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22.09.12 / Preußen-Paläste für jedermann / Urenkel des letzten Kaisers saniert denkmalgeschützte Gebäude und schafft Wohnraum für den bürgerlichen Geldadel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-12 vom 22. September 2012

Preußen-Paläste für jedermann
Urenkel des letzten Kaisers saniert denkmalgeschützte Gebäude und schafft Wohnraum für den bürgerlichen Geldadel

Adel und Architektur − das fügt sich meistens gut, betrachtet man nur die Burgen und Schlösser, die über die Jahrhunderte zum touristischen Hingucker geworden sind. Eine Bonner Immobilienfirma setzt diese Tradition dank prinzlicher Unterstützung fort.

Kaiserin-Augusta-Stift, Les Étables Royales, Gutenberghof, Persiusspeicher oder Rote Kaserne − so heißen die „Paläste“ in Berlin und Potsdam mit ihren gut 1000 völlig „bürgerlichen“ Wohnungen. Errichtet hat sie Franz-Friedrich Prinz von Preußen. Er ist nicht nur Urenkel des letzten Kaisers Wilhelm II., sondern auch Aufsichtsratschef der „Prinz von Preußen Grundbesitz AG“ (PvP), die sich für den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude einsetzt.

Zur Einweihung kommen dann schon mal die „Langen Kerls“ vorbei, ein Verein, der sich dem Erbe der friderizianischen Garde verschrieben hat. In authentischen Uniformen haben sie bei einer Veranstaltung die Umsetzung einer teuren baulichen Restaurierung mit Salutschüssen begleitet. Die PvP hat sich einen guten Ruf erworben. Sie rettet Altes vor dem Verfall und schafft Anlageobjekte für wohlhabende Investoren.

Derzeit kündigt die schwerpunktmäßig in Potsdam, Berlin sowie Düsseldorf, Köln und Bonn tätige Gruppe wieder ein neues Großprojekt an: Am Berliner Kladower Damm will sie in bester Lage nahe Wannsee und Havel ein Wohnquartier auf einem riesigen, 4,6 Hektar großen Grundstück gestalten. Die Zahl der Projekte ist groß, gibt es doch viele zahlungskräftige und zum Teil sogar prominente Finanziers.

Im Jahr 2007 gründete der Prinz zusammen mit Theodor J. Tantzen und Frank Lotz als Ergänzung zur PvP die Prinz von Preußen Real Estate GmbH, die sich als Makler auf die Vermittlung hochwertiger Wohn- und Renditeimmobilien spezialisiert. Ein Lizenzpartnernetz ist im Entstehen. Es gibt Vertretungen in Berlins Unter den Linden und an Hamburgs Alster, kurzum an den besten Adressen. Das System soll in den nächsten Jahren international ausgeweitet werden. Die Vermittlung von ausgesuchten Wohn- und Renditeimmobilien hat in Zeiten eines schwächelnden Euro und wachsender Nachfrage nach Betongold, kurz Immobilien, Konjunktur. Die Kunden sind zu 80 Prozent Einzelanleger. Gut 40 Prozent kommen auch ein zweites und drittes Mal wieder. Historisches Flair und Steuervorteile locken außerdem.

Aufwendige Sanierung birgt indes auch Risiken. So musste der Bauträger im April eine vorläufige juristische Niederlage hinnehmen. Laut einem noch nicht rechtskräftigen Urteil des Bonner Landgerichts soll die Firma knapp 1,1 Millionen Euro an Käufer von Wohnungen in Potsdam zahlen. Es ging um zwei Wohnungen im Wert von je 425000 Euro. In dem Potsdamer PvP-Luxuswohnprojekt Schinkelspeicher setzten sich so die Kläger durch, weil sie nicht auf die Belastung des Baus vor der Sanierung mit dem Pestizid DDT hingewiesen worden seien. Das Pflanzenschutzmittel wurde in der DDR häufig in Dachstühlen eingesetzt. Damit behandelte Balken zu entfernen, ist aus Denkmalschutzgründen kaum möglich. Um einen Abriss zu vermeiden, entschied sich die PvP für einen aufwendigen Schutzanstrich, der die DDT-Belastung auf Null senkt, doch das überzeugte vor Gericht nicht. Bei den Kaufverhandlungen seien Mängel im Objekt bewusst verschwiegen worden, hieß es in der Urteilsbegründung.

Die Nachfrage am Markt hält indes an, und das Unternehmen kann auf viele Erfolge verweisen. Eigentumswohnungen in Potsdams Speicherstadt sind weiterhin begehrt und werden derzeit zu Preisen von bis zu 5000 Euro pro Quadratmeter gehandelt. Die PvP vermarktet gerade das Bro­ckesche Palais, ein bisher leer stehendes, vom Verfall bedrohtes Bürgerpalais im Zentrum Potsdams aus der Zeit Friedrichs des Großen. Solch denkmalschützerischer und damit steuerbegünstigter Einsatz fördert das Ansehen der beim Geldadel beliebten PvP. Ob „Résidence au Rivage“ oder „Waterfront Residence“: Mit hübschen Namen und Bildern macht man Investoren das Wohnen in besten Lagen schmack­haft und trägt nebenbei zum Erhalt wertvoller Bausubstanz bei.

„Central Park Living“, ein Gebäuderiegel im Viktoria Park Berlin unweit des Potsdamer Platzes, ist ein weiteres der vor Ideen anscheinend nur so strotzenden Planer. Auch an Neubauten wagt sich das Unternehmen, errichtete in den Offiziersgärten in Potsdam vier moderne Stadtvillen im Gesamtumfang von über zwölf Millionen Euro für insgesamt 44 Wohnungen. Und in Bonn-Bad Godesberg baute das Unternehmen eine Villa passend zu einer historischen Remise für gut 2,4 Millionen Euro aus.

In Potsdam tobt derweil ein wahrer Krieg zwischen Geldadel und linker kommunaler Verwaltung. Grund sind die immens steigenden Grundstückspreise, die sich kein Normalbürger mehr leisten kann. Bislang hat sich der Preußenprinz von den Grabenkämpfen fernhalten können. Bleibt die Frage, wie lange ihn der gute Ruf als Kunst­retter noch vor Anfeindungen schützen kann. Sverre Gutschmidt


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