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11.08.12 / Proteste gegen Bankenwerbung / Bürger fürchten, dass Königsbergs wenige erhaltene historische aus Profitgier zerstört werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-12 vom 11. August 2012

Proteste gegen Bankenwerbung
Bürger fürchten, dass Königsbergs wenige erhaltene historische aus Profitgier zerstört werden

Dass in Königsberg nach dem Zweiten Weltkrieg kaum ein Stein auf dem anderen blieb und das historische Stadtbild ausgelöscht wurde, bedauern viele Russen seit langem. Umso mehr setzen sie sich dafür ein, dass noch erhaltene Vorkriegsbauten nicht weiter zerstört werden. Die „Verunstaltung“ des ehemaligen Amts- und Landgerichtsgebäudes am Hansaplatz durch eine Reklametafel sorgte für Diskussionen.

Als auf dem Dach des Hauptkorpus der Königsberger Staatlichen Universität, dem ehemaligen Amts- und Landgerichtsgebäude, eine riesige Reklametafel des größten russischen Geldinstituts „Sberbank“ angebracht wurde, hagelte es Proteste seitens erboster Kulturliebhaber, Sie beklagten, dass die Werbung die visuelle Komposition eines der schönsten Plätze der Stadt verderbe und das Universitätsgebäude, das schließlich ein denkmalgeschütztes Haus mit regionaler Bedeutung ist, verunstalte.

Wie bekannt wurde, war die Genehmigung zur Anbringung der Werbung schon einmal vor zwei Jahren erteilt worden, und 2011 hatte auch der Hauptarchitekt der Stadt, Oleg Kuperjadew, sein Einverständnis gegeben. Kuperjadew reagierte auf die Proteste mit der lapidaren Antwort, dass er als Architekt Genehmigungen zur Anbringung von Reklametafeln nicht nach rein ästhetischen Gesichtspunkten ausstellen könne, und im entsprechenden Gesetz gebe es auch keinen Begriff wie „architektonisches Gesamtbild“. Er erklärte zur Werbung: „Sie darf dort angebracht werden. Das ist alles!“

Die Universitätsleitung hatte ebenfalls nichts dagegen einzuwenden, sie profitiert von den mit der Anbringung der Reklametafel verbundenen Werbeeinnahmen. Deshalb verwundert es auch nicht, dass es von Seiten der Uni hieß, die Reklametafel sei korrekt angebracht und würde das Haus nicht beschädigen. Zum äußeren Erscheinungsbild des historischen Gebäudes wurde angemerkt, dass in vielen anderen Ländern die Dächer von Gebäuden für Bannerwerbung oder als Werbefläche genutzt würden. Wladimir Wolkogon, Direktor der Universität, gab zu verstehen, dass die Lehranstalt und die Sberbank bereits langjährige Pläne für eine Zusammenarbeit hegen.

Auch Gouverneur Nikolaj Zukanow hat sich bereits über die neue „Sehenswürdigkeit“ auf dem Hansaplatz geäußert. „Ich würde das nicht Reklame nennen – das ist ein Schild. Ich werde mich unbedingt um die Angelegenheit kümmern und mit der Bank wie mit der Universität sprechen. Dieses Schild ist zweifelsohne keine Bereicherung für unsere Stadt.“ Der Gouverneur unterstrich noch: „Es ist unerheblich, wann die Genehmigung erteilt wurde. Wir werden darüber reden müssen, denn so etwas wird keinem normalen Menschen gefallen.“

Die Leiterin des regionalen Denkmalschutzes, Larissa Kopzewa, ist da allerdings anderer Meinung. Sie hält die Leuchtreklame der Sberbank für normale Werbung und sagte, dass die Bank zunächst den Gebäudeeigentümer um Genehmigung gefragt habe, der sein Einverständnis gegeben habe. Der Denkmalschutz habe dann seinerseits geholfen, die entsprechenden Formalitäten zu erledigen. Sie versicherte, dass das Gebäude keinen Schaden nehmen werde.

Doch viele Königsberger behaupten, dass sie einen moralischen Schaden durch die Anbringung der Werbung davontragen würden. Wegen ihres großen Interesses für historische Literatur, für Fernsehsendungen über die Vergangenheit der Region und für das Sammeln alter Aufnahmen der Stadt fühlen sie sich berufen, über jede kleinste Veränderung an den immer weniger werdenden Königsberger Vorkriegsbauten zu wachen. Wenngleich gerade das Engagement von Investoren den Erhalt der Altbauten erst garantiert.

Trotz aller Einwände wird die Sberbank-Reklame wohl nicht mehr vom Universitätsgebäude verschwinden, denn die Genehmigung zur Anbringung wurde für insgesamt fünf Jahre ausgestellt. Jurij Tschernyschew


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