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15.09.12 / Er hat den Trend verkannt / Hochmeister Gottfried von Hohenlohe maß dem Ostseeraum zu wenig Bedeutung bei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-12 vom 15. September 2012

Er hat den Trend verkannt
Hochmeister Gottfried von Hohenlohe maß dem Ostseeraum zu wenig Bedeutung bei

Die Autorität seines direkten Vorgängers Konrad von Feuchtwangen war Hochmeister Gottfried von Hohenlohe nicht vergönnt. In seiner Amtszeit eskalierte der Streit um die Bedeutung, welche Preußen in der Arbeit des Deutschen Ordens zukomme. Gottfried vermied eine klare Stellungnahme, setzte sich so zwischen die Stühle und verlor damit in beiden Lagern an Rückhalt, was ihn schließlich das Amt kostete.

Er stammte aus dem selben fränkischen Geschlecht wie sein Vorgänger Heinrich von Hohenlohe. Der Hochmeister des Deutschen Ordens von 1244 bis 1249 war angeblich sein Großonkel. Mit 14 Lebensjahren wurde der um 1265 geborene Franke Ordensmitglied. 1290 wurde er Landkomtur von Franken, 1294 Konrads Nachfolger als Deutschmeister und nach dessen Tod 1297 auch dessen Nachfolger als Hochmeister. Auf einem Generalkapitel in Venedig wurde er gewählt, und dort blieb er auch erst einmal.

Doch dann erreichte ihn ein Hilferuf seiner preußischen und livländischen Ordensbrüder. In Riga war der Streit um eine Brücke in einen Aufstand gegen die Ordensmacht gemündet. Rigas Bürger hatten eine Brücke über die Duna gebaut. Die hatte der Orden als Flusssperre interpretiert und deshalb deren Beseitigung gefordert. Statt ihrer eigenen Brücke zerstörten die Rigaer Bürger jedoch das Rigaer Ordensschloss. Die Ordensbesatzung wurde gefangengenommen und teilweise hingerichtet. Gefährlich war der Aufstand vor allem deshalb, weil der Erzbischof von Riga sowie Litauer und Dänen sich auf die Seite der Rigaer Bürger schlugen.

Gottfried kam dem Hilferuf nach. 1298 traf er mit einer Schar waffenfähiger Männer in Preußen ein. Von dort sandte er ein Hilfskontingent unter dem Kommando des Komturs von Königsberg nach Livland. Die Expedition war insofern erfolgreich, als das Ordenskontingent die Rigaer Bürger und die Litauer noch im selben Jahr vor Neuermühlen schlagen konnte.

Trotzdem wusste das Auftreten des Hochmeisters die preußischen und livländischen Ordensbrüder nicht zu überzeugen. Gottfried hatte sich an den Kämpfen nicht beteiligt, war erst nach der siegreichen Schlacht selber nach Livland gereist. Und er verließ die Region schnellstmöglich wieder. Noch im selben Jahr war er zurück im Reich. Über Nürnberg reiste er wohl nach Venedig. Dort erreichte ihn 1299 ein Protestbrief, in dem sich preußische Ordensbrüder, an der Spitze der Vizelandmeister, über mangelnde Beachtung beklagten. Dahinter stand der Wunsch, dass der Hochmeister nach Preußen übersiedele und nun fortan dort residiere.

Trotz des Sieges von 1298 vor Neuermühlen war der Aufstand der Litauer noch nicht niedergeschlagen, Livland noch nicht befriedet. So sammelte der Hochmeister erneut waffenfähige Männer und reiste mit ihnen 1302 über Preußen nach Livland. Und abermals wollte Gottfried noch im selben Jahr wieder zurück. Diesmal aber kam er nicht ungeschoren davon. Im damals noch zum Zuständigkeitsbereich der livländischen Landmeister gehörenden Memel stellte der Hochmeister im Beisein der Landmeister Livlands und Preußens sowie anderer Würdenträger angeblich sein Amt zur Verfügung. Ob er dieses tatsächlich getan hat und ob dieses gegebenenfalls auch wirklich freiwillig geschah, ist unbekannt.

Da Gottfrieds preußischen und livländischen Ordensbrüdern klar war, dass das alles ziemlich ominös war, sollte der Hochmeister, bevor er ihren Machtbereich verließ, den Amtsverzicht vor einem großen Publikum, das zur Entgegennahme in der Lage war, wiederholen. Zu diesem Zwecke wurde 1303 ein Generalkapitel nach Elbing einberufen. Auf diesem Kapitel, an dem außer den Landmeistern von Livland und Preußen auch der Großkomtur und der Deutschmeister teilnahmen, bestätigte Gottfried seine Rücktrittsabsicht. Damit war das politische Schicksal des Hochmeisters besiegelt. Die Ordensbrüder nahmen sein Rücktrittsangebot an und wählten mit Siegfried von Feuchtwangen einen neuen Hochmeister.

Nach seiner Rückkehr aus Livland und Preußen – und damit nicht mehr im Machtbereich der livländischen und preußischen Landmeister – bezeichnete sich Gottfried wieder als Hochmeister. Doch konnte er das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen. Die politische Gewichtsverschiebung vom Süden gen Norden, vom Mittelmeer an die Ostsee war zu weit fortgeschritten, als dass Gottfried sich gegen den Kandidaten der preußischen und livländischen Ordensbrüder hätte durchsetzen können. Schon vor seinem Tod 1309 in Marburg war er keine Gefahr mehr für Siegfried von Feuchtwangen. Manuel Ruoff


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