28.03.2024

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22.09.12 / Nur inszeniert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-12 vom 22. September 2012

Jan Heitmann:
Nur inszeniert

Irgendwo in Kalifornien drehen ein paar Möchtegern-Filmschaffende einen als dümmliches Machwerk treffend qualifizierten Streifen, der gleich nach der Uraufführung in der Versenkung verschwindet. Bis Monate später eine den Propheten Mohammed obszön verunglimpfende 14-Minuten-Sequenz des Films im Internet auftaucht, die in der islamischen Welt einen gewalttätigen Sturm auslöst.

Unser Verständnis von Meinungsfreiheit lässt es zu, dass der Film im Internet frei zugänglich ist und sogar öffentlich aufgeführt werden darf. Gleichwohl wird in Deutschland mit Hinweis auf die Gefährdung der öffentlichen Sicherheit ein Verbot diskutiert. Ganz unabhängig von verfassungsrechtlichen Bedenken hieße das, vor einem gewalttätigen Mob in den arabischen Staaten, der rationalen Argumenten gar nicht zugänglich ist, zu kapitulieren. Ein Verbot würde auch nichts bewirken, denn den angeblich Entrüsteten geht es gar nicht um konkrete Provokationen wie diesen Film oder Karikaturen, die bereits vor Jahren veröffentlicht wurden. Ihnen geht es bei ihren Angriffen auf westliche Einrichtungen darum, ihre Unzufriedenheit über die Verhältnisse in ihren Ländern auf brutale Weise an einem Sündenbock auszulassen. Und dieser Sündenbock sind die westlichen Staaten. Gäbe es die Karikaturen oder den Film nicht, würden die Randalierer einen anderen Grund suchen, um Botschaften in Brand zu setzen und Menschen zu ermorden. Für radikalislamische Gruppierungen ist dieser Film ein Segen, können sie doch aus diesem nichtigen Anlass religiösen Furor inszenieren und gegen den Westen instrumentalisieren. Das fällt ihnen leicht, denn die „Arabellion“ hat viele Verlierer hervorgebracht und zudem die Ressentiments gegen den Westen nicht beseitigt, obwohl dieser sie teilweise erst möglich gemacht hat.

Damit zeigt sich, dass die USA und ihre Getreuen wieder einmal der Illusion aufgesessen sind, dass jeder, der den selben Feind bekämpft, automatisch ein Freund und Verbündeter ist. Eines ist wohl sicher, auch wenn es zynisch klingen mag: Hätte der US-Botschafter in Libyen nicht so eifrig daran mitgewirkt, die Gegenregierung gegen Gaddafi zu installieren, würde er heute noch leben. Derweil steht das Christentum im Orient vor dem Exodus. Auch das sind die Segnungen der „Arabellion“.


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