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25.08.12 / Ort für Kaisertreue und Liebespaare / Antikentempel im Park von Sanssouci saniert – Spektakuläre anonyme Spende half

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-12 vom 25. August 2012

Ort für Kaisertreue und Liebespaare
Antikentempel im Park von Sanssouci saniert – Spektakuläre anonyme Spende half

Friedrich der Große plante im Zusammenhang mit dem Bau des Neuen Palais 1767/68 zwei Rundtempel, die gartenarchitektonisch genau auf die Eckkuppeln des Schlosses ausgerichtet waren. So entstand im Reh- und Fasanengarten ein offener Rundbau, ein Monopteros, mit Marmorsäulen für seine 1758 verstorbene Lieblingsschwester Wilhelmine von Ansbach-Bayreuth. Als Gegenstück dazu ließ der Monarch auf der anderen Seite, ebenso bloß einen Steinwurf vom Palais entfernt, einen geschlossenen Rundtempel, einen Tholos, errichten (siehe Foto), mit einem Anbau versehen, um hier die wertvollen Stücke seiner großen Antikensammlung auszustellen.

Architekt Carl von Gontard, der zunächst nur einen Rundbau plante, schuf mit dem Antikentempel eine Eremitage für Vasen, Statuen, Büsten, Reliefs, Mosaikfragmente, die von Fried­rich erworbene Gemmen-Sammlung des Barons von Stosch sowie wertvolle Stücke aus dem Erbe seiner Schwester Wilhelmine und dem erworbenen Nachlass des Kardinals Polignac. Aus der stammte auch die dort aufgestellte Lykomedes-Gruppe, zehn lebensgroße Marmorstatuen auf Sockeln. Büsten aus Marmor, Basalt und Bronze standen auf Konsolen, und in dem durch eine Tür zu erreichenden Seitenkabinett präsentierten sich in Zedernholzschränken Münzen und Gemmen. Schon 1830 wurde der Schatz nach Berlin in das nach Plänen Schinkels errichtete Alte Museum gebracht. Der Tempel stand mehr als 100 Jahre leer. In der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II. gab es Pläne für einen Umbau als Hofkapelle, die aber durch den Weltkrieg nicht mehr zur Umsetzung kamen. Kriegsbedingt wurde das Dach 1916 durch Teerpappe ersetzt, was schwere Schäden und Schwammbefall zur Folge hatte.

„Eine riesige öffentliche Aufmerksamkeit gab es hier 1921 zur Beisetzung der im holländischen Exil verstorbenen Kaiserin Auguste Viktoria“ im Antikentempel, so Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung (SPSG), bei der Übergabe des restaurierten Gebäudes Ende Juli an die Öffentlichkeit. Die Beisetzung sei die erste große Demonstration der Kaisertreuen nach dem Ende der Monarchie gewesen. Der Tempel wurde danach für einige Zeit zu einem regelrechten Wallfahrtsort. In der nun entstandenen Grablege fanden später auch noch die Prinzen Joachim, Wilhelm, Eitel Friedrich (siehe PAZ 49/2007) und 1947 die zweite Gattin des Kaisers, Hermine, ihre letzte Ruhe.

146800 Plauensche Mauerziegel und vier Tonnen Gips für Putz und Fugen rechneten die Maurer unter anderem bei der Errichtung des Baus im 18. Jahrhundert ab, so Dorgerloh. Interessant deshalb, weil 70 Prozent des originalen Putzes noch vorhanden seien, ebenso beträchtliche Flächen des rotbraunen Anstrichs und der Fugenmalerei. So etwas sei außergewöhnlich und habe von daher einen einzigartigen Zeugniswert.

„Darum ging es auch weniger ums Rekonstruieren als ums Konservieren“, sagte Chefrestaurator Christian Klenner vor Ort. Seit 2011 sei das Konservieren mit dem Studiengang Restaurierung der Potsdamer Fachhochschule erfolgt. Geblieben sind in den Putz geritzte Graffitis. Sowohl die Monarchisten als auch Liebespaare verewigten sich darin. Zum Teil sind auch sie für die Nachwelt konserviert worden.

20000 Euro Spende eines anonymen Wohltäters aus dem Hamburger Raum machten die Fassadenrestaurierung möglich, die insgesamt 50000 Euro kostete. Die Stiftung hat mit eigenen Mitteln die Restfinanzierung geleistet. Für Besucher werde man das Haus nur zu bestimmten Anlässen öffnen können, so Dorgerloh. Der Raum sei mit schlesischem Marmor verkleidet. Nur bei gleichbleibendem Raumklima liefe daran kein Schwitzwasser herab. Ein sechsstelliger Betrag werde nun noch nötig sein, um die Innenrestaurierung abzuschließen. Silvia Friedrich


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