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01.09.12 / Null-Euro-Jobber / Britischer Umgang mit Arbeitslosen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-12 vom 01. September 2012

Null-Euro-Jobber
Britischer Umgang mit Arbeitslosen

In der heutigen Zeit entscheiden Gerichte, wo zumutbare Arbeit endet und Zwangsarbeit beginnt. Zwei arbeitslose Briten haben gegen die britische Regelung, die die Pflichten von Leistungsempfängern bestimmt, geklagt. In Großbritannien können Arbeitslose von den Behörden dazu verpflichtet werden, ohne Lohn bis zu sechs Monate in einem Unternehmen zu arbeiten. Wird dies von den Arbeitslosen verweigert, wird ihnen die Unterstützung gestrichen. Die zwei Kläger sehen sich in dieser Regelung in ihren Menschenrechten verletzt, da dieses zu Zwangsarbeit führe. Das zuständige Gericht folgte der Argumentation der Kläger nicht und wies die Klage zurück.

Das als „Workfare“ bezeichnete Modell der Gegenleistung für staatliche Unterstützung fungiert in Deutschland unter dem Namen „Ein-Euro-Job“. In Deutschland erhalten Arbeitslose nicht nur einen Geldbetrag für ihre Arbeit, auch sollen gesetzliche Bestimmungen eine Ausbeutung verhindern. In Großbritannien wird die Zahlung von Arbeitslosengeld als Gegenleistung für diese Arbeit angesehen und die Vermittlung ist nicht in öffentlicher Hand. Dies führt dazu, dass dieses Modell unerwünschte Auswüchse entwickelt. Eine der Klägerin musste 30 Stunden die Woche sechs Monate lang ohne Bezahlung in einem Supermarkt Boden wischen und Regale einräumen.

Die von privaten Firmen vermittelten Arbeitslosen sind besonders bei Firmen wie der Ladenkette Poundland beliebt. Poundland hat zum Mindestlohn beschäftigten Mitarbeitern gekündigt und sie durch Arbeitslose des „Workfare“-Modells ersetzt – da diese günstiger sind und damit der Unternehmensprofit gesteigert werden kann.

Die privaten Vermittler haben sich verpflichtet, mindestens fünf Prozent der Arbeitslosen eine feste Stelle zu vermitteln. Derzeit schaffen sie gerade einmal dreieinhalb Prozent. Eine von der britischen Regierung beauftragte Studie kommt zu dem Ergebnis: „Workfare ist nicht effektiv und hindert Menschen teilweise sogar an der Arbeitssuche.“ Dies hindert aber niemanden in Großbritannien, neue Quellen billiger Arbeitskräfte zu erschließen. Eine walisische Haftanstalt stellt einem Call-Center ihre Insassen zur Verfügung – für drei Pfund Stundenlohn. S.G.


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