20.04.2024

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11.08.12 / Die ostpreussische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-12 vom 11. August 2012

Die ostpreussische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

heute muss ich mal ein ganz großes Dankeschön sagen und weitergeben an unsere Ostpreußische Familie, denn was da in letzter Zeit an positiven Zuschriften einging, ist – na, werden wir nicht euphorisch, sondern bleiben lieber auf dem Teppich und sagen „beachtlich“. Die meisten Briefe betreffen Fragen und Wünsche, die in unserer Kolumne bearbeitet wurden, aber einige kamen gänzlich unerwartet und ohne einen direkten Bezug zu einem Thema. Sie gelten unserer Ostpreußischen Familie als Brücke vom Einst zum Heute und als Mittlerin und Bewahrerin ostpreußischen Lebens und Kulturgutes. Aber als noch wichtiger wird die große Suche nach Menschen, die sich im Chaos der Kriegs- und Nachkriegsjahre verloren haben, und die damit verbundene Klärung unbestimmter Schicksale angesehen. Zu diesen Zuschriften gehört auch die unseres Lesers Andreas Weiß aus Berlin, die ich im Wortlaut wiedergeben möchte: „Einmal möchte ich Ihnen Dank sagen für Ihre Arbeit. Seit 2008 lese ich Das Ostpreußenblatt, es war eine Empfehlung der leider viel zu früh verstorbenen Hildegard Rauschenbach, ich hatte das Glück, sie persönlich kennenlernen zu dürfen. Seit dieser Zeit lese ich auch die Ostpreußische Familie und bin immer wieder beeindruckt von dem Wissen über Ostpreußen, dem Engagement und der dazugehörenden Akribie bei der geleisteten Arbeit. Dazu gehören natürlich die vielen Leser, die ihr Wissen für die Suchenden einbringen. Eine schöne Erfindung ist diese Familie für alle jene, die sich nach vielen Jahren dank dieser Rubrik wiedergefunden haben und die verschiedensten Fragen beantwortet bekommen. Ich staune immer wieder, wie viele Menschen es noch gibt, die helfen können, aber auch Menschen, die noch Ungewissheit haben über den Verbleib von Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten. Ich selbst bin Jahrgang 1967, habe keine familiären Verbindungen zu Ostpreußen und bin nur durch viele kleine Zufälle an das Thema Ostpreußen gekommen. Mittlerweile bin ich seit sieben Jahren auf verschiedene Weise 18-mal in dieser schönen Provinz unterwegs gewesen, und die nächste Reise ist schon geplant. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Arbeit noch viele schöne Erfolge und den Suchenden immer noch einen Leser, der helfen kann. Gespannt warte ich auf die nächste Ausgabe dieser wunderbaren Zeitung und werde, wie jede Woche, natürlich wieder die Geschichten der Ostpreußischen Familie verfolgen!“ Und nun kann Herr Weiß hier seinen eigenen Brief lesen und unseren herzlichen Dank für seine wohltuenden Worte entgegen nehmen.

Denn die waren so richtig „Ölke oppet Seelke“, und ich konnte sie auch gut gebrauchen. Kurz zuvor hatte ich nämlich ein sehr unangenehmes Gespräch mit einem Leser, das von seiner Seite in einer üblen Schimpfkanonade endete, die ich hier nicht wiedergeben kann. Es ging um eine irrtümliche Bildunterschrift, die zwar nicht in unserer Kolumne geschehen war, die ich aber auf unserer Familienseite behutsam berichtigte. Der aufgebrachte Landsmann ließ sich aber auf die diesbezügliche Korrektur nicht ein, ja, er beharrte auf seiner Meinung und blockte meine Argumente vollkommen ab. Ich bin immer dankbar, wenn sich Leserinnen und Leser auf Irrtümer melden, die wegen ungenauer Angaben in den Unterlagen oder durch Übertragungsfehler schon geschehen können. Das ist ja auch der Sinn unserer Ostpreußischen Familie, ein genaues Spiegelbild unserer Heimat zu bieten, wie es Herr Weiß in seinem Brief bestätigt hat. Nur sollten diese Argumente sachlich und ohne Anwürfe vorgetragen werden. Fundiertes Wissen ist für uns unerlässlich, Besserwissen mit erhobenem Zeigefinger weniger, der Ton macht eben die Musik. Und es braucht ja auch nicht ein Loblied in höchsten Tönen zu sein, ein paar freudige Anklänge genügen, wie sie weiteren Zuschriften zu entnehmen sind.

