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08.09.12 / Viel Kunst auf wenig Raum / Potsdam trumpft auf: Ausstellung von hochkarätiger DDR-Malerei aus der Sammlung von Hasso Plattner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-12 vom 08. September 2012

Viel Kunst auf wenig Raum
Potsdam trumpft auf: Ausstellung von hochkarätiger DDR-Malerei aus der Sammlung von Hasso Plattner

Die Ausstellung wird sehr gut angenommen“, freut sich die Museumsangestellte am Eingang zum Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam, wo noch bis zum 16. September der SAP-Chef Hasso Plattner der Öffentlichkeit Ein- blicke in seine private Gemäldesammlung gewährt. „An einem Sonntag waren es sogar um die 800 Gäste“, fügt sie begeistert hinzu.

Sogar aus Leipzig kommen die Kunstfreunde extra angereist. Kein Wunder, sind doch hier Werke der „Alten Leipziger Schule“ – vertreten durch Bernhard Heisig, Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer, Arno Rink, Ulrich Hachulla und Erich Kissing – zu bewundern. Arbeiten von Willi Sitte, Otto Niemeyer-Holstein und Wieland Förster komplettieren das Ganze. 28 Bilder von neun Künstlern sind versammelt, darunter die Plastik „Der Jahrhundertschritt“ von Wolfgang Matt-heuer.

Hasso Plattner ist begeisterter Sammler mitteldeutscher Kunst, die vor und nach der Revolution 1989 entstand. Potsdams Mäzen, der bereits gewaltige Summen zur Stadtsanierung spendete, wollte den Bürgern ein großartiges Geschenk machen mit dem Bau einer Kunsthalle in Potsdams Mitte. Genau dort, wo jetzt noch ein Hotelhochhaus thront. Auch den Abriss dieses Plattenbaus von 1969 hätte er finanziert. Doch er stieß auf heftige Ablehnung bei Teilen der Bevölkerung. Es gab heftige Diskussionen mit prominenter Unterstützung von Günther Jauch, Nadja Uhl und Wolfgang Joop, die diese großzügige Gabe ausnahmslos befürworteten.

Teile der Bevölkerung und die Potsdamer Partei „Die Linke“ hatten Bedenken. Vom „Verlust an DDR-Geschichte“ bis hin zur Angst um Arbeitsplätze und Touristen-Einbußen durch Sprengung des Hotels rankten sich die Befürchtungen – bis Plattner schließlich aufgab. Nun baut er die Kunsthalle auf seinem privaten Gelände am Stadtrand. Ein großer Verlust für die Stadtmitte. Nicht nur optisch hätte das Stadtbild gewonnen. Denn der Plattenbau steht mitten im ehemaligen Schlosspark des Stadtschlosses und gehört dort einfach nicht hin. „Aus ideologischen Gründen ist das Stadtschloss gesprengt worden und aus denselben Motiven ist dieser Klotz dort hin gebaut worden“, sagte Jauch in einer flammenden Rede.

Ein Blick in die Internetforen  Potsdamer Zeitungen zeigt heftige Reaktionen auf jede Äußerung des Moderators. Hier geht es um etwas anderes als Kunst. Das wird jedem klar, der sich mit der Sache befasst. Allerdings sind auch sehr viele Potsdamer und andere Brandenburger dafür gewesen und schämen sich zum Teil wegen der unergiebigen Diskussion.

Sei’s drum. Die Ausstellung dürfen alle bei freiem Eintritt bewundern. In einer Spontanaktion entstand sie an schnell aufgerichteten Stellwänden mit Klemmleuchten. In einem Raum, der sonst nur Besprechungen vorbehalten ist, steht man in beinahe vertrauter Atmosphäre den Bildern gegen-über. Ganz privat kann man sich ihnen nähern und Freundschaft schließen oder Feindschaft. Je nach Gusto. Heisigs Auseinandersetzung mit dem Preußenkönig Friedrich II. lässt jeden verharren. Warum hat er den Herrscher so gemalt? Und man beginnt sofort zuzustimmen oder abzulehnen oder Ähnlichkeiten in der Empfindung Fried­rich gegenüber zu suchen.

Mit dem Vorurteil, DDR-Kunst sei gezwungenermaßen ausnahmslos staatstreu gewesen, kann man hier aufräumen. Obwohl es sie gibt. Doch das Gros der Gemälde gestattet dem Betrachter einen großartigen Kunstgenuss. Ein Ölbild von Walter Sitte birgt sogar einen Hauch Kandinsky in sich. Und der soll gesagt haben: „Jedes Kunstwerk ist Kind seiner Zeit, oft ist es Mutter unserer Gefühle.“Silvia Friedrich

„Einblick und Ausblick“ bis zum 16. September im Haus der Brandenburg-Preußischen Geschichte, Am Neuen Markt 9, 14467 Potsdam. Dienstags bis donnerstags von 10 bis 17 Uhr, freitags von 10 bis 19 Uhr, sonn­abends und sonntags 10 bis 18 Uhr. Eintritt frei.


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