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18.08.12 / Nachruf erwartet / Saudischer Geheimdienstchef ermordet?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-12 vom 18. August 2012

Nachruf erwartet
Saudischer Geheimdienstchef ermordet?

Was als Bericht über die Ernennung von Prinz Bandar, Sohn des verstorbenen Kronprinzen Sultan bin AbdelAziz, zum saudischen Geheimdienstchef gedacht war, könnte sich als Nachruf erweisen. Denn Gerüchten zufolge wurde Bandar inzwischen ermordet – vom syrischen Geheimdienst als Rache für das Attentat vom 18. Juli auf vier der engsten Mitarbeiter von Präsident Baschar Al-Assad. Das Fehlen offizieller Stellungnahmen wäre nicht ungewöhnlich, denn „wichtige“ Mitglieder der Königsfamilie treten ohnehin nur selten öffentlich auf, und alle Interna unterliegen strengster Zensur. Wohl umso mehr, als Intim-Kenner der Szene schon Bandars Ernennung im Juli als Zeichen von Schwäche und Panik im Königshaus interpretierten.

Denn Bandar, der 18 Jahre Botschafter in den USA und für pompöse Partys berühmt war und gegen den Widerstand der Israel-Lobby Waffengeschäfte einfädelte, galt als „Macher“. Er stand den US-Präsidenten, vor allem den Bushs, so nahe, dass er fast als Regierungsmitglied galt und jederzeit unangemeldet ins Weiße Haus kommen konnte. Er litt aber angeblich auch unter Depressionen und war „nicht nur Gelegenheitstrinker“. Nach seiner Heimkehr wurde es still um ihn. Es wurde ein Entzug vermutet. Erst in jüngster Zeit holte ihn König Abdullah aus der Versenkung – aus zwei Gründen: In der Masse von Prinzen ist Bandar einer der wenigen mit mehr als durchschnittlichen Fähigkeiten, und Abdullah vertraut ihm, weil er als Sohn einer sudanesischen Sklavin nicht für den Thron in Frage kommt.

Abdullahs Hauptsorgen sind das mögliche Übergreifen der von den Saudis mitfinanzierten Syrien-Krise auf Jordanien, die Folgen eines Angriffs Israels oder der USA auf den Iran und eine Eskalation in den eigenen Schiiten-Gebieten. Mehr als nur irritierend ist aber auch, wie sehr der Emir von Katar, der mit Al-Dschasira ein weltweites Propaganda-Instrument schuf, den Saudis die Schau stiehlt.          R. G. Kerschhofer


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