So dem Brief von Frau Christa Möller aus Bienenbüttel, die uns ein Foto von dem Wiedersehen mit einem Angehörigen der Familie, die sie und ihre Großmutter im Februar 1945 mit ihrem Treckwagen über das Eis des Frischen Haffes brachten, zugesandt hatte. Wir brachten das Foto von dem Treffen in Folge 28. und nun erhielten wir ihr Dankeschön für die Veröffentlichung, die für sie gänzlich unerwartet kam, wie sie schreibt: „Die große Überraschung, es kann nicht wahr sein! Wie jede Woche, wenn die PAZ da ist mit meinem Ostpreußenblatt, ein Blick auf die Titelseite, dann die ,Ostpreußische Familie‘ aufgeschlagen. Aber dieses Mal … he, das Foto kenne ich doch! Das sind wir, kann doch nicht wahr sein, aber es stimmt! Vielen, vielen Dank. Es standen und stehen so viele Schicksale, die Sie in all den vielen Jahren aufgegriffen und veröffentlicht haben, da kam meine Suchaktion mir gering vor, trotz allem … Ich danke Ihnen dafür ganz herzlich, dass Sie so oft berichtet haben, bis der Erfolg kam. Alles Liebe für Sie und für die Ostpreußische Familie und weiterhin Erfolg in Ihren Bemühungen, den Betroffenen zu helfen.“

Auf die Veröffentlichung des Fotos von dem Gedenkstein für die so leidvoll verstorbenen Diakonissinnen im Garten der Königsberger „Barmherzigkeit“ in Folge 29 hin schrieb uns nun Frau Frieda Lukner aus Orlando, Florida. Sie hatte mit ihrer Frage nach dem Massengrab im Innenhof, in dem die in den ersten Nachkriegsjahren verstorbenen Patienten – unter denen auch ihr Vater war – beigesetzt wurden, dieses Thema ausgelöst. Leider konnte bislang nicht geklärt werden, was mit diesem Grab geschah, wie Frau Lukner schreibt: „Ja, ich bekam zwei Zuschriften, die aber leider keine Antwort auf meine Fragen gaben. Die erste erhielt ich von Frau Mikoteit mit demselben Bild. Die zweite kam von Frau Christel Wels, die mit ihrer Schwester ihre Erlebnisse in drei Büchern niedergeschrieben hat. Da wir alle 1948 in die DDR deportiert wurden, kamen wir vom Regen in die Traufe. Das Thema Ostpreußen war dort ein völliges Tabu und so sind wohl derartige Aufzeichnungen, falls sie überhaupt so weit kamen, untergegangen. Denn nicht viele brachten den Mut auf, sich illegal über die Grenze in den Westen abzusetzen. Welches ein zweischneidiges Schwert war, denn es folgten ja sehr harte Strafen in der DDR, wenn der Versuch missglückte. Im Westen aber war man unwillkommen und im Auffanglager Uelzen einer Grillserie ausgesetzt, die menschenverachtend war. Aber ich hoffe dennoch, dass irgendwann jemand auf meine Fragen eine Antwort hat.“ Da sprechen eigene bittere Erfahrungen mit, die für Frau Lukner unvergessen blieben. (Frieda Lukner, 2349 Cilantro Dr. Orlando, Fl.32837-6799, U.S.A.)

