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25.08.12 / Pflegeeltern werden knapp / Senatorin wirbt auch um Alleinstehende und homosexuelle Paare

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-12 vom 25. August 2012

Pflegeeltern werden knapp
Senatorin wirbt auch um Alleinstehende und homosexuelle Paare

Etwa 700 Berliner Kinder wurden 2011 in eine Pflegefamilie vermittelt. Ebenso rund 700 fanden jedoch kein neues Zuhause und mussten erst einmal in einem Heim untergebracht werden. Vor wenigen Jahren lag deren Zahl noch bei „nur“ etwa 500.

Insgesamt gibt es in Berlin derzeit 2700 Pflegekinder. Die Gründe für eine Unterbringung von Kindern in Heimen oder bei Pflegefamilien sind vielfältig. Gewalt, Wohnungslosigkeit, Drogenabhängigkeit, Alkoholismus, psychische Erkrankungen in der Familie oder einfach nur die Feststellung des Jugendamts, dass die Kinder nicht richtig versorgt würden, können Anlass sein, eine entsprechende Unterbringung anzuordnen. Die Unterbringung in einer Pflegefamilie wird vom Staat finanziell vergütet. Für ein Kind unter sieben Jahren erhalten die Pflegeeltern etwa 800 Euro im Monat, für ein Kind mit besonderem Förderbedarf etwa 1500 Euro. Ein Heimplatz kostet den Staat etwa das Doppelte wegen der anfallenden Personal- und Immobilienkosten.

Bevor das Pflegekind in die Familie aufgenommen werden kann, müssen die angehenden Pflegeeltern einen 75 Stunden dauernden pädagogischen Grundkurs mit Abschlussprüfung absolvieren. Dazu werden ein polizeiliches Führungszeugnis, ein Einkommens- und ein Gesundheitsnachweis gefordert. Zudem müssen die leiblichen Eltern einer Unterbringung bei einer Pflegefamilie zustimmen.

An geeigneten Pflegeeltern mangelt es in Berlin jedoch erheblich. Etwa drei Viertel aller Kinder, die von ihren Eltern getrennt werden, kommen in Berlin in Heime, weil es nicht genug Pflegeeltern gibt. Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) versucht nun die Zahl der potentiellen Pflegeeltern zu vermehren, denn schon aus Geldgründen möchte die Senatsverwaltung möglichst viele Kinder in Familien unterbringen. Ellen Hallmann von der gemeinnützigen GmbH „Familien für Kinder“ hält auch aus pädagogischen Gründen die Unterbringung in einer Pflegefamilie vor allem für Kleinkinder für sinnvoller.

Dazu läuft nun eine Werbekampagne an. Mit 400 Großplakaten will der Senat in den nächsten Wochen über die Möglichkeiten für Pflegeeltern informieren. Scheeres verspricht sich einen Zuwachs von Alleinstehenden, aber auch von homosexuellen Paaren. Die sind nämlich auch berechtigt, Kinder in Pflege zu nehmen – bislang dürfen sie aber keine Kinder adoptieren. Hans Lody


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