16.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
29.09.12 / Den Stier an beiden Hörnern packen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-12 vom 29. September 2012

Gastbeitrag
Den Stier an beiden Hörnern packen
von Rostislaw Batalow

Auf Grund aktueller Ereignisse und des Versagens staatlicher Kontrollorgane rücken die Aktionen im Kampf gegen „Rechts“ immer mehr ins Visier der Medien. Im Schatten davon verlaufen die Aktionen der linksextremistischen Szene – der Autonomen und diverser Antifa-Gruppierungen, die oft mit Gewalt gegen Mensch und Sachen daherkommen – meist anonym und oft in schwarzer Vermummung. Straßenschlachten mit der Polizei, brennende Autos, zerstörte Einrichtungen – alles Kavaliersdelikte? Antifaschistisch – wie gut das klingt – viel besser als faschistisch. Was wissen diese Typen beider extremer Szenen überhaupt über die tatsächliche Geschichte dieser Begriffe und woher nehmen sie ihre Zielsetzungen? Ist denen bewusst, dass ihrer beider „Kampfideen“ aus einem Kopf stammen? So, wie ein gefährlicher Kampfstier zwei Hörner hat – ein rechtes und ein linkes – so wachsen doch beide aus einem Schädel, aus derselben Substanz. Und beide sind kreuzgefährlich und nicht friedlich.

Was ist überhaupt Faschismus und wer sind diese Faschisten? Wenn man die Reden der Politiker in Deutschland von 1933 bis 1945 genau analysiert hätte, dann hätte man bemerkt, dass sich niemand von denen selbst als Faschist bezeichnet hat. Sie nannten sich Nationalsozialisten, und die Partei, die die Wahlen 1933 gewonnen hatte, NSDAP – Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Und Hitler selbst betonte bei jedem seiner Auftritte, dass er Sozialist sei. Das Regime selbst bezeichnete sich selbst niemals als faschistisch. Der plakativ-beleidigende Begriff „Faschist“, heute gebraucht als Synonym für alles „Schlechte“, wurde von den Internationalsozialisten geprägt, die sich Antifaschisten nannten.

Der sowjetische Internationalsozialismus und der deutsche Nationalsozialismus waren zwei klar ausgebildete totalitäre Regime und einander sehr ähnlich. Beide Regime teilten sich in den Jahren 1939 bis 1940 gemeinsam Europa. Sowohl der internationale als auch der nationale Sozialismus verfluchten den amerikanischen und englischen Kapitalismus und wollten ihn vernichten. Und so wurde in Deutschland der nationale Sozialismus und in der UdSSR der internationale Sozialismus aufgebaut, der die ganze Welt erobern wollte. In Mos­kau begann man mit dem Bau eines riesigen Sowjetpalastes, der ein leuchtendes Symbol für den Sieg des Sozialismus werden sollte. Auf dem 400 Meter hohen Sockel sollte eine drehbare 100 Meter hohe Leninstatue stehen, die mit ausgestrecktem Arm in alle Windrichtungen zeigen könnte. Aber die Idee vom Internationalsozialismus in der ganzen Welt zerplatzte wie eine Seifenblase und an Stelle des Palastes wurde das große Freibad „Moskwa“ errichtet. Aber auch das nationalsozialistische Re­gime strebte nach Gigantomanie, denn in Berlin gab es Projekte für das größte Gebäude der Welt – eine große „Volkshalle“ für 180000 Menschen. Darauf sollte der deutsche Adler thronen – in den Klauen die Weltkugel haltend. Aber stattdessen fiel das NS-Regime mit all seinen Plänen im Bombenhagel der Alliierten in Trümmer. Und nach dem Krieg waren davon nur noch Schutthaufen und Ruinen übrig, die hauptsächlich von den Frauen enttrümmert wurden. Millionen deutscher Männer muss­ten nach diesem sinnlosen Krieg dafür in den Kriegsgefangenenlagern der Siegerländer schuften.