Ja, so geht es manchen Suchenden, die sich nach der Veröffentlichung ihres Wunsches nicht mehr melden: Sie warten auf eine Antwort, und die kommt und kommt nicht. Wenn es gut geht, mit Verzögerung, aber oft herrscht Schweigen, und manchmal hat man auf die falsche Fährte gesetzt. Das alles trifft auf unsern Landsmann Alfred Görlitz aus Hamburg zu, der sich jetzt – vier Jahre nach der Veröffentlichung seines Suchwunsches – mit einem langen Brief meldet. „Es hat lange gedauert, aber irgendwann klappt es ja doch. Ich meine, den Brief schreiben, was ich schon so lange erledigen wollte. Seitdem Sie meinen Suchwunsch gebracht hatten, wollte ich mich nach einigen Monaten bei Ihnen bedanken. Aber es blieb beim Wollen. Ich habe leider keine Antwort auf meinen Suchwunsch bekommen. Ich hatte zwei Mitschülerinnen gesucht, aber keine meldete sich. Da fragte ich meine Tochter, sie sollte mal im Internet nachsehen, ob es noch eine Familie Wiegel in Berlin gibt. Es waren immerhin so um die 20 Namen! Die habe ich nacheinander angerufen und tatsächlich war eine Gisela Wiegel dabei. Nur: Die war verheiratet und hatte nun einen anderen Namen und lebte jetzt in Australien. Ihre Mutter hatte mir das mitgeteilt und mir die Adresse gegeben. Ich habe an diese Gisela geschrieben, aber leider Fehlanzeige! Sie hieß zwar auch so, war aber zwei Jahre jünger, war auch wie die gesuchte Gisela Wiegel aus Berlin nach Ostpreußen evakuiert worden, aber nicht nach Schloßberg/Pillkallen. Ich war enttäuscht und um eine Erfahrung reicher!“ Damit die Enttäuschung nicht zu groß wird, werden wir den Suchwunsch von Herrn Görlitz in einer der nächsten Ausgaben wiederholen.

Unsere Ostpreußische Familie fungiert weiter als Fundgrube: Diesmal ist es ein Eisernes Kreuz, das unser Leser Peter Kalisch aus Hessisch Oldendorf entdeckt hat. Er schreibt: „Bei einem Aufenthalt im Kreis Allenstein Land habe ich zufällig einen Gegenstand gefunden, der sich nach gröberem Säubern von Schmutz als ein Eisernes Kreuz herausstellte, jedoch in einer Form, die ich bisher noch nie gesehen hatte. Es ist kein Orden, denn die Länge beträgt je zwölf Zentimeter. Das Kreuz ist stark gewölbt, das heißt die Innenfläche wölbt sich nach hinten. Die Kaiserkrone, das „W“ für „Wilhelm“ und die Jahreszahl 1914 sind da­rin noch zu erkennen. Hinten oben befindet sich eine Öse zum Aufhängen. Daher vermute ich, dass dieses Artefakt als Erinnerungsstück für eine Wohnstube oder ein Dienstzimmer verwendet wurde. Zwischen den Schenkeln des Kreuzes waren möglicherweise Verzierungen angebracht, die sich jedoch aufgrund der starken Korrosion nicht mehr klar erkennen lassen. Ich wüsste gerne, ob derlei bei Ihnen bekannt ist. Wann, wo und in welcher Stück­zahl wurden diese Kreuze hergestellt? Waren sie allgemein zu erwerben – zum Beispiel am Tannenbergdenkmal – oder spezielle Erinnerungsstücke für Weltkriegsteilnehmer. Vielleicht gibt es Leser der PAZ, die Auskunft erteilen können?“

Und die sprechen wir hiermit an, vor allem die Experten in unserem Leserkreis, zu denen sicherlich auch Kenner und Sammler von Militaria gehören. Gewiss ist, dass das Kreuz aus dem Ersten Weltkrieg stammt. Ich glaube kaum, dass man es käuflich erwerben konnte, sondern eher, dass es eine Auszeichnung war. Vielleicht für großzügige Spender der Aktion „Gold gab ich für Eisen“? Es könnte auch sein, dass sich jemand unserer Leserinnen und Leser aus dem südlichen Ostpreußen daran erinnert, dass dieses Kreuz irgendwo hing? Aber mehr Vermutungen will ich nicht aufstellen, sonst liege ich wieder schief wie bei dem Kreuz aus dem Acker von Petrikatschen. (Peter Kalisch, August Grabbe-Siedlung 28 in 31840 Hessisch Oldendorf, Telefon 05152/52204.)

So, das wäre heute eine kleine Nachlese mit nur einem Fragekomplex. Das nächste Mal gehen wir dann auf die große Suche, und ein paar schöne Erfolge haben wir auch schon wieder parat.

Eure Ruth Geede


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