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11.08.12 / Mit Schnäppchen über Wasser gehalten / Las Vegas droht, seinen Glanz zu verlieren, doch mit findigen Ideen wird der Niedergang gestoppt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-12 vom 11. August 2012

Mit Schnäppchen über Wasser gehalten
Las Vegas droht, seinen Glanz zu verlieren, doch mit findigen Ideen wird der Niedergang gestoppt

Las Vegas – Sin City, die sündige Stadt. Traum nicht nur von Spielern, sondern von Reiselustigen in aller Welt. Und das zu Recht. Doch die anhaltende Wirtschaftskrise ist auch am Spieler-Paradies nicht spurlos vorbeigegangen.

Wenn sich nach stundenlanger Fahrt durch die Mojave-Wüste, vorbei an majestätischen Bergen und weiß leuchtenden, von der Hitze ausgetrockneten Seen, die glitzernde Stadt erhebt, ist es wie eine Fata Morgana. Begrüßt vom goldfunkelnden „Mandalay Bay“-Hotel, verlässt man den Freeway 15 und befindet sich sofort in einer anderen Welt. Nein, nicht in einer anderen – in „der“ Welt. Denn der Las-Vegas-Boulevard, auf den man nun einbiegt, verkörpert die Welt im Kleinen. Stolz schwingt die Freiheitsstatue ihre Fackel vor den Wolkenkratzern vom „New York“-Hotel. Ein Blick auf den gewaltigen goldenen Löwen vor dem jadegrünen „MGM Grand“ (wo die wichtigsten Boxkämpfe stattfinden) und schon erblickt man in einiger Entfernung den Eiffelturm des Hotel „Paris“.

Alte Welt und neue Welt zugleich verkörpern die großen neuen Hotels des modernen Las Vegas im bunten Lichtermeer des Strip. Links, nach dem „Monte Carlo“, das neuerbaute „City Center“ mit den luxuriösen Glas-Palästen „Aria“, „Vdara“ und „Cosmopolitan“, ausgestattet mit erlesenem, oft japanischem Design. Dahinter die weltberühmt gewordenen tanzenden Fontänen des cremefarbenen „Bellagio“. Ein Hotel von kompletter italienischer Schönheit, wohin das verwöhnte Auge auch blicken mag. So der einzigartige überdachte Garten bei der marmornen Empfangshalle, der zu jeder Jahreszeit mit äußerster Kunst verändert wird. Und die neue Bar „Hype“, ganz in Weiß mit wenig Schwarz, wo man bei einem Cappuccino für sieben Dollar oder einem Gläschen Champagner für zehn Dollar auf die Fontänen blickt, die sich alle Viertelstunde zu Musik erheben und über den kleinen See tanzen. Danach der majestätische Komplex des „Caesar’s Palace“, umrahmt von Säulen und antiken Statuen, wo man sich vorkommt wie im alten Rom und Brunnen mit gewaltigen Götterfiguren den Weg säumen.

Den hellen Fassaden des Caesar’s schließt sich dann das erste Hotel des „neuen Las Vegas“ an, das güldene „Mirage“, mit dessen Eröffnung 1989 (inklusive einem eigenen Theater für das deutsche Magier-Paar Siegfried & Roy) der amerikanische Unternehmer und Kunstliebhaber Steve Wynn die Verwirklichung seiner Vision begann: Las Vegas von seinem verstaubten Kitsch zu befreien und in eine Oase von luxuriöser Schönheit und bestem (europäischen) Stil zu verwandeln. So gingen die berühmten alten, noch von Mafia-Bossen wie Bugsy Siegel und Meyer Lansky in der Nachkriegszeit gebauten Hotels wie das „Tropicana“, „Sahara“ und „Sands“ wie auch das „Desert Inn“ von Howard Hughes langsam ein, und eine neue Zukunft für die Stadt begann.

