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15.09.12 / Preussenhass?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-12 vom 15. September 2012

Preussenhass?
von Vera Lengsfeld

Der Umgang mit dem preußischen Kulturerbe in der Hauptstadt erinnert an die Sünden der DDR, bevor sie sich zu einem positiveren Preußenbild durchrang. Ein Beispiel dafür ist die beabsichtigte Bebauung des Schinkelplatzes mit öden Investorenbauten mit Lochfassade. Dabei handelt es sich um einen der prominentesten Bauplätze, geprägt durch die Friedrichswerdersche Kirche von Schinkel, die Fassadenrekonstruktion der alten Kommandantur, die den Anschluss zur berühmtesten Straße, Unter den Linden, bildet, und den kürzlich wiederhergestellten Schinkelplatz.

In unmittelbarer Nähe der wieder aufzubauenden Schlossfassaden und der Bauakademie sollte man meinen, die großartige Nachbarschaft müsste Architekten inspirieren. Was der beauftragte Architekt Daniele Marquez präsentierte, klingt aber nach Missachtung: „Die klassischen ornamentalen Elemente der Gründerzeitfassaden werden auf ein reines Schattenbild reduziert, welches die Gesetzmäßigkeiten des Materials Putz widerspiegelt.“ Der Vorsitzende der Gesellschaft Historisches Berlin bezeichnet diese Sicht mit Recht als „intellektuelle

Frechheit“. Die Frage ist, wie es ein solcher Entwurf auf den ersten Platz des ausgeschriebenen Wettbewerbs schaffen konnte. Das müssen Juroren entschieden haben, die mit dem preußischen Erbe wenig anfangen können. Klar ist, dass es erbitterte Auseinandersetzungen geben wird, denn die Berliner werden es nicht kampflos hinnehmen, dass ihre schönsten Plätze ohne Not verhunzt werden.

Das Gegenstück zur Diskussion um den Schinkelplatz ist die Debatte um den Bau der Rathausbrücke. Immerhin handelt es sich hier um die erste repräsentative steinerne Brücke im norddeutschen Raum. Der erste preußische König hatte sie zur Unterstreichung seines Königtums errichten lassen. Das Original erinnerte an die weltweit bewunderte Pont Neuf in Paris. Sein Sohn ließ ein von Andreas Schlüter gefertigtes Reiterstandbild des römischen Kaisers Marc Aurel auf die Brücke stellen, so dass es zum Rundturm des neuen Königsschlosses schaute. Der moderne Neubau der Brücke missachtet diese Tradition. Das Brückengeländer soll an den Knüppeldamm erinnern, der sich zu Urberliner Zeiten hier befand.

Solche Entscheidungen mit Geschichtsblindheit zu erklären, greift sicherlich zu kurz. Vielmehr scheinen die erheblichen Vorurteile gegenüber der preußische Tradition fröhliche Urständ zu feiern, die in der DDR gepflegt, aber am Ende als falsch erkannt wurden. Dass Berlins Politiker preußische Geschichte aus dem Stadtbild tilgen wollen, zeigt, dass sie weniger begriffen haben als die DDR-Politbürokraten.


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