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11.08.12 / »Sie sagen all’, du bist nicht schön« / Ostpreußisches Musikwochenende beleuchtete Herkunft ostdeutscher Hymnen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-12 vom 11. August 2012

»Sie sagen all’, du bist nicht schön«
Ostpreußisches Musikwochenende beleuchtete Herkunft ostdeutscher Hymnen

Ende Mai fand im Ostheim in Bad Pyrmont gemeinsam mit dem Arbeitskreis Nordostdeutsche Musik ein mit Fördermitteln des Kulturreferats des Ostpreußischen Landesmuseums un-terstütztes „Ostpreußisches Musikwochenende“ statt.

Nach der Ankunft hielten die Teilnehmer andächtig den großen und den kleinen „Wilden Schwan“ in Händen, in denen die schönsten Lieder aus dem nordostdeutschen Kulturraum enthalten sind.

Beim Einüben der Chorlieder entdeckten die Teilnehmer, dass jede Stimme wie ein eigenes Lied klang und eine besondere Stimmung ausdrückte. Aus diesem Naturgewebe „des Himmels Huld“ aufleuchten zu lassen, wie es am Schluss des Liedes heißt, war das Verdienst unserer Chorleiterin Karin Petersen. Alle Farben dieser Schöpfung erwuchsen zu einer Hymne der ostpreußischen Landschaft. Dazu gesellte sich die Flötengruppe von Solveig Hachtmann, meisterhaft von ihr geführt. Das Auge bewundeerte eine riesige Bassflöte die EIIi Brunow meisterhaft spielte. Wie Menschen sich nach harter Arbeit im Tanz von der Schwere der Dinge lösen können und dabei Raum und Zeit sich verwandeln, so schenkte uns Brigitte Schulze dieses Erlebnis.

Wie der „Wilde Schwan“ mit weiten Schwingen Wälder, Felder, Sand und Meer überfliegt und die Gesänge der Urzeit „erlüget“, so hat am zweiten Abend Frau Dr. Kopp in ihrem Vortrag „Landeshymnen für Ostpreußen“ eine intensive Spurensuche über das Wachsen und Werden von Ostpreußenliedern betrieben. Indem wir einige hören durften, wurde uns erneut bewusst, wie mächtig dieses Land auf Dichter, Musiker und Maler gewirkt hat. Sehr spannend erzählte Frau Kopp, wie das erste heute noch bekannte Ostpreußenlied entstand. Eine einfache Bäuerin, Johanna Ambrosius, im Kreis Pillkallen lebend, veröffentlichte 1884 in der dortigen Familienzeitschrift „Die Gartenlaube“ diese Verse: „Sie sagen all’, du bist nicht schön, mein trautes Heimatland, du trägst nicht stolze Bergeshöh’n, nicht rebengrün Gewand. In deinen Lüften rauscht kein Aar, Es grüßt kein Palmenbaum, doch glänzt der Vorzeit Träne klar an deiner Küste Saum.“ In der vierten Strophe heißt es dann zum Schluss: „Ostpreußen noch: Mein Heimatland, wie bist du wunderschön!“ In neun Vertonungen lebte diese Hymne auf das Ostpreußenland weiter. Die Namen sind bekannt, aber einige Melodien sind nicht mehr aufzufinden. Dank der unermüdlichen Suche von Frau Kopp sind wir aber stolze Besitzer von fünf Vertonungen. Sie konnte uns sogar von allen neun Tondichtern einen kurzen Lebens- und Schaffensbericht geben. Dabei erfuhren wir, dass es auch begeisterte Nichtostpreußen waren, die dieses Land besangen. Anfang der 1930er Jahre begann Herbert Brust ein „Oratorium der Heimat“ zu schaffen. Für seinen Schlusschor suchte er einen Textdichter und fand ihn in dem jungen Dichter Erich Hannighofer. „Der Geist der Harmonien“ raunte ihm diese wunderbaren Worte ins Ohr, die ausersehen waren, unser heiliges Ostpreußenlied zu werden. Ja, es ist unsere Hymne, von der Herbert Brust sagte: „Es ist eine Gnade, dass ich diese Weise fand“ Wie Blüten ranken sich um unser Ostpreußenlied die Hymen einzelner Regionen: Das Lied der Masuren „Wild flutet der See“, das „Ermlandlied“, und zum „Hafflied“ wurde das Lied der vorpommerschen Heimatdichterin Martha Müller-Grählert „Wo de Ostseewellen trecken an den Strand“. Alle diese verschiedenen Klänge, die da heraustönen, ergeben wieder einen vielstimmigen Choral, der in „ein Gefühl verschlungen“ uns als ein „ewig All“ empfinden lässt. Diese bewegenden Gedanken und noch viel mehr konnten wir durch den so besonderen Vortrag von Frau Dr. Kopp erfahren. Wir danken herzlich. Wie konnten wir dies alles in wenigen Tagen schaffen? Der „Wilde Schwan“ weiß es: Aus seinem Gefieder klangen die Lieder, die uns am Morgen weckten, uns vor dem Frühstück „so fröhlich wie der Morgenwind“ werden ließen und uns sagten „Es stellt dich jeder Morgen vor eine neue Tat.“ Der Abend hörte auf mit „Dort wo die Sterne steigen“ und „Abends treten Elche aus den Dünen“. in die weiten Schwingen des Schwans legten wir alle unsere Dankesworte. Danken wollen wir auch der Landsmannschaft Ostpreußen, dass unsere Gesänge so weit hinaus klingen dürfen. Fußgänger, die am Ostheim vorbeigingen, äußerten sich lobend über die Flötengruppe und den Chorgesang. Auch der Trakehnerhengst „Hessenstein“ (vom Bildhauer Georg Fuhg aus Königsberg) hat die ganze Zeit die Ohren gespitzt. Zu seinen Füßen liegt eine Tafel, auf der wir Ostpreußen dem Pferde danken, das in der Fluchtzeit viele Menschen in Sicherheit bringen konnte. Deshalb steht es da und soll auch weiterhin von uns die schönen ostpreußischen Gesänge hören

Doreliese Putzar


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