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08.09.12 / Wo der Geist der Geschichte spukt / Zu Gast im Schloss Cecilienhof, in dem 1945 »die Großen Drei« das Potsdamer Abkommen unterzeichnet haben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-12 vom 08. September 2012

Wo der Geist der Geschichte spukt
Zu Gast im Schloss Cecilienhof, in dem 1945 »die Großen Drei« das Potsdamer Abkommen unterzeichnet haben

Hier wurde Geschichte geschrieben. Im Schloss Cecilienhof entschieden die Siegermächte am 2. August 1945 über die Zukunft Deutschlands und die Neuordnung Europas. Heute kommen Gäste aus aller Welt in das Hotel, in dem einst Stalin, Truman und  Churchill das Potsdamer Abkommen beschlossen haben.

Doch, es ist noch etwas zu spüren. Wenn man im Restaurant des Schlosshotels vor dem Kamin steht, darüber an der Wand das Gemälde Cecilies, meint man, das Kronprinzenpaar müsse gleich erscheinen. Hier im Speisesaal mit Zugang zum Garten haben sie ihre Mahlzeiten eingenommen, ohne Kinder. Die speisten im Salon Frederik. Nur wenn die Eltern sie einluden, durften auch sie mit dinieren. „Das wünscht sich sicher heute so manches Elternpaar auch“, sagt Ingrid Diwald, die Hoteldirektorin des Relexa-Schlosshotels Cecilienhof in Potsdam. Seit 2007 ist sie die Chefin und mit Elan dabei, das traumhafte Anwesen zu einem Erlebnishotel zu machen.

„Unser Haus bietet die einmalige Chance, in einem Unesco-Welterbe zu wohnen“, wirbt die Chefin. Und nicht nur das, hier wurde Geschichte geschrieben: In Cecilienhof trafen sich 1945 die Vertreter der alliierten Siegermächte Stalin, Truman und Churchill, um das Potsdamer Abkommen zu unterzeichnen, in dem die politische und territoriale Ordnung für Deutschland und Europa manifestiert wurde.

Man sieht diese Weltgeltung dem idyllisch gelegenen Schloss nicht an. Eher wähnt man sich irgendwo in England, wo sich zwischen sanften grünen Hügeln ein Landhaus erhebt. Zweimal beehrte die britische Queen das Anwesen bei ihren Besuchen in Berlin und Potsdam. Und auch der ehemalige US-Präsident George Bush senior bettete hier sein Haupt. Wann immer Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck einen Staatsbesuch bekommt, finden sich die Politiker nach ihrem Programm zum Kaffee oder Festmahl an diesem Ort ein.

Kein zweites Hotel in Deutschland kann auf so eine Geschichte zurückblicken. Kaiser Wilhelm II. gab 1913 den Auftrag, ein Schloss im englischen Landhausstil zu errichten. So entstand bis 1917 die Residenz für das letzte deutsche Kronprinzenpaar Wilhelm von Preußen und seine Frau Cecilie. Und sie gab dem Anwesen den Namen: Cecilienhof. Bis 1945 nutzte die Prinzessin mit ihren Kindern das Haus.

Heute erwartet den Gast eine edle Atmosphäre. Nicht nur im Haus – auch der umgebende Park sucht seinesgleichen. Das Anwesen liegt zwischen den Ufern des Jungfernsees und des Heiligen Sees im Neuen Garten. Ein Areal, das König Fried­rich Wilhelm II. 1787 anlegen ließ. Wahrhaft königlich kann man hier lustwandeln. Aufatmen vom Alltag, dieses Gefühl kommt auf, wenn man durch den Garten flaniert. Tagsüber teilt man ihn mit Touristen aus aller Welt, die die Gedenkstätte besuchen. Zum Spätnachmittag hin haben jedoch auch die Letzten die Anlagen verlassen. Dann und morgens früh natürlich finden die Hotelgäste ganz für sich allein ein Paradies in Grün vor, in dem man die Seele baumeln lassen kann zwischen Wasser, historischen Gebäuden wie dem Marmorpalais und altem Baumbestand.

Schon ab 1960 wurde das Schloss vom Reisebüro der DDR als Hotel betrieben. 1994 erfolgte eine komplette Innensanierung durch die Haenisch-Hotelgruppe, die das Haus übernahm und es im Jahr 2000 an die Relexa-Hotelgruppe verkaufte. Ein Viertel der Räumlichkeiten des Schlosses ist der Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens vorbehalten.

In 41 unterschiedlich gestalteten Zimmern können sich die Gäste wie zu Hause fühlen, wobei das schönste und größte die Hohenzollern-suite ist. In den 90er Jahren als Staatssuite umgebaut, bietet diese zwei Zimmer mit einem Extra-Flur und einem kleinen Raum für Sicherheitsleute. Wunderbare Ausblicke auf den Park eröffnen sich, wenn man im Haus die Flure entlangschlendert und aus den Fenstern schaut. Fast meint man, das Rascheln fürstlicher Kleider zu hören, oder erwartet im nächsten Korridor das Trappeln prinzlicher Kinderfüße. Der Geist der hohen Herrschaften ist, trotz heftiger Nachkriegsgeschichte, noch zu spüren.

Dem steht keinesfalls die Aussage der Hoteldirektorin entgegen, sie wolle Cecilienhof entstauben. Dazu gehörte auch, die Hemmschwelle zu senken, das fürstliche Anwesen zu nutzen. Es ist ihr gelungen, denn inzwischen wird das Klientel der Gäste immer gemischter. Waren es anfangs noch ältere kulturinteressierte Paare, die sich ein nettes Wochen­ende machten, kommen nun auch immer Familien mit Kindern. So wurde ein Kinderspielzimmer eingerichtet, damit die Eltern in Ruhe essen können. Ganz im Sinne der einstigen Erbauer. Die Sonnenterrasse lädt bei gutem Wetter zum Verweilen ein, ebenso der Hofgarten. Wer Lust hat, kann die Gedenkstätte gleich nebenan besuchen oder die Privaträume des Kronprinzenpaares im Museum besichtigen. Während diese Räumlichkeiten geöffnet bleiben, wird das Hotel am

30. April 2014 wegen notwendiger Sanierungen des Daches, der Fassade und der Haustechnik geschlossen. Im Mai 2017 soll es wiedereröffnet werden. 100 Jahre, nachdem Cecilie und Wilhelm hier einzogen.

„Wir bieten hier einen sehr individuellen Service“, versichert Hotelchefin Diwald. Dazu gehören nicht nur umfangreiche Erlebnisangebote im Fried­rich-Jahr und zur Schlössernacht. Spezielle Stadtführer seien mit an Bord, wenn die Gäste im Auto zu Ausstellungen gebracht und abgeholt werden. Ganz nach Wunsch werden sogar Eintrittskarten besorgt und Arrangements getroffen. Hier ist der Gast eben Kronprinz oder -prinzessin. Jedenfalls darf er sich so fühlen. Silvia Friedrich


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