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22.09.12 / Schweizer bei der Waffen-SS / Historiker auf Spurensuche

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-12 vom 22. September 2012

Schweizer bei der Waffen-SS
Historiker auf Spurensuche

Heinrich Johann Hersche, Jahrgang 1889, SS-Standartenführer, war der zweithöchste Schweizer Offizier der Waffen-SS. Während sich die gängigen Publikationen und TV-Beiträge oft mit der immer gleichen Problematik des Zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus beschäftigen und nur die Fragestellung ändern, hat sich Vincenz Oertle mit einem der letzten dunklen Flecken dieser Zeit befasst. In seinem neusten Buch „Ein Appenzeller in der Waffen-SS“ zeigt der Heereskundler und Historiker Oertle in elf Kapiteln sehr umfassend die Lebensgeschichte dieses Schweizers auf.

So legt Oertle dar, dass vor allem Geldnöte Hersche, als ehemaligen Major der schweizerischen Kavallerie, dazu brachten, nach Berlin zu ziehen. Als erfahrener Reiter und Reitlehrer war es naheliegend, diese Tätigkeit zu wiederholen. In die Waffen-SS zog es ihn, da er anfangs weder in Uniform auftreten noch seine Schweizer Staatsangehörigkeit aufgeben musste und wieder Reitunterricht geben konnte. Oertle beschreibt engagiert und detailliert den Lebensweg Hersches anhand von vielen biografischen Informationen, anhand derer man sehen und nachvollziehen kann, wie sich eine Person im Laufe ihres Lebens unter schweren Schicksalsschlägen verändern kann. Dabei ist der besondere Schwerpunkt auf die militärische Karriere gelegt.

Zudem hat sich Oertle nicht nur auf einen Protagonisten konzentriert. Denn in diesem heeresgeschichtlichen Werk wird auch ein Kapitel deutscher, schweizerischer und französischer Militärgeschichte beleuchtet, wie es in dem Umfang eher selten ist: die französische Freiwilligenlegion gegen den Bolschewismus. Oertle weist auf einen Aspekt hin, der bei der Motivsuche vieler ausländischer Soldaten, die unter dem Hakenkreuz kämpften, vergessen wird: der Kampf gegen den Bolschewismus. Dieser Kampf war auch bei Hersche eine Motivation, wobei auch eine gewisse nationalsozialistische Überzeugung durchaus vorhanden war.

Der rote Faden, der die Teilaspekte des Buches verbindet, wird teilweise durch eine fehlende Abgrenzung stark strapaziert, so dass der Leserhythmus gestört wird.

Auch wenn es sich bei dem Buch weder um eine formal korrekte wissenschaftliche Arbeit noch um ein populärwissenschaftliches Sachbuch handelt, hat Oertle einen wichtigen Punkt beleuchtet, der weiterer Forschung bedarf. Wenn sein Buch diese Forschung vorantreibt – wozu es mehr als geeignet ist –, so hat der Autor einen wichtigen Beitrag für die Geschichtswissenschaft geleistet. Heeresgeschichtlich und historisch Interessierte finden in diesem faktenreichen und im Anhang reich bebilderten Buch 301 Seiten voller neuer Informationen. Max Will

Vincenz Oertle: „Ein Appenzeller in der Waffen-SS“, Verlag Appenzeller Volksfreund, Appenzell 2012, gebunden, 301 Seiten, 28 Euro


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