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29.09.12 / Angst vor Andersdenkenden / Anklage wegen Blasphemie als Instrument für Machterhalt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-12 vom 29. September 2012

Angst vor Andersdenkenden
Anklage wegen Blasphemie als Instrument für Machterhalt

Die Fragwürdigkeit von Blasphemie-Auslegungen zeigte sich exemplarisch am Fall der Jungfrau von Orleans. 1431 auf dem Scheiterhaufen wegen Ketzerei verbrannt, avancierte sie in später zur Nationalheldin und wurde 1920 von Papst Benedikt XV. sogar heiliggesprochen.

Die Geschichte ist voll von solchen Widersprüchen. Ließen Roms Herrscher einst Christen ans Kreuz nageln, so kehrte sich das um, als das Christentum unter Kaiser Theodorus I. (Ostrom) und Valentinian II. (Westrom) 380 n. Ch. zur Staatsreligion aufrückte

Galileo Galilei, der sich über die Kugelgestalt der Erde mit dem Heiligen Stuhl anlegte, wurde der Ketzerei bezichtigt und bis zu seinem Tod 1642 unter Hausarrest gestellt. Die Kurie fürchtete um ihre Macht und das von ihr verbreitete Weltbild. Erst 1992 wurde der gelehrte Mann von der römisch-katholischen Kirche formal rehabilitiert. Diese Beispiele zeigen, wie der Begriff Blasphemie im Machtinteresse der Herrschenden missbraucht werden kann.

Bei den Hexenprozessen im Mittelalter kamen erschreckend viele Menschen ums Leben, die meisten davon wegen Denunziation durch missliebige Nachbarn. Die letzte Verbrennung fand 1775 in Deutschland statt. Und der Orden der Templer wurde offiziell wegen Anbetung von Dämonen aufgelöst. Der wahre Hintergrund indes waren Geldsorgen des Königs Phillip des Schönen und die Konfiszierung greifbarer, während der Kreuzzüge angehäufter Vermögen.

Im Spätmittelalter kam es zu zahlreichen Prozessen gegen Ketzer, die gegen das Dogma der Kirche verstießen. Der tschechische Reformator Johannes Hus starb während des sogenannten Konstanzer Konzils 1415 den Feuertod. Auch hier spielten politische Ränkespiele die entscheidende Rolle. Ebenso starben wegen Ketzerei und Häresie Jakob Hutter 1535, der Reformator Thomas Müntzer zur Zeit der Bauernkriege (ab 1524), der italienische Bußprediger Girolamo Savonarola, Giordano Bruno und einige andere, die vor allem den ausschweifenden Lebensstil der Kurie angeprangert hatten.

„Wer sich aber Allah und seinem Gesandten widersetzt und seine Grenzen überschreitet, den lässt er in ein Feuer eingehen, ewig darin zu bleiben; und für ihn gibt es eine schmachvolle Strafe“ (Sure 4), so legte Mohammed schon früh den Grundstein für die Geschehnisse von heute. Als Blasphemie gilt seither in der islamischen Tradition: Schändung des Korans, Schmähung des Propheten, seiner Familie oder seiner Weggefährten, die Abbildung Mohammeds sowie die Apostasie, der Abfall vom Glauben.

Selbst in vorchristlicher Zeit bei den alten Ägyptern konnten eine Vernachlässigung der Staatsgötter und Blasphemie unter Strafe gestellt werden. Die Verbrennungen von Werken blasphemischen Inhalts waren schon früh gang und gäbe. So ließ der chinesische Kaiser Qin Shihuangdi 213 v. Chr. alle Schriften verbrennen, die gegen die staatstragende Philosophie verstießen. Der Lauf der Zeitgeschichte konnte damit nicht aufgehalten werden. J.F.


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