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25.08.12 / Griechen erobern die Meere / Da Athen seinen Reedereien Steuerprivilegien gönnt, wachsen diese

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-12 vom 25. August 2012

Griechen erobern die Meere
Da Athen seinen Reedereien Steuerprivilegien gönnt, wachsen diese

Nur 28 Jahre haben gefehlt, dann hätte Englands älteste Schiffsreederei ihren 300. Geburtstag feiern können. Dazu wird es aber nicht mehr kommen, denn die 1740 gegründete Stephenson Clarke Shipping ist nun pleite. Die Firma ist eines der zahlreichen Opfer der anhaltenden Krise der Schifffahrtsbranche, die auch die deutsche Seefahrt stark verändern wird. Weltweit leidet die Branche unter Überkapazitäten und gesunkenen Frachtraten. In Deutschland ist zudem noch die Finanzierung von Schiffen in eine Krise geraten. Die Commerzbank, bisher einer der größten Schiffsfinanzierer der Welt, will sich aus dem Geschäftsbereich komplett zurückziehen. Andere Banken wie die ebenfalls stark engagierte HSH Nordbank agieren immer vorsichtiger. Noch kritischer sieht es bei der zweiten Säule der Schiffsfinanzierungen aus. Von 2500 geschlossenen Fonds, mit denen deutsche Privatanleger Schiffe finanziert haben, sollen rund 800 in finanziellen Schwierigkeiten stecken, so die Hamburger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft TPW. Die absehbare Folge dieser brisanten Mischung: Deutschland, bisher mit einem Weltmarktanteil von 40 Prozent die „Supermacht“ der Containerschifffahrt, droht zurückzufallen.

Großer Profiteur dieser Entwick-lung könnten die griechischen Konkurrenten sein. Griechenlands Reeder sitzen auf Geldreserven und im Gegensatz zu ihrem Heimatland gelten sie meist als kreditwürdig. Einen gehörigen Anteil daran haben Steuerprivilegien, die die griechische Schifffahrtsbranche – nach dem Tourismus der zweitwichtigste Wirtschaftszweig des Landes – genießt. Für die Schiffe selbst fällt seit dem Zweiten Weltkrieg nur eine geringe Tonnagesteuer an. Seit den 70er Jahren sind die griechischen Reeder noch von der Einkommenssteuer befreit. An diesem Privileg, das sogar in der Verfassung garantiert wurde, hat sich bis heute nichts geändert.

Gleichzeitig eilt den griechischen Reedern der Ruf voraus, anti-zyklisch zu handeln: Zu Höchstpreisen haben sie auf dem Höhepunkt des letzten Booms eigene Schiffe verkauft. Nun, da Überkapazitäten die Preise drücken, decken sie sich günstig ein. 2010, als der griechische Staat mit einem 110-Milliarden-Euro-Rettungspaket vor der Pleite gerettet werden musste, wuchs die griechische Flotte um 13 Prozent.

Nur ein Vorgeschmack auf das, was auf die kriselnde deutsche Schifffahrtsbranche verstärkt zukommen dürfte, könnte der nun erfolgte Verkauf des deutschen Containerschiffs „Stadt Lübeck“ sein. Bereits im Mai war der geschlossene Fonds, mit dem das Schiff finanziert worden war, in die Insolvenz gerutscht. Inzwischen ist das Schiff für 11,3 Millionen US-Dollar an die griechische Reederei Costamare verkauft. Allein die Costamare-Gruppe soll seit Beginn des Jahres 2011 rund 1,2 Milliarden Dollar in die Erweiterung ihrer Flotte gesteckt haben. Wie der britische „Telegraph“ berichtet, hat das Geschäft um die „Stadt Lübeck“ noch einen Beigeschmack. Die Hypovereinsbank soll dem griechischen Käufer eine 100-Prozent-Finanzierung des Geschäfts eingeräumt haben. Eine Kondition, von der deutsche Schiffskäufer nur träumen können. N.H.


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