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11.08.12 / Eklat in Akkon / Hochmeister des Deutschen Ordens wurde Johanniter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-12 vom 11. August 2012

Eklat in Akkon
Hochmeister des Deutschen Ordens wurde Johanniter

Der Nachfolger des Hartmann von Heldrungen war Burchard von Schwanden. Unter den Hochmeistern des Deutschen Ordens war er der erste aus der Schweiz und der letzte, der im heute zu Israel gehörenden Akkon gewählt wurde. Der Verlust des traditionellen Zentrums des Deutschen Ordens gerade in seiner Amtszeit scheint besonders tragisch, da der Schweizer sich offenkundig dem Heiligen Land verbunden und verpflichtet fühlte. Der wohl um 1245 geborene Besitzer des Berner Bürgerrechts beschenkte 1268 mit seinem Vater das Deutschordenshaus Köniz bei Bern. Kurze Zeit später trat er dem Orden bei. 1275 wurde er Komtur der Ordensniederlassung Köniz. 1277 wurde er Landkomtur der Ballei (Provinz) Thüringen-Sachsen. 1282/83 wechselte er an die Spitze der Ballei Hessen. Das war dann schon die dritte Ballei, in die er Einblick gewonnen hatte. 1283 zog er über Italien nach Akkon, wo er noch im selben Jahr zum Hochmeister gewählt wurde.

Es wird als Verbundenheit mit dem Heiligen Land interpretiert, das Burchard bis 1286 in Akkon blieb. Doch schließlich rief ihn die Pflicht zurück nach Europa. 1287 hielt er ein Generalkapitel, eine Versammlung der Ordensführung, in Frankfurt am Main ab. Bei dieser Gelegenheit hat er wohl seine ehemalige Doppelballei Thüringen-Sachsen in die Balleien Thüringen und Sachsen geteilt.

Im selben Jahr bereiteten die Semgaller und die Litauer dem Landmeister von Livland und dessen Heer vor Riga eine vernichtende Niederlage. Nolens volens zog nun Burchard an der Sitze eines Heeres größtenteils fränkischer und schwäbischer Ordensritter nach Preußen. Dort hielt er 1288 in Elbing ein Kapitel ab. Bei der Gelegenheit wurden einige Positionen neu besetzt, nicht zuletzt die des Landmeisters von Preußen und die seines Marschalls. Des Weiteren überließ er dem neuen Landmeister von Livland 40 Ritter. Burchard machte eine Inspektionsreise durch Preußen, gab Anweisungen bezüglich des Neubaus und Ausbaus von Burgen und reiste noch im selben Jahr ins Reich zurück, dem der Schweizer mehr Aufmerksamkeit widmete als dem fernen Preußen.

1289 unternahm er eine Reise nach Rom. Ganz in der Tradition seines Vorgängers Hermann von Salza versuchte er, zwischen Kirche und Reich zu vermitteln. Diesmal ging es um die Krönung des Rudolf von Habsburg zum Kaiser in Rom. Allerdings gewann Burchard bei dieser Vermittlung nicht annähernd die Bedeutung, die einst von Salza besessen hatte.

Noch im selben Jahr reiste er wieder nach Deutschland zurück, um Kämpfer für die Verteidigung von Akkon gegen die Moslems zu sammeln. Allerdings musste Burchard dabei die Erfahrung machen, dass sein werben auf wenig Interesse stieß. So zog es beispielsweise der Deutschmeister Konrad von Feuchtwangen vor, in Deutschland zu bleiben.

1290 schiffte sich Burchard in Italien ein. Drei Tage nach seiner Ankunft in Akkon kam es zum Eklat. Der Hochmeister trat nicht nur von seinem Amt zurück, sondern auch aus seinem Orden aus. Eine plausible Erklärung für diesen Schritt bietet die wissenschaftliche Literatur nicht. Da ist dann von Enttäuschung und Verzweiflung auf Seiten Burchards die Rede. Dabei wird verwiesen auf das geringe Engagement der deutschen Ordensbrüder für das Heilige Land, auf die Uneinigkeit der Christen im Angesicht der Bedrohung durch den Islam und auf die drückende militärische Überlegenheit der moslemischen Belagerer Akkons.

Von Schwanden trat in den Johanniterorden ein und reiste in seine Schweizer Heimat. Dort amtierte er wohl von 1298 bis 1308 als Komtur der Johanniterkomturei Buchsee. Wenige Jahre später, wohl 1310, ist er gestorben. M. Ruoff


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