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01.09.12 / Von der Pleite in die Pleite / Bau von Windrädern sollte Werften retten, doch die Nachfrage stockt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-12 vom 01. September 2012

Von der Pleite in die Pleite
Bau von Windrädern sollte Werften retten, doch die Nachfrage stockt

Die Windenergie vor der Küste kommt wegen fehlenden Netzausbaus nicht beim Verbraucher an. Nun soll der zentrale Beitrag zur Energiewende dank neuer Haftungsregeln bei verzögertem Netzanschluss doch gelingen. Darauf einigte sich die Bundesregierung vergangene Woche. Mit der Klärung der Frage, wer für den verschleppten Ausbau zahlt, ist der Mangel indes nicht behoben. Die Verzögerungen bedrohen Investoren, Werften und Zulieferer, gerade während sie durch Umstrukturierung aufgrund der Energiewende besonders verwundbar sind.

Viele Zulieferer und Werften haben in Erwartung deutlich steigenden Windenergiebedarfs vom Bau von Schiffen auf Windanlagen umgesattelt. Der klassische Bau von Containerschiffen ist in der aktuellen Schifffahrtskrise ohne Chance. Die Verzögerungen beim Stromnetzausbau als Nadelöhr der Energiewende belasten nun die küstennahe Wirtschaft. In Niedersachsen droht deswegen der Verlust von Arbeitsplätzen: Cuxhaven Steel Construction (CSC) zieht die Notbremse und kündigt bis Jahresende 200 Beschäftigten. „Bis Ende des Jahres sind bei CSC in Cuxhaven alle entlassen. Dann verliert die Region hochqualifizierte, für den Offshore-Bereich ausgebildete Fachkräfte. Die sind nicht so schnell zu ersetzen“, sagt die niedersächsische SPD-Landtagsabgeordnete Daniela Behrens. Gut 114 Millionen Euro öffentliche Investitionen in den Windstandort Cuxhaven könnten umsonst gewesen sein.

Die P+S Werften im strukturschwachen Mecklenburg-Vorpommern sind allerdings trotz voller Auftragsbücher bereits nicht mehr zu retten. Sie hatten sich unter anderem auf Spezialschiffe für Offshore-Windräder ausgerichtet. Die Umstrukturierung misslang. Gut 1800 Arbeitsplätze sowie tausende bei Zulieferern stehen vor dem Aus.

Auch der Windanlagenbauer Siag Schaaf in Emden, die einstige Werft Nordseewerke, gab für 2011 tiefrote Zahlen bekannt. Laut dem Konzern waren „Verzögerungen bei der Projektabwick-lung“ schuld. Der Zahlungsunfähigkeit folgte die Insolvenz. Das Unternehmen hatte in besonderem Maße Kleinanleger an der Börse in die Finanzierung der neuen Anlagen eingebunden.

Mit der Pleitewelle drohen weitere Verzögerungen bei der Energiewende. Zumindest aber entstehen kaum neue „grüne“ Jobs, sondern es gehen im Gegenteil klassische Arbeitsplätze verloren. Auch die Hamburger Sietas-Werft wollte sich mit dem Spezialschiffbau aus der allgemeinen Krise der Branche manövrieren. Der Konzern wurde im Frühjahr zerschlagen.

Zwar tragen manche Werften durch zu spätes Reagieren auf die Schiffbaukrise eine erhebliche Mitschuld, doch der versprochene Aufschwung dank Windenergie flaut aufgrund vieler Verzögerungen beispielsweise bei der Kabelauslieferung bereits wieder ab. Andere Werften klagen, der Anschluss an den modernen Schiffbau drohe Deutschland wegen der Umstrukturierung auf Ausrüstungstechnik verlorenzugehen. Sverre Gutschmidt


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