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01.09.12 / Bröckelnder Leuchtturm / Hamburger Elbphilharmonie wird zum Millionengrab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-12 vom 01. September 2012

Bröckelnder Leuchtturm
Hamburger Elbphilharmonie wird zum Millionengrab

Ein „Leuchtturm“ soll sie werden, ein kulturelles Wahrzeichen, ein Konzerthaus, das Hamburg in die erste Reihe der Kulturmetropolen der Welt katapultiert, ein Touristenmagnet. Doch bislang ist die Elbphilharmonie nichts als ein unvollendetes Bauwerk und Millionengrab.

Anfang 2003 traf der damalige CDU-Senat unter Ole von Beust, der das Projekt zu seiner persönlichen Angelegenheit machte, die Grundsatzentscheidung für den Bau eines Konzerthauses auf einem ehemaligen Hafenspeicher. Der Entwurf des Gebäudes, der die Errichtung eines gläsernen Aufbaus auf dem entkernten historischen Baukörper vorsieht, stammt von dem Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron. Nach der ursprünglich für 2010 geplanten Fertigstellung soll das Bauwerk 26 Geschosse und eine Gesamthöhe von 110 Metern aufweisen und damit das höchste bewohnte Gebäude der Hansestadt sein. Neben drei Konzertsälen soll es ein Hotel, Gastronomieflächen, eine öffentlich zugängliche „Plaza“ sowie Eigentumswohnungen beherbergen.

Fachbeamte in den Hamburger Behörden warnten schon frühzeitig vor explodierenden Bau- und zu hohen Betriebskosten. Angesichts der allgemeinen Begeisterung in Politik und Öffentlichkeit für die Elbphilharmonie stießen sie jedoch auf taube Ohren. Wie berechtigt ihre Vorbehalte waren, zeigt die de-saströse Entwicklung des Projekts. Wurde in den ersten Planungen noch von öffentlichen Kosten in Höhe von 77 Millionen Euro ausgegangen, beliefen sich diese bei Baubeginn im Frühjahr 2007 bereits auf 114 Millionen. Aktuell liegt der städtische Kostenanteil des mittlerweile auf eine halbe Milliarde Euro veranschlagten Projekts bei rund 325 Millionen. Ursache für die Kostenexplosion sind Änderungen an den ursprünglichen Plänen, permanente Nachforderungen des Generalunternehmers Hochtief, Bauverzögerungen durch Probleme bei der Errichtung der komplizierten Glaskonstruktion und der technischen Gebäudeausstattung sowie nicht weniger als rund 10000 von der Stadt beanstandete Baumängel. Kritik gibt es nicht nur an der Baufirma, sondern auch an den Architekten, da bei ihnen der künstlerische Aspekt ungeachtet aller Kosten im Vordergrund stehe.

Der Vorschlag aus den Fachbehörden, sich endlich von Hochtief und dem Architekturbüro zu trennen, fand bei den Stadtvätern kein Gehör. Vielmehr verstärkte sich der Eindruck, sie ließen sich über den Tisch ziehen. Erst der seit Anfang 2011 regierende SPD-Senat verschärfte die Gangart gegenüber dem Baukonzern. Der Streit ist inzwischen so weit eskaliert, dass der Bau seit Ende vergangenen Jahres praktisch ruht. Erst nachdem die Stadt mit Kündigung der Verträge gedroht hatte, erklärte sich Hochtief kürzlich bereit, gemeinsam mit den Architekten ein Konzept für den weiteren Baufortgang vorzulegen. Laut dem vor einigen Tagen veröffentlichten Sachstandsbericht des Senats ist mit einer Fertigstellung der Elbphilharmonie frühestens 2015 zu rechnen. Eingeweihte gehen jedoch davon aus, dass der erste Ton in der Konzerthalle nicht vor Beginn des kommenden Jahrzehnts erklingt. Jan Heitmann


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