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08.09.12 / Medizinischer Fortschritt in Allenstein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-12 vom 08. September 2012

Medizinischer Fortschritt in Allenstein

In Allensteins Städtischem Marienhospital ist eine Serie bemerkenswerter Operationen gelungen. Die Serie begann vergangenen Herbst. Damals waren einer 23-jährigen Frau aus der Umgebung von Bartenstein, die seit ihrer Geburt unter einer starken Missbildung des Unterkiefers litt, von der Chirurgin Anna Bromirska-Małyszko Implantate eingepflanzt worden. Inzwischen kann die Patientin teilweise schon den Mund öffnen. Langsam lernt sie, auf herkömmliche Weise Nahrung aufzunehmen und zu sprechen. In den USA hatte man der Patientin vorher nicht helfen können.

Im vergangenen Frühjahr folgte eine weitere Operation dieser Art. Diesmal war die Patientin eine 19-Jährige aus der Umgebung von Łomza in der Woiwodschaft Podlachien, die in ihrer Kindheit an Sepsis erkrankt war. Diese Krankheit hatte dazu geführt, dass sie kein Kiefergelenk mehr besaß und außerdem ihr Gesicht stark entstellt war. Vor der Operation konnte sie ihren Mund kaum öffnen. Nachdem andere Chirurgen die Segel gestrichen hatten, waren Bromirska-Małyszko und ihr Ärzteteam ihre letzte Hoffnung. Um bessere Heilungsaussichten zu erlangen, wurde von den Ärzten zunächst ein virtuelles Modell des zu rekonstruierenden Kiefers angefertigt. Erst dann erfolgte die eigentliche Rekonstruktion. Entscheidend für den schließlichen Erfolg waren die neuesten Erfindungen auf dem Gebiet der Chirurgie wie etwa der Neuromonitor zur Beobachtung des Nervensystems im Gesichtsbereich sowie ein piezoelektrisches Messer. Dieses Instrument ermöglichte nämlich das Zerschneiden des Hartteilgewebes, ohne dass dabei das Risiko entsteht, das Weichteilgewebe versehentlich zu zerstören.

Vor kurzem nun erfolgte im Städtischen Marienhospital eine dritte spektakuläre Operation im Gesichtsbereich. Diesmal war der Patient ein 19-Jähriger aus Tschenstochau. Auch er war in der Kindheit an Sepsis erkrankt. Sie hatte bei ihm zu einer Kiefergelenksteife geführt. Im Gegensatz zu den beiden vorausgegangenen Patientinnen kamen bei ihm Atmungsbeschwerden als weitere Krankheitsfolge dazu. Ansonsten wies er deutliche Schwierigkeiten bei der Artikulation auf. Eine vorangegangene Operation in dem 1951 gegründeten Zentrum für plastische Chirurgie im niederschlesischen Kurort Bad Aldheide [Polanica-Zdrój] hatte nicht zu dem erhofften Erfolg geführt. Der über mehrere Stunden lang andauernde Eingriff in Allenstein beruhte auf einer Abtrennung des Schläfenbeins von der Schädelbasis und der Einpflanzung von Gelenkimplantaten, um den Unterkieferbereich wieder bewegen zu können.   G.S.


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