Wand des Fahrstuhls projiziert wird. Kaum sind die Ausstellungsräume erreicht, erfährt der Besucher sofort, dass es das Mädchen Alice wirklich gab, den Autor des Buches „Alice im Wunderland“ jedoch nicht, denn der Name Lewis Carrol ist ein Pseudonym. Geschrieben wurde die Geschichte über das Mädchen, das in eine phantastische Welt eintaucht, von dem in Oxford lehrenden Mathematikdozenten Charles L. Dodgon. Und dieser hat ziemlich genau vor 150 Jahren, nämlich am 4. Juli 1862, den drei Töchtern eines befreundenten Paares die Geschichte von „Alice im Wunderland“ erzählt. Auf einer Bootstour baten die Schwestern Alice, Edith und Lorina den 30-jährigen Hobby-Fotografen, ihnen etwas zu erzählen. Die spontan erdachte Geschichte war so gut, dass er sie ausbaute und drei Jahre später unter dem Pseudonym Lewis Carroll veröffentlichte. Kaum publiziert war das Buch, aber auch das kleine Mädchen, das der Heldin der Geschichte seinen Namen geliehen hatte, in aller Munde. Das Plakat zur Hamburger Schau zeigt auch ein Bild der echten Alice, in der Ausstellung selbst sind noch weitere Fotos von ihr zu sehen. Aber vor allem sind in der Galerie der Gegenwart zahlreiche Werke zu sehen, die zeigen, inwieweit nun seit 150 Jahren Künstler durch „Alice im Wunderland“ inspiriert wurden. Vom verträumten Öl-Gemälde über den Surrealismus zur psychedelischen Kunst weiter bis zur Installation kann der Besucher erahnen, wie „Alice“ beziehungsweise ihre Suche nach der Identität Künstler noch heute bewegt.

Während die Wahl der Exponate im ersten Teil der Ausstellung in sich stimmig ist und die in verschiedenen markanten Farbtönen gestrichenen Räume immer wieder mit Zitaten aus dem Buch versehen sind, die den Besucher zum Nachdenken bringen, erschließt sich Ziel und Motivation im zweiten Teil der Ausstellung nicht immer. Trotzdem ist „Alice im Wunderland der Kunst“ an Sonnen- wie auch Regentagen einen Besuch wert. Rebecca Bellano


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