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25.08.12 / Hochherzige Geste

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-12 vom 25. August 2012

Hochherzige Geste
von Christian Rudolf

Die Begegnung zwischen dem Vorsteher der russisch-orthodoxen Kirche und dem höchstrangigen Bischof des katholischen Polens in Warschau sollte absichtlich nicht politisch sein, sondern der Seelsorge an den Gläubigen dienen. Ihre bescheidene Zurück­haltung ehrt die beiden Geistlichen. Doch schon der Titel der nur historisch zu nennenden Versöhnungsbotschaft „an die Völker Polens und Russlands“ greift in den Raum des Politischen aus, verstanden als die öffentlichen Belange, die alle angehen. In der hochherzigen Geste, mit welcher der Patriarch Moskaus und der ganzen Rus auf die katholische Welt zugeht, ist ein völlig anderer Kyrill zu erkennen, als der er im Zerrbild der Westmedien erscheint, die sich gerade dieser Tage in gehässigen Kommentaren über Russland ergehen.

Die Beziehungen Kyrills mit der katholischen Kirche sind gut, so gut, dass slawophile Gegner ihn vor seiner Wahl 2008 als „Kryptokatholiken“ verächtlich machten. Mit dem Bischof von Rom eint ihn ein Bestreben, die getrennten Kirchen des Ostens und Westens, die beiden Lungenflügel Europas, wieder zusammenzuführen. Benedikt XVI. ist es seit dem Beginn seines Pontifikats sehr um die Ökumene mit den Orthodoxen zu tun. Oft hat er die Trennung als „Skandal für die Welt und ein Hindernis für die Verkündigung des Evangeliums“ genannt.

Die Botschaft von Warschau wird nun in einem Atemzug mit dem berühmten Briefwechsel der polnischen und deutschen Bischöfe 1965 genannt, „Wir vergeben und bitten um Vergebung.“ Doch sachte: Anders als das Schreiben des polnischen Epis­kopats, das von Geschichtsklitterungen und Halbwahrheiten nur so strotzte, ist die heutige Versöhnungserklärung voll Lauterkeit und Schönheit.


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