Kitsch und Leuchtreklamen gibt es natürlich immer noch. Doch die großen Hotels dominieren jetzt den Boulevard. Wie das „Venetian“, wo Commedia-del-Arte-Figuren die Hereinströmenden begrüßen und Gondolieri verliebte und andere Paare mit „O sole mio“ über einen Canale Grande zur Piazza San Marco schiffen. Den vorläufigen Schluss bildet – neben dem ebenfalls von Steve Wynn erbauten „Bellagio“ die Krone der Luxus-Oasen – das „Wynn“, 2010 eröffnet. Ein gigantischer Bau, gestaltet in den fröhlichen Farben von Picasso, den der geniale Unternehmer, Verehrer des Malers und Besitzer etlicher seiner Bilder von den besten Innen-Architekten gestalten ließ, auf weißen Marmorflächen Mosaiken von riesigen Blumen und anderen Ornamenten. Viel warmes Rot neben Grün und Blau, Cirque de Soleil und Kunstausstellungen, Außen-Bars und Restaurants vor donnernden Wasserfällen. Die Inkarnation von Schönheit und Eleganz. Nicht für eine Elite. Für die auch, aber vor allem für das Volk, das begeistert hindurchströmt.

Wie ab 1966 Milliardär Howard Hughes den in Spiel, Prostitution und ungehinderten Mafia-Aktivitäten erblühten Western-Ort mit Großinvestitionen in eine mehr kosmopolitische Unterhaltungs-Metropole verwandelt hatte, wo Künstler wie Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Elvis Presley Massen anzogen und weltweite Schlagzeilen machten, so bescherte Wynn mit seiner Vision der ziemlich heruntergekommenen Stadt einen plötzlichen einzigartigen Wirtschaftsboom. Mit internationalem Großkapital entstand eines der neuen Hotels nach dem anderen, mit schnellen Krediten Privathäuser en masse. An die fünf Millionen Besucher strömten pro Monat über den Strip, bevölkerten Hotels, Spieltische und Restaurants. Bis 2007 rankte Las Vegas unter den wirtschaftlich am erfolgreichsten Metropolen der Welt als Nr. 14.

Doch dann kamen die Rezession und das böse Erwachen aus dem süßen Leben im Leichtsinn von Krediten. Von heute auf morgen brach der Häusermarkt zusammen. Bisher leichter Hand von den Banken gewährte Darlehen wurden gestoppt und führten zu Zwangsversteigerungen. Je eines von 99 Häusern erhielt noch im Juli eine Versteigerungs-Aufforderung. Begonnene Großbauten auf dem Boulevard endeten im Bankrott. Besucher blieben aus oder blieben nur halb so lange wie sonst. Beim Spielen, am Essen, in den Bars – überall wurde plötzlich gespart. Hotelpreise sanken, und nur noch Sonderangebote lockten die Besucher. Dies führte zu Massenentlassungen im Bau- und Hotelgewerbe. (Arbeitslosigkeit zurzeit 12,2 Prozent, aber abnehmend.) Heute rankt die Stadt unter Nr. 146. Das Rathaus in Nord-Las-Vegas musste 8,6 Millionen an seinem Budget einsparen. Der ohnehin nicht reiche Staat Nevada könnte zu einem Problem für US-Präsident Barack Obama werden.

Aber, allen Unkenrufen zum Trotz, es geht aufwärts. Die Zahl der Besucher stieg im letzten Monat wieder um fünf Prozent an. Das liegt aber auch an den Preisen. „Happy Hours“ in selbst den teuersten Bars und Restaurants füllen diese mit Besuchern, und die Menschenströme auf dem Boulevard, vor allem vor den tanzenden Fontänen des „Bellagio“ und dem alle Stunde ausbrechenden Vulkan im „Treasure Island“, wirken heiter und glücklich, als hätten sie von Rezession noch nie etwas gehört. Geheiratet wird auch wieder in den vielen kleinen Kapellen der Hotels. Und natürlich wird auch weiter gesündigt! Denn, so sein Motto: „Was geschieht in Vegas, bleibt in Vegas.“ Liselotte Millauer


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