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22.09.12 / Kein Nährboden für Frieden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-12 vom 22. September 2012

Kein Nährboden für Frieden
von Hinrich E. Bues

Bei dieser Reise des Papstes in den Libanon haben Protestanten und Katholiken sowie papstkritische Beobachter gleichermaßen den Atem angehalten. Inmitten der anti-westlichen Krawalle in der islamischen Welt wegen eines Mohammed-Filmes begibt sich das Oberhaupt der katholischen Kirche, auch als Repräsentant der Weltchristenheit, in das Pulverfass namens Naher Osten, um über Frieden und Versöhnung zu sprechen. Warum ris-kierte der 85-jährige Papst hier sein Leben?

Die Antwort gab die Bevölkerung des Libanons. Durchgängig wurde Benedikt XVI. in der libanesischen Hauptstadt Beirut mit Jubel empfangen. Bei der Ansprache am Sonnabend vor 25000 Jugendlichen, bei der der Papst besonders herzlich seine muslimischen Zuhörer begrüßte, sprach er voller Mitgefühl über die Lage, die Hoffnungen und Sehnsüchte der jungen Menschen und rief sie zu einem friedlichen Miteinander, zum gegenseitigen Respekt für die Religion des jeweils anderen auf. Und die jungen Menschen applaudierten mit Tränen in den Augen.

Am Sonntagmorgen eine ähnliche Botschaft vor 300000 Gläubigen, die auch aus den Nachbarländern Israel, Syrien und Jordanien gekommen waren. Benedikt verschwieg ebenso wenig wie am Vorabend die zentrale Botschaft der Christenheit von der Erlösung durch das Kreuz und die Auferstehung Christi als Quelle von Versöhnung zwischen Gott und Mensch, zwischen Mensch und Mensch. Jedes Mal, wenn Benedikt seine auf Französisch gehaltene Predigt mit den auf Arabisch gesprochen Worten „Friede sei mit Euch“ unterbrach, brandete lauter Jubel auf. Es hatte etwas Prophetisches an sich, dass der Pontifex in Beirut, wo schon die zwölf Apostel missioniert hatten, nun diesen größten Gottesdienst in der Geschichte des Libanon abhielt.

Ein prophetischer Appell auch deswegen, weil so wenig Hoffnung auf die tatsächliche Umsetzung von Frieden und Versöhnung bestand und besteht. Unmittelbar nachdem der Papst wohlbehalten seine Heimreise angetreten hatte, rief die „Hisbollah“ im Libanon wieder zu Protesten gegen den Schmähfilm „Innocence of Muslims“ auf. Der Generalsekretär der radikal-islamischen Bewegung, Sajed Hassan Nasrallah, kündigte in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache an, dass es am Montag im gesamten Land zu neuen Demonstrationen kommen solle. Die Worte des Papstes schienen bei den Islamisten ungehört verhallt zu sein.

„Wie unerzogene Kinder aus dem 7. Jahrhundert“, würden sich diese Demonstranten verhalten, kommentierte Hendryk M. Broder in der „Welt“ zu Recht das Treiben dieser gewalttätigen Demonstranten, die auch noch völlig unglaublicherweise Verständnis von westlichen Politikern und Medien fänden. Sicher ist die systematische Verletzung religiöser Gefühle definitiv abzulehnen, was dann aber auch für uns Christen gelten müsste, denen in dieser Beziehung öfters Unzumutbares zugemutet wird. Aber das Verbrennen von Fahnen, Erstürmen von Botschaften, das Töten von Botschaftspersonal kann unmöglich zu dem führen, wofür das Wort „Islam“ (salam = Heil, Friede), auch nach der Überzeugung sehr vieler Moslems, eigentlich steht.


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