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18.08.12 / Die letzten Christen von Gaza / Religionsgemeinschaft klagt über Zwangsbekehrungen zum Islam sogar mit Drogen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-12 vom 18. August 2012

Die letzten Christen von Gaza
Religionsgemeinschaft klagt über Zwangsbekehrungen zum Islam sogar mit Drogen

Seit die islamistische Hamas 2007 die Macht in Gaza übernommen hat, hat sich die Zahl der dortigen Christen unter dem Druck des Islams sehr stark verringert. So ist die geschätzte Zahl der Christen in den vergangenen Jahren von 3500 auf 1500 gesunken, bei einer muslimischen Bevölkerung von 1,8 Millionen, mit einer der höchsten Reproduktionsraten der Welt. Und der Druck auf die verbliebenen Christen, zum Islam überzutreten, nimmt zu.

Ende Juli berichtete die Presseagentur Associated Press von einem Protestmarsch, an dem Hunderte von Christen in Gaza teilgenommen haben. Unter der Leitung des griechisch-orthodoxen Erzbischofs von Gaza, Alexios, demonstrierten die Christen dagegen, dass einige Mitglieder ihrer Gemeinschaft, womöglich mit Drogen, gezwungen worden waren, zum Islam zu konvertieren. Der Demonstrationszug ging zur griechisch-orthodoxen Kathedrale des Heiligen Porphyrius in Gaza Stadt, die aus dem 5. Jahrhundert stammt. Anlass waren die Konversionen des 24-jährigen Ramez al-Amash und der 32-jährigen Hiba Abu Daoud, die beide aus prominenten Familien stammen. Mit Hiba Daoud konvertierten ihre drei Töchter, (sechs, neun und zwölf Jahre alt). Als der Ehemann der Frau, Kahled Hilal, wünschte, diese und ihre gemeinsamen Kinder zu sprechen, wurde ihm von der Organisation der muslimischen Geistlichkeit Gazas nur ein Video gezeigt, auf dem Hiba in einem Hamas-Fernsehstudio im blauen islamischen Schleier bekundete, dass sie freiwillig zum Islam konvertiert sei. Die Familie der Frau behauptet jedoch, dass diese ihre Aussage erkennbar unter Druck gemacht habe. Ihr verwunderter Ehemann sagte bei dem von der orthodoxen Kirche organisierten Protestmarsch, dass sie sich bereits während ihres Studiums über Missionierungsversuche von muslimischen Kommilitonen beschwert habe. Dagegen behauptete seine Frau jetzt, dass es ihre muslimischen Studienkolleginnen gewesen seien, die in ihr den Entschluss hätten reifen lassen, sich zum Islam zu bekennen. Der griechisch-orthodoxe Erzbischof Alexios verlangt, dass man die Frau und ihre Töchter zu ihrer Familie zurückkehren lässt und dass die Betroffenen wie in solchen Fällen nach Kirchenrecht üblich vor einem Priester ihre Konversion erklären. Die Vertreter der Muslime blieben jedoch starr bei ihrer Version und erlaubten nicht, dass ihre Familie mit Hiba sprechen konnte. So kann die angeblich zwangsfreie Konversion bis dato von keiner unabhängigen Stelle glaubhaft bestätigt werden. 

Die Christen in Gaza fürchten zunehmend, dass ihre ständig abnehmende Gemeinde wegen Auswanderung und Zwangsbekehrungen bald gänzlich verschwinden könnte. Der verzweifelte Protest der Christen Gazas beweist den Ernst der Lage. Die Christen sind eine winzige Minderheit unter einer sich seit der Machtübernahme der Hamas 2007 immer mehr radikalislamistisch gebärdenden Gesellschaft, die jedem Andersgläubigen die Luft zum Atmen nimmt. Die fünf Jahre andauernde Blockade des Gaza-Streifens durch die Nachbarstaaten Israel und Ägypten hat die Situation noch verschärft. Die jahrhundertealte christliche Gemeinde von Gaza, die wohl schon seit den Zeiten Jesus‘ besteht und in der eine der Geburtsstätten des christlichen Mönchswesens lag, ist vom Aussterben bedroht.

Eine große Gruppe von Christen hatte Gaza während des dreiwöchigen israelischen Bombardements zur Jahreswende 2008/2009 verlassen. Andere verließen Gaza aus wirtschaftlichen Gründen, weil der dichtbesiedelte Küstenstreifen seit der Blockade keine Perspektiven mehr bot. Diejenigen, die noch geblieben sind, fühlen allesamt, dass sie nicht mehr willkommen sind in der Heimat ihrer Vorväter. Eine Mordserie gegen führende evangelikale Christen im ersten Jahr der Hamas-Machtübernahme hatte bereits die schlimmsten Vorahnungen genährt. Verschiedene christliche Institutionen wurden in den letzten Jahren in Gaza angegriffen. In zwei Fällen, darunter die Brandschatzung einer Niederlassung des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM), wurden die Täter festgenommen und verurteilt. Auch die Tatsache, dass die Hamas noch mit Hussam Tawil einen christlichen unabhängigen Kandidaten sozusagen als „Vorzeigechristen“ in ihrem Parlament duldet, kann die Christen in Gaza nicht beruhigen.

Die schrumpfende christliche Gemeinde von Gaza verspürt immer mehr Versuche individueller Muslime, sie zur Konversion zu bewegen. Dies können unbekannte Muslime auf der Straße sein, die unerwartet christliche Passanten ansprechen und sie so einschüchtern, allerdings kommen in den letzten Jahren solche Aufforderungen auch immer öfters von muslimischen Arbeits- und Studienkollegen. Besonders anfällig sind zwei Gruppen: Junge Christen, die mit oft guter Bildung gute berufliche Perspektiven suchen, und in ihren Ehen enttäuschte Frauen, für die eine Konversion zum Islam zugleich eine Befreiung von kirchlich sanktionierten Ehezwängen sein kann. In den beiden aktuellen Fälle kommen die Betroffenen aus diesen beiden Gruppen. Angesichts der schwindenden Zahl von Christen wird es immer schwieriger für die Kirchen in Gaza, unabhängige identitätsstiftende Institutionen wie eigene Schulen oder Beratungsstellen aufrechtzuerhalten. Die Hochschulbildung ist in Gaza fest in islamistischer Hand, spätestens dort merken die Christen, dass ihre Karrierechancen in Gaza als Christen sehr beschränkt sind.

In offiziellen Verlautbarungen der palästinensischen Autonomiebehörde wird großer Wert auf harmonische Beziehungen zwischen Christen und Muslimen gelegt, weil das gemeinsame Ziel das Abwerfen der israelischen Besatzung im Westjordanland ist, um so das Land für einen zukünftigen Palästinenserstaat zu erlangen. Aus dieser Position heraus gibt auch die Hamas immer wieder Lippenbekenntnisse zugunsten der „christlichen Brüder und ihrer vollen religiösen Rechte in Gaza“. Gleichzeitig werden die Trennungslinien zwischen den Religionen in Gaza und ganz Palästina immer breiter, weil Religion eben keine Privatsache in diesen Ländern ist, sondern das Fundament dieser Staaten. Im Heiligen Land leben etwa 160000 Christen, davon 110000 in Israel, der Rest im Westjordanland (50000), in Gaza und in Ost-Jerusalem. Bodo Bost


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