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08.09.12 / Seenlandschaft wird teuer / Rechnungshof rügt Brandenburg – Sachsen weit sparsamer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-12 vom 08. September 2012

Seenlandschaft wird teuer
Rechnungshof rügt Brandenburg – Sachsen weit sparsamer

Um ein Beispiel reicher wird die Liste der Brandenburger Großprojekte, bei denen die Kosten aus dem Ruder laufen: Der Bau eines schiffbaren Kanals im Lausitzer Seenland ist es diesmal, der ins Visier des Brandenburger Rechnungshofs geraten ist. Von einst geplanten 6,5 Millionen Euro sind die Kosten über 30 Millionen im Jahr 2011 auf inzwischen 51 Millionen Euro geklettert.

Der zunehmend kostspieliger werdende Kanal ist Teil eines großen Renaturierungsprojekts von ehemaligen Braunkohletagebauen, bei dem im südlichen Brandenburg und im Nordteil Sachsens die größte künstliche Seenlandschaft Europas entstehen soll. Endziel ist ein Touristengebiet mit 23 Seen und 13000 Hektar Wasserfläche, wobei zehn der Seen mit schiffbaren Kanälen verbunden werden sollen. Der von den Landesrechnungsprüfern kritisierte Kanalbau zwischen dem Senftenberger See und dem Geierswalder See ist lediglich einen Kilometer lang.

Umso erstaunlicher die Kostenexplosion: Bis zur Eröffnung soll der Überleiter etwa achtmal teurer sein als anfangs veranschlagt, so die „Potsdamer Neuesten Nachrichten“. Auch bei einem zweiten schiffbaren Kanal, der den Sedlitzer mit dem Großräschener See verbinden soll, wird statt der kalkulierten zwölf Millionen Euro mittlerweile mit Baukosten in Höhe von 46,9 Millionen gerechnet. Während die zuständigen Planer „höhere Gewalt“ wie Starkregen und Hochwasser als Kostentreiber geltend machen, sieht der Rechnungshof ganz andere Ursachen: mangelhafte Planungen und Bauvorbereitungen.

Kritiker haben einen anderen Grund ausgemacht: Eine „Luxus-Ausstattung“ der Schiffswege – zumindest was den Brandenburger Teil des zusammen mit Sachsen vorangetriebenen Renaturierungsprojekts angeht. Zusätzliche Wünsche hätten beispielsweise die Stadt Senftenberg und der Zweckverband Lausitzer Seenland Brandenburg (LSB) erfüllt bekommen. Bestellt wurde etwa eine Kommunalstraße neben dem Kanal und ein Großparkplatz am Senftenberger See.

Dass es auch wesentlich sparsamer geht, beweist Sachsen: Auf wünschbare, aber kostspielige Extras wurde dort von vornherein verzichtet. Für Brandenburg könnte das Resultat der Misswirtschaft bedeuten, dass die beiden Kanäle statt geplanter 29 Millionen Euro am Ende mehr als 98 Millionen Euro Steuergelder kosten werden.    Norman Hanert


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