Die Gemeinsamkeit der internationalsozialistischen und der nationalsozialistischen Idee zeigt sich auch noch darin, dass sowohl in der Sowjetunion als auch in Deutschland die einzig herrschende politische Kraft eine sozialistische Partei war. Der Chefredakteur der „Prawda“, Nikolai Bucharin, drückte das Wesen seines sowjetischen Regimes in einem Aphorismus so aus: „Wir haben ein Mehrparteiensystem: eine Partei ist an der Macht und die anderen sind im Gefängnis.“ Auch in Deutschland gab es damals nur eine Partei, die NSDAP. Und viele Vertreter der anderen Parteien saßen auch in den KZ und Gefängnissen. In beiden Systemen wurden die Interessen der Partei massiv durch eine Geheimpolizei mit verbrecherischen Methoden durchgesetzt. Und das erschreckende Resultat der verbrecherischen Handlungen dieser beiden totalitären sozialistischen Regime waren viele Millionen unschuldiger Menschen, die für eine wahnwitzige Idee ihr Leben lassen mussten.

Der israelische Friedensnobelpreisträger Menachem Begin, der vom NKWD verhaftet wurde und zwei Jahre im Gulag verbrachte, erstellte in seinen Memoiren „Die Geschichte eines Häftlings in Russland“ eine umfassende Diagnose der sozialistischen Gesellschaft. Er zeigt die Gesetzlosigkeit, die unbegrenzte politische Tyrannei, das völlige Vergessen irgendwelcher moralischer Prinzipien, die extreme Ausnutzung durch Sklavenarbeit, die Atmosphäre von Terror und Angst. In dem bekannten Verbrechen von Katyn zeigt sich das ganze immanente Wesen des internationalen Sozialismus – die Vernichtung der gesamten schöpferischen Elite einer jeden beliebigen Nation unter der Kaschierung von Losungen. Der Begriff „Die Tragödie von Katyn“ bedeutet die Erschießung zehntausender polnischer Bürger, die als Elite des Landes galten, im Frühjahr 1940 – ohne Verhandlung und Gerichtsurteil. Sie wurden als „Feinde der Sowjetmacht“ erschossen. Und so, wie sich in einem Wassertropfen die Sonne widerspiegeln kann, so zeigt sich im Fall Katyn das ganze Wesen dieser sozialistischen Idee. Aber auch heute noch gibt es – trotz aller historischen Erkenntnisse –Menschen in Deutschland, die davon überzeugt sind, dass die polnischen Offiziere von den Deutschen im Herbst 1941 erschossen worden seien. Ich nenne dies Masochismuskomplex nach dem Motto: „Wir sind nicht so schlecht, wie man es uns nachsagt. Wir sind noch schlimmer!“

Die Bevölkerungsverluste in der Sowjetunion wurden von einigen unabhängigen Wissenschaftlern errechnet. Und sie zeugen vom Genozid der Internationalsozialisten. Dies beweisen die Zahlen der Menschenverluste in Russland. So kam beispielsweise Professor Kurganov nach einer demographischen Analyse zu dem Ergebnis, dass von 1917 bis 1959 insgesamt 110,7 Millionen Menschen gewaltsam umgekommen sind. Von diesen 110,7 Millionen waren 44 Millionen Opfer des Zweiten Weltkrieges, also 40 Prozent. Die Verluste aus den Nichtkriegszeiten, das heißt aus der Zeit der Revolution und der Zeit der so genannten „revolutionären Umgestaltung“, betragen 66,7 Millionen Menschen. Über die Zahl der Opfer des Nationalsozialismus gibt es auch hinreichend Angaben.

Auf Anregung der Prager Deklaration von 2008 wurde ein europäischer Gedenktag für die unschuldigen Opfer des Internationalsozialismus und des Nationalsozialismus eingeführt. Das Europaparlament bestimmte daraufhin 2009 den 23. August als jährlichen Gedenktag. Es ist der Tag, an dem 1939 der so genannte Nichtangriffs­pakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion zusammen mit dem geheimen Zusatzprotokoll unterschrieben wurde, nach dem diese beiden totalitären sozialis­tischen Staaten das übrige Europa unter sich aufteilten. Man muss sich beiden extremen Seiten entgegenstellen und eine fundierte reale Geschichtsaufklärung betreiben, damit letztendlich die Vergangenheit von allen Seiten aufgearbeitet wird. Demokratie setzt eine allseitige ehrliche Auseinandersetzung voraus. Will man diesen Kampfstier bändigen, dann muss man ihn an beiden Hörnern gleichermaßen packen.

 

Dr. Rostislaw Batalow lebte bis 1988 in der Sowjetunion und studierte in Moskau Philosophie, Geschichte und Regie. Er arbeitet als freier Regisseur und Sprecher.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren