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04.08.12 / Durchbruch mit Melancholie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-12 vom 04. August 2012

Durchbruch mit Melancholie

Freunden der preußischen Königin Luise wie des Kinos ist „Königin Luise“ ein Begriff. In der bundesdeutschen Produktion aus dem Jahre 1957 spielt neben Ruth Leuwerik in der Titelrolle geradezu kongenial Dieter Borsche einen nicht weniger sympathischen König Friedrich Wilhelm III. Der Schauspieler spielte jedoch nicht nur Preußen, er war auch einer.

Am 25. Oktober 1909 kam Dieter Albert Eugen Rollomann Borsche in Hannover zur Welt. Der Sohn eines Kapellmeisters und einer Oratoriensängerin arbeitete von 1930 bis 1935 als Balletttänzer an der Oper seiner Geburtsstadt. Anschließend spielte er den jugendlichen Liebhaber in Theater und Film mit mäßigem Erfolg, bis er 1944 doch noch zur Wehrmacht eingezogen wurde. In der Eifel wurde er verwundet und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach Entlassung und Genesung arbeitete er im bayerischen Wald als Schreiner und Spielzeughersteller mit eigener Werkstatt, bis er 1946 Bernhard Minetti in München traf, der ihn ans Kieler Theater vermittelte, wo er bereits 1935 gearbeitet hatte und nun bis 1949 als Schauspieler und Oberspielleiter tätig war.

Ab 1949 schauspielerte er auch wieder vor der Kamera. Gleich im ersten Nachkriegsfilm, „Nachtwache“ verkörperte der jugendliche Liebhaber der Vorkriegszeit einen neuen Typus, den tiefgründig bis melancholischen Sympathieträger, der, vor eine harte Probe und Herausforderung gestellt, seine wahre Größe zeigt. Diesen Typus spielt er auch als Friedrich Wilhelm III. in „Königin Luise“ und als Dr. Holl im gleichnamigen Spielfilm. Letztgenannter Film aus dem Jahr 1951 gilt als sein bekanntester aus dieser Reihe. Noch im selben Jahr bekam Borsche den „Bambi“, was sich im darauffolgenden Jahr wiederholte.

In den 60er Jahren sehen wir Borsche in einer neuen Rolle. Vor der Kamera spielt er nun häufiger gar nicht mehr so sympathische, sondern vielmehr zwielichtige, dubiose Charaktere. Prägend für das neue Image erweist er sich in dem Fernsehkrimi „Das Halstuch“ aus dem Jahre 1962 nach sechs Teilen als der gesuchte Mörder. Analoges gilt für das Medium Spielfilm. In den ähnlich beliebten Edgar-Wallace- und Karl-May-Filmen verkörpert er nun ähnlich unsympathische Typen. Daneben spielt Borsche weiter Theater. Dort genießt er die größere Freiheit von Klischees und Erwartungshaltungen und verkörpert so unterschiedliche Rollen wie Pius XII. in „Der Stellvertreter“ oder die Titelfigur in „In der Sache J. Robert Oppenheimer“.

In den 70er Jahre muss Borsche anfangen kürzerzutreten. Bereits 1944 hatte sich bei ihm Muskelschwund bemerkbar gemacht, möglicherweise eine Erklärung dafür, dass er sich anschließend erst einmal auf melancholischere Rollen konzentrierte. Am Ende der 70er Jahre ist die Krankheit so weit fortgeschritten, dass er auf den Rollstuhl angewiesen ist. Gezwungenermaßen konzentriert er sich auf Hörfunk und Synchronisation. So lieh er seine Stimme Gunnar Björnstrand und David Niven ebenso wie einem Max von Sydow. In seinem letzten Lebensjahrzehnt noch mit dem Filmband in Gold und dem Bundesverdienstkreuz geehrt, stirbt er am 5. August 1982 in Nürnberg. M.R.


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