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01.09.12 / Warum Weidmann stört / Welttreffen der Notenbanker: Vereinte Front gegen die Bundesbank

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-12 vom 01. September 2012

Warum Weidmann stört
Welttreffen der Notenbanker: Vereinte Front gegen die Bundesbank

Dieses Wochenende treffen sich die wichtigsten Notenbanker der Welt in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Um einen wird es in dem abgelegenen Städtchen einsam sein: Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Mit seiner wiederholten Ablehnung des Ankaufs staatlicher Anleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich der Deutsche weltweit Feinde gemacht. Weidmann nennt solche Ankäufe „Staatsfinanzierung mit der Notenpresse“, welche die Gefahr von Inflation berge.

Selbst die deutsche Kanzlerin mag ihm da nicht folgen. Nachdem der 44-Jährige im „Spiegel“ erneut vor dieser Art der Staatsfinanzierung gewarnt hat, wurde Angela Merkel im „Sommerinterview“ um eine Stellungnahme gebeten: Sie wich aus, unterstrich die Bedeutung der Bundesbank, sagte aber nichts zu Weidmanns Äußerungen.

Besonders unbeliebt ist der Präsident der Bundesbank bei den ehemaligen europäischen Weichwährungsländern. Doch auch US-Präsident Barack Obama und etliche Ökonomen in den USA und Europa gehen auf Distanz zu dem widerspenstigen Deutschen. In der Summe kann der Anschein entstehen, als stünde Weidmann allein gegen den versammelten Sachverstand der Erde.

Das Bild der Eintracht aus überlegenem Sachverstand zerfällt jedoch beim Blick auf die konkreten Motive, welche die einzelnen Akteure antreiben. Die ehemaligen europäischen Weichwährungsländer profitieren direkt, wenn die EZB ihre Anleihen kauft, ihnen also Geld leiht. Denn damit drückt sie die Schuldzinsen für diese Staaten. Das senkt die Kreditkosten und mindert den Zwang zu strengen Sparmaßnahmen, was beim Wähler gut ankommt. Dass auf diese Weise ein beträchtlicher Teil des eigenen Kreditrisikos auf Deutschland (als Hauptanteilseigner der EZB) übergeht, braucht die Politiker in Italien, Spanien oder Portugal nicht zu scheren. Von Deutschen werden sie ja nicht gewählt.

Die USA finanzieren seit vielen Jahren ein gewaltiges Handelsdefizit mit Hilfe massenhafter Dollarproduktion. Das können sie, weil die Welt ihn als Weltreservewährung akzeptiert. Ein allzu stabiler Euro könnte dem Dollar diese Rolle streitig machen. So verfolgt Washington eine Doppelstrategie: Einerseits wird der Euro attackiert, andererseits werden die Europäer ermutigt, alles zu tun, um den Euro zu retten. Dabei werden besonders solche Maßnahmen gefordert, die den Euro weich machen und so als alternative Weltreservewährung diskreditieren – beispielsweise der Ankauf von Staatsanleihen wack-liger Länder durch die EZB.

Und warum stimmt Merkel da ein? Die Kanzlerin hat sich festgelegt: Euro oder nichts. Nun steht sie vor der Wahl, die Wackelländer mit immer neuen Rettungsschirmgeldern über Wasser zu halten. Das aber sorgt jedesmal für erheblichen Wirbel in den Medien und untergräbt Merkels Ruf als Wahrerin deutscher Interessen. Oder die EZB macht den Retter, dann geschieht die Verteilung deutscher Bonität eher im Verborgenen, und die Medien nehmen kaum Notiz. Hans Heckel


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