25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
11.08.12 / Mehr als nur ein Stück Pappe / Bierdeckel bieten sich hervorragend als Werbefläche an – Deutscher Hersteller weltweit führend

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-12 vom 11. August 2012

Mehr als nur ein Stück Pappe
Bierdeckel bieten sich hervorragend als Werbefläche an – Deutscher Hersteller weltweit führend

Unscheinbar ist er nicht, der Bierdeckel. Längst hat die Industrie die kleine Pappe als Werbefläche entdeckt. Wenn König Kunde entspannt, kommunikativ und gut gelaunt beim Feierabendbier hockt, kann man seine Majestät nämlich ganz anders erreichen, sagen die Werbefachleute. Und so wird geworben. Für Bier, Hausratversicherungen und Insektenschutz nach Maß. Womit wir wieder beim eigentlichen Sinn des Deckels sind. Die Maß, deren Schaum er aufsaugen soll.

Während gut betuchte Leute früher ihr Getränk im Bierseidel durch Zinn- oder Silberdeckel zu schützen suchten, legte man dem Durchschnittsbürger einen Bierfilz unters Glas. Das sog die überschäumende Flüssigkeit auf und wurde zur Abwehr von Insekten und anderen Störfaktoren auf das Trinkgefäß gelegt. Daher die Bezeichnung Deckel für etwas, das eigentlich ein Untersetzer ist. Die Filze wurden nach Gebrauch von der Kellnerin wieder eingesammelt, getrocknet und erneut verwendet. Doch Filz ist ein guter Nährboden für mancherlei Bakterienkultur. So musste bald etwas anderes her.

Die Geschichte des Bierdeckels beginnt im 19. Jahrhundert. Um 1880 stanzte man in der Kartonagenfabrik und Druckerei Friedrich Horn in der Nähe Magdeburgs Untersetzer aus Pappe, die anschließend bedruckt wurden. Den Vorläufer des uns noch heute bekannten Bierdeckels jedoch entwickelte der Dresdner Unternehmer Robert Sputh. 1892 ließ er sich sein Herstellungsverfahren unter der Nummer 68499 patentieren. Der schlaue Mann aus Sachsen erfand Holzfilzplatten beziehungsweise Fasergussuntersetzer von 107 Millimeter Durchmesser, was bis heute der gängigen Größe entspricht. Beim Sputhschen Verfahren wurde ein Papierbrei in runde Formen gefüllt und getrocknet. Millionen runder und eckiger Pappdeckel stellte man nun in großtechnischer Produktion im sächsischen Sebnitztal in der Holzschlifffabrik mit Wasserantrieb durch den Sebnitzbach her. 1937 kam das Ende. Die tief im Wald liegende Fabrik brannte ab. Die Feuerwehr hatte wenig bis keine Zugangswege zum Gelände, und so verloren viele Sputhsche Mitarbeiter Lohn und Brot.

1903 begann die Firma Katz im Murgtal / Weisenbach im Schwarzwald die bis heute üblichen Bierdeckel industriell herzustellen. Man bediente sich dabei des Sputhschen Verfahrens. Hierzu eignet sich besonders frisches Fichtenholz, dessen lange Fasern sehr saugfähig sind. Dem Brei aus den Baumstämmen entzieht man hierbei das Wasser. So wird die Saugfähigkeit der späteren Bierdeckel erhöht. Anfangs bedruckte man die Bierdeckel nur mit den Namen der jeweiligen Brauereien. Die Entwicklung des Mehrfarbendruckes im Buchdruckverfahren um 1920 machte aus dem Untersetzer mehr und mehr einen Werbeträger.

Die Firma Katz wurde zum führenden Produzenten. Casimir Otto Katz entwickelte 1928 eine Biertellergussmaschine mit einer Tageskapazität von 30000 Stück. Ein Biertellerautomat übernahm die Bedruckung der Untersetzer. Um dem ansteigenden Bedarf gerecht zu werden, erfand Katz Ende der 60er Jahre ein Verfahren, welches die Arbeitsgänge Drucken und Stanzen kombinierte. So konnte die Herstellungszeit minimiert werden und die Tageskapazität auf eine Million Bierdeckel steigen. Erfindertechnisch nicht müde werdend, entwickelte Katz noch eine Langsiebpappenmaschine, die dünne Pappbögen in der Stärke von 1,5 Millimetern erstellte. Nach dem Drucken stanzte man hier erst die Bierdeckel aus.

Seit den 70er Jahren ist der Buchdruck auf den Offsetdruck umgestellt worden, was der Qualität des Ergebnisses sehr förderlich war. Besondere Bierdeckel werden in kleiner Auflage jedoch noch im Buchdruckverfahren produziert. Die Firma Katz International Coasters ist in der Bierdeckelproduktion weltweit führend.

Silvia Friedrich


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren