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15.09.12 / Vor allem der Islam bietet Perspektive an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-12 vom 15. September 2012

Vor allem der Islam bietet Perspektive an

Nach Heinsohns These geht es den Bruderkriegern scheinbar vor allem um materielle Besitztümer und zwar um Posten und Einkommen. Wie kommt es dann, dass viele der Rebellen im Namen Allahs agieren und so die Muslimbrüder und sogar Al-Kaida immer mehr Anhänger finden? Auch wenn Heinsohn von „Posten“ spricht, so ist doch eher die damit verbundene Perspektive gemeint. Ein Posten bringt Einkommen und füllt das Leben, selbst wenn es eine ungeliebte Tätigkeit ist, aus. In Ermangelung der Aussicht auf eine ansprechend entlohnte Arbeit bieten nun die Rebellen – und unter ihnen eben auch die Gotteskrieger – eine Perspektive. Einige der jungen Männer schließen sich dann den eher weltlichen Rebellen an, um nach dem Hinwegfegen des jetzigen Regimes beruflich eine Perspektive zu haben. Bei anderen verfangen die Motive von Muslimbrüdern und anderen islamischen Gruppierungen besser, da diese den Kampf auf eine höhere Ebene heben. Dieser wird nun im Namen Allahs geführt und dessen Anerkennung kann seinen Kriegern gewiss sein.

Zudem sind beispielsweise die Muslimbrüder durchaus für eine soziale Ader bekannt. Sie sorgen für die Ihren, was in einem Land ohne soziale Netze durchaus attraktiv ist. Vor allem in Ägypten besitzen sie hauptsächlich in ärmeren Vierteln karitative Einrichtungen wie Krankenhäuser und Sozialstationen. Auch führen sie Armenspeisungen durch und schaffen Netzwerke unter den Anhängern, was auch bei der Jobsuche hilft. Das hat dazu geführt, dass die Muslimbrüder den Ruf als Unterstützer der Unterprivilegierten gewonnen haben, so dass so mancher junge sinnsuchende Syrier für sie gern à la Robin Hood die Waffe im Kampf gegen die bösen Reichen ergreift. Bel

 

Zeitzeugen

Gunnar Heinsohn – Der Soziologe und Ökonom war bis zu seiner Pensionierung 2009 Professor an der Universität Bremen, wo er das Lemkin-Institut für vergleichende Völkermordforschung geleitet hat. Der 1943 in Gotenhafen [Gdynia] geborene Autor hat 2011 einen Bruderkriegsindex entwickelt.

Udo Steinbach – Der 1943 geborene Islamexperte betont neben dem politischen auch den konfessionellen Aspekt im Syrienkonflikt. Der ehemalige Leiter des Deutschen Orient-Instituts ist überzeugt, dass die Alawiten nach dem Sturz ihres Glaubensbruders Baschar al-Assad an den Rand gedrängt werden. Wer jedoch die Macht erringen wird, sei ungewiss, denn es gebe „unzählige lokale und mehrere nationale Revolutionskomitees, die Freie Syrische Armee, die Auslandsopposition, es gibt die in Syrien gut organisierten Muslimbrüder, einzelne einflussreiche Personen ohne Hausmacht – es ist beim besten Willen nicht zu sagen, wer da den Übergang moderieren wird“.

Abdel Basset Sajda – Offiziell ist der seit den 90er Jahren in Schweden lebende Exilsyrer zwar Präsident des 2011 gegründeten oppositionellen Syrischen Nationalrats (SNC), doch Macht und Einfluss hat der Kurde kaum. Der Doktor der Philosophie wurde auch erst im Juni zum Präsidenten des SNC gewählt und gilt als Kompromiss-Kandidat der in sich zerstrittenen Organisation. Sein Amtsvorgänger Burhan Ghaliun wurde abgesetzt, da man dem in Paris im Exil lebenden Professor vorwarf, den Kontakt zu den bewaffneten Truppen der Freien Syrischen Armee (FSA) verloren zu haben. Obwohl der überwiegend aus Exil-Syrern bestehende SNC im Grunde kaum Kontakte vor Ort hat, wird er von den USA und auch Deutschland als Gesprächspartner angesehen.

Riad al-Asaad – Der ehemalige Ingenieur der syrischen Luftwaffe ist einer von über 30 desertierten syrischen Offizieren, die 2011 die Freie Syrische Armee (FSA) gründeten. Der Sunnit wird offiziell immer wieder als Chef der FSA bezeichnet, wobei es schwierig ist, bei einer bewaffneten Gruppierung, von der offenbar immer wieder einzelne Verbände ohne Befehl von oben und somit unkoordiniert agieren, überhaupt von einer einheitlichen Führung zu sprechen